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Gas: Russland dreht Niederlande Gashahn ab – heute auch Dänemark?

Russland liefert kein Gas mehr an die Niederlande. Und Gazprom könnte heute auch Lieferungen nach Dänemark beenden. Hier die aktuelle Lage mit Aussagen von Gasversorgern. Auch schauen wir darauf, warum der Gaspreis daraufhin nur minimal ansteigt.

Gas-Flamme auf einem Herd

Polen, Bulgarien und Finnland bekommen bereits kein Gas mehr aus Russland. Jetzt sind die Niederlande und Dänemark dran! Der russische Gaskonzern Gazprom beendet nach und nach die Lieferungen von Gas an europäische Kunden. Vorgeschoben wird als Begründung immer wieder die Weigerung der jeweiligen privaten Einkäufer, wie von Wladimir Putin gefordert die Lieferungen in Rubel zu bezahlen. Aber man darf vermuten, dass es eher Strafmaßnahmen sind, weil die EU die Ukraine unterstützt und Russland massiv sanktioniert?

Kein russisches Gas mehr für die Niederlande – Stellungnahme von GasTerra

Gestern Abend hat der niederländische Gashändler GasTerra laut eigener Mitteilung beschlossen, die einseitigen Zahlungsauflagen von Gazprom nicht zu erfüllen. Diese Zahlungsauflagen seien in einem Dekret des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Zahlung für die Lieferung von russischem Gas festgelegt. Als Reaktion auf die Entscheidung von GasTerra habe Gazprom erklärt, die Lieferung mit Wirkung vom 31. Mai 2022 einzustellen. Und Gazprom hat die Einstellung der Lieferung an die Niederlande inzwischen in der Tat bestätigt, siehe Tweet.

In einem Dekret vom 31. März erklärte der russische Präsident Putin, dass das russische Gas von nun an in Rubel bezahlt werden muss. Das bedeutet, dass jeder, der Gas kaufen will, sowohl ein Euro- als auch ein Rubel-Konto bei der Gazprombank in Moskau eröffnen muss. GasTerra wird sich laut eigener Aussage nicht auf die Zahlungsforderungen von Gazprom einlassen. Der Grund dafür sei, dass damit die Gefahr bestehe, gegen die von der EU verhängten Sanktionen zu verstoßen, und dass der geforderte Zahlungsweg mit zu vielen finanziellen und operativen Risiken verbunden sei. Insbesondere die Eröffnung von Konten in Moskau nach russischem Recht und deren Kontrolle durch das russische Regime stelle für das Groninger Unternehmen ein zu großes Risiko dar.

Die Einstellung der Lieferungen durch Gazprom bedeutet laut GasTerra, dass bis zum 1. Oktober 2022, dem Datum, an dem der Vertrag endet, etwa 2 Milliarden Kubikmeter des vertraglich vereinbarten Gases nicht geliefert werden. GasTerra habe sich darauf eingestellt, indem es Gas von anderen Anbietern kauft. Der europäische Gasmarkt sei stark integriert und umfangreich. Es sei jedoch nicht vorhersehbar, wie sich der Lieferausfall von 2 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland auf die Angebots-/Nachfragesituation auswirken wird, und ob der europäische Markt diesen Lieferausfall ohne schwerwiegende Folgen verkraften kann. GasTerra hat nach eigener Aussage Gazprom wiederholt aufgefordert, die vertraglich vereinbarte Zahlungsstruktur und die Lieferverpflichtungen einzuhalten, jedoch ohne Erfolg.

Hinweis aus Dänemark vor anstehendem Lieferstopp durch Gazprom

Nachdem die Niederlande ab heute also von Gazprom nicht mehr mit Gas beliefert werden, könnte auch Dänemark womöglich schon heute oder morgen das selbe Schicksal erleiden. Der dänische Anbieter Orsted meldet nämlich, dass Gazprom Export weiterhin verlangt, dass Orsted für die Gaslieferungen nach Dänemark in Rubel zahlt. Dazu sei Orsted laut Vertrag aber nicht verpflichtet, und man habe Gazprom Export wiederholt mitgeteilt, dass man dies nicht tun wird. Die Zahlungsfrist läuft am heutigen 31. Mai ab, und Orsted werde weiterhin in Euro zahlen. Es besteht laut Mitteilung des Anbieters daher die Gefahr, dass Gazprom Export die Gaslieferungen an Orsted einstellt. Dies sei dann ein Vertragsbruch seitens Gazprom.

Da es keine Gaspipeline gibt, die direkt von Russland nach Dänemark führt, könne Russland laut Orsted die Gaslieferungen nach Dänemark nicht direkt unterbrechen, so dass es für Dänemark weiterhin möglich sei Gas zu beziehen. Dies bedeute jedoch, dass das Gas für Dänemark in größerem Umfang auf dem europäischen Gasmarkt gekauft werden müsse. Man gehe aber davon aus, dass dies möglich sein wird. Bei Orsted habe man sich auf dieses Szenario vorbereitet, um das Risiko zu minimieren, dass die Gaskunden von Orsted, bei denen es sich in erster Linie um große Unternehmen in Dänemark und Schweden handelt, Engpässe bei der Gasversorgung erleiden. Orsted verfügt über Speicherkapazitäten u.a. in Dänemark und Deutschland, die man derzeit auffüllt, um die Gasversorgung seiner Kunden sicherzustellen und zur Versorgungssicherheit des Marktes beizutragen.

Warum der Gaspreis heute nur minimal ansteigt

Der europäische Gaspreis Dutch TTF (Liefermonat Juli) reagiert mit dem Lieferende von Gazprom für die Niederlande und dem drohenden Lieferstopp Richtung Dänemark nur mit einem kleinen Anstieg. Heute steigt der Gaspreis lediglich um 2,5 Prozent auf 93,57 Euro. Eigentlich müsste er doch viel kräftiger steigen, weil dank Verknappungsängsten diese Länder auf dem europäischen und globalen Gasmarkt andere Lieferanten finden müssen, und dies für verstärkten Aufwärtsdruck im Gaspreis sorgt? Aber dem ist offenkundig nicht so. Offenbar ging man am Gasmarkt bereits davon aus, dass diese Maßnahme gegen die Niederlande kommen würde. Und offenbar ist man am Terminmarkt überzeugt, dass Länder wie Dänemark und die Niederlande in den letzten Monaten bereits Vorkehrungen getroffen haben, die genau dieses Szenario berücksichtigen – wie es bereits vorher Finnland und Polen getan hatten.

Man hat also bereits vorher zu großen Teilen auf andere Lieferanten umgestellt. Und die Niederlande zum Beispiel sind über ihre Seehäfen und das europäische Gasnetz gut gerüstet, wenn es um alternative Versorgungswege für Gas geht. Und in der Mitteilung von GasTerra las man es ja: Der Vertrag mit Gazprom wäre eh am 1. Oktober ausgelaufen – von daher darf man davon ausgehen, dass GasTerra schon zu großen Teilen auf alternative Bezugsquellen umgestellt hat. Von daher sieht man am Terminmarkt für Gas wohl keinen all zu großen Schock, und der Gaspreis steigt nur minimal.



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