Gas

Gas-Lagerbestände rauschen in den Keller – unverhoffte Rettung naht

Die Gas-Lagerbestände sind mit unter 30 % dramatisch gering. Aber es naht derzeit "Rettung" von unverhoffter Stelle.

LNG-Tanker. Foto: Haritonovstock-Freepik.com

Die deutschen Gas-Lagerbestände sind massiv in den Keller gerauscht. Die folgende Grafik der Bundesnetzagentur zeigt als orange Linie die Entwicklung der Speicherstände in den letzten zwölf Monaten. Vom Hoch bei 98 % Füllstand im November 2024 ging es nur noch bergab auf aktuell 28,91 % – ein dramatisch geringer Wert! Zum Vergleich: Im März 2024 lag der Füllstand noch bei komfortablen 66,15 % (blaue Linie). Eigentlich wäre der aktuelle Absturz der Lagerbestände ein Zeichen dafür, den Gaspreis durch die Decke zu schicken? Aber nein, der Gaspreis am Terminmarkt bleibt auf relativ tiefen Niveaus. Und es naht „Rettung“ von unverhoffter Seite!

Grafik zeigt Entwicklung der Gas-Lagerbestände

Gas-Lagerbestände im Keller – Gaspreis aber unbeeindruckt

Die folgende Grafik zeigt den Verlauf im europäischen Terminmarkt-Gaspreis TTF. Vom Hoch bei 58 Euro pro Megawattstunde vor fünf Wochen ist der Preis bis jetzt deutlich gesunken auf 43,65 Euro. Gegenüber den Preisniveaus aus Frühjahr 2024 ist das zwar fast eine Preisverdoppelung, aber der Preisrückgang der letzten Wochen zeit Entspannung.

Holger Zschaepitz von der WELT schreibt heute zur Lage am deutschen Gasmarkt: „Guten Morgen aus Deutschland, wo die Gasspeicherbestände unter die kritische Marke von 30 % gefallen sind. Pläne zur Anpassung der europäischen Speicherziele und die mögliche Rückkehr von russischem Pipelinegas haben die Spotgaspreise jedoch nach unten gedrückt. Die EU hat außerdem die Frist für die Erfüllung der Speicherziele unter bestimmten Bedingungen bis zum 1. Dezember verlängert. Industrie und Haushalte zahlen nach wie vor eine Abgabe zur Deckung der Kosten für die Wiederbefüllung der Speicher – eine Maßnahme, die nach der Energiekrise eingeführt wurde, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Hilfe von unverhoffter Seite

Es könnte bald deutlich mehr Gas-Angebot auf den europäischen Markt strömen, was den Gaspreis womöglich weiter entlasten könnte. Donald Trumps Handelskrieg hat aktuell nämlich einen unerwarteten Effekt: Chinesen verschiffen US-Gas lieber direkt weiter nach Europa! Seit 40 Tagen hat China kein Flüssigerdgas mehr aus den USA eingeführt – so lange wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, das berichtete Bloomberg vorgestern. Um Pekings Zölle auf den Gas-Importe aus den USA zu umgehen, verschiffen Händler Lieferungen stattdessen nach Europa. Laut von Bloomberg zusammengestellten Schiffs-Positions-Informationen ist die Importunterbrechung die längste seit Juni 2023. Nach Daten des Analyseunternehmens Kpler sind derzeit keinerlei US-Lieferungen auf dem Weg nach China.

Der von der Trump-Regierung provozierte Handelskrieg droht, den weltweit größten LNG-Verkäufer und den größten Abnehmer voneinander zu trennen. Als Vergeltung für die pauschalen amerikanischen Strafzölle auf chinesische Exporte hatte Peking ab dem 10. Februar einen Zoll von 15% auf Flüssigerdgas-Lieferungen aus den USA verhängt.

Händlern zufolge verkaufen chinesische Gaskäufer mit langfristigen Verpflichtungen gegenüber US-Projekten diese Lieferungen nun nach Europa weiter. Unternehmen aus der Volksrepublik zögern, neue Verträge mit US-Anbietern abzuschließen. Stattdessen versuchen sie, Lieferungen aus dem asiatisch-pazifischen Raum oder dem Nahen Osten zu beziehen.

Am Montag hat China Resources Gas International vereinbart, ab 2027 für 15 Jahre LNG von der australischen Woodside Energy Group zu kaufen. Es ist der erste langfristige Liefervertrag zwischen chinesischen und australischen Unternehmen seit Jahren. Die Handelsbeziehungen zwischen Canberra und Peking verbessern sich inzwischen wieder, nachdem sie zu Beginn des Jahrzehnts einen Tiefpunkt erreicht hatten.

China treibt indessen die Gasförderung im eigenen Land voran. Die Fördermenge verzeichnete in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 einen Anstieg von 3,7% gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig dämpfen billigere Alternativen — von Kohle über erneuerbare Energien bis hin zu Pipelinegas aus Russland — die Nachfrage Chinas nach über dem Seeweg eingeführten Flüssigerdgas.

FMW/Bloomberg



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9 Kommentare

  1. Also kauft China dann bei Putin?

  2. Glückliche Zeiten waren es, als noch das Gas per Pipline aus Russland kam.

    1. Glückliche Zeiten mit russischem Gas? Das könnte die eine oder andere Ukrainerin anders sehen, der russische Truppen, Drohnen und Raketen das Heim zerbombt, den Mann geschlachtet und die Kinder verschleppt haben. Die Abhängigkeit Westeuropas von russischem Gas ließ Putin den Einmarsch in der fernen Ukraine wagen. Nur, so fern ist die nicht.

      1. 2014. Wer hätte wie, wo und was abgeschlachtet wie Vieh?
        Ist das schon in Vergessenheit geraten?
        Ach nee. Die Ukraine ist soooo unschuldig

        1. Trump-in-den-Hintern-Treter

          Nur zur Info : Die Russen sind aufgrund der Meinung ihres Massenmörders Putin in die Ukraine einmarschiert , nicht umgekehrt.
          Und komm mir jetzt keiner mit: Die Nato ist zu nahe an Russland herangerückt!

  3. Hallo Mani

    Auch Europa kauft LNG bei Putin für teures Geld. Denn über Nordstream soll ja nicht geliefert werden.
    Typische deutsche Sanktionslogik.
    Hauptsache es wird teuer für Deutschland.

    …LNG: Deutschland ermöglicht große Importe von Russland nach Europa – DER SPIEGEL

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutschland-ermoeglicht-grosse-lng-importe-von-russland-nach-europa-a-072ef6f0-6526-48ec-9772-37abbff70c1e

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Ich werde eines nie verstehen. Algerien hat eines der größten Gasvorkommen weltweit. Dazu verfügt es über 3 direkte Pipelines von den Gasförderstellen in Hassi Messaoud (Sahara) nach Italien und nach Spanien. Deutschland bräuchte nur seine LNG Tanker an diesen Andockstationen runter zu schicken und zu betanken. Es wäre ein Direktgeschäft zwischen Deutschland und Algerien; die USA hätten hier überhaupt keinen Einfluss auf Zöllen und auch kein Mitspracherecht.
    ich verstehe nicht warum man nicht diesen direkten Weg geht. Die Preise mit Algerien sind sehr vernünftig.

  5. Hall @ Jasmin v.H.
    Dann müssten die Amis auch in Algerien „zündeln. Wahrscheinlich irgendwelche religiösen Gruppen gegeneinander aufwiegeln.
    Die Russen liefern z. Z. sogar mehr LNG als die Amis, denn sie haben ihr Liefervolumen gegenüber dem Vorjahr sogar noch um über 19 % erhöht.
    Aber das passt hier einigen Kommentatoren nicht in ihr Märchenbuch.

    …Rekordimporte trotz Sanktionen: Russ..isches LNG fließt weiter nach Europa..

    https://www.fr.de/wirtschaft/rekordimporte-trotz-sanktionen-wie-russisches-lng-weiter-nach-europa-fliesst-zr-93539557.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Fugmann

      Zitat Helmut: „Denn damals wurde ein Handelsdefizit mit Gold ausgeglichen; danach in Dollars.“ Ein Handelsdefizit wird nicht ausgeglichen, weder mit Gold noch mit Dollar. Ein Handelsdefizit ergibt sich aus dem Saldo zwischen Exporten und Importen, sofern dieser negativ ist. Die Währungsreserven ergeben sich aus dem Saldo der Kapitalströme. Davon sind Umtausche durch Im- und Exporte ein Teil. Von 1970 bis ca. 2000 haben die Währungsreserven zugenommen. Zitat Helmut: „Stell dir mal vor, wie viel Gold Deutschland heute besitzen würde, wenn immer weiter Handelsdefizite mit Gold ausgeglichen worden wären.“ Welches Handelsdefizit soll bitte ausgeglichen werden? Es gibt seit Ende der 1970er-Jahre keine Handelsdefizite mehr. Diese Aussage ergibt nur Sinn, wenn Helmut davon ausgeht, dass es Defizite gegeben hätte. Helmuts Aussage ist also auf vielen Ebenen schlicht und ergreifend falsch. Und ja, er hat zumindest implizit behauptet, Deutschland hätte seit 1970 Außenhandelsdefizite.

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