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Traumhafte Konstellation am Gasmarkt Gaspreis rutscht auf 21-Monatstief – LNG-Importe auf Rekordhoch

Der europäische Gaspreis fällt auf ein 21-Monatstief. Hohe Lagerbestände, LNG-Importe auf Rekordhoch - schauen wir auf die aktuelle Lage.

Dax immer höher, Gaspreis immer tiefer, LNG-Importe auf Rekordhoch, Gas-Lagerbestände in Europa zum Frühlingsanfang deutlich höher als in den Vorjahren. Diese Aspekte als Kombination ergeben einen Sinn. Bevor wir zu den Details kommen, schauen wir doch kurz auf diesen Chart, der zwölf Monate zurückreicht. Wir sehen in orange den steigenden Dax, und in grün den fallenden europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF. Vom Hoch bei 342 Euro im August 2022 ist er bis heute auf 36,75 Euro gefallen – das tiefste Preisniveau seit 21 Monaten! Je tiefer der Gaspreis, desto besser für europäische Verbraucher und Unternehmen, was für den Aktienmarkt natürlich ein freudiges Signal ist! Man überwindet die Energiekrise, die Versorgungssicherheit ist gewährleistet, und somit entfällt dieses Problem (derzeit) komplett als Negativ-Faktor für die europäischen Aktienmärkte.

Vergleich von Dax und Gaspreis in den letzten zwölf Monaten

Gaspreis immer tiefer – derzeit perfektes Umfeld

Warum der europäische Gaspreis immer tiefer fällt? Die Kombination von Faktoren ist traumhaf, zumindest aktuell. Natürlich wurde dieser Zustand teuer erkauft, über das dramatische Hochschrauben des Zusammenraffens von Flüssiggas (LNG) auf dem Weltmarkt Richtung Europa, womit dieser Brennstoff in Entwicklungsländern wie Pakistan nun Mangelware ist. Aktuelle Daten von Gas Infrastructure Europa zeigen, dass die Gasspeicher in Deutschland aktuell zu 67,29 % gefüllt sind, und im EU-Schnitt zu 60,16 %. Von diesem hohem Niveau aus kann man wohl recht bequem bis zum Start der neuen Heizsaison in einem halben Jahr die Gasspeicher wieder randvoll machen. Diese Aussicht sorgt für Entspannung im Gaspreis. Reichlich Angebot bei reduzierter Nachfrage drückt nun mal den Preis an der Börse, das ist der normale Mechanismus. Der deutsche Gasmarkt-Koordinator Trading Hub Europe GmbH benötigt laut aktuellem Bloomberg-Bericht in diesem Sommer keine Staatshilfe mehr für die Auffüllung der Gasspeicher. Auch daran erkennt man die entspannte Lage am Gasmarkt.

LNG-Importe auf Rekordhoch

Wo diese entspannte Lage am Gasmarkt aktuell auch noch herrührt, weshalb in Folge der Gaspreis immer weiter fällt? Obwohl die großen Gaslieferungen aus Russland per Pipeline entfallen sind, kommt massenweise LNG aus Übersee. Bloomberg schreibt aktuell: Ein relativ milder Winter, eine geringere Nachfrage und ein Zustrom von verflüssigtem Gas haben dazu beigetragen Preisschwankungen zu verhindern, während Europa seine Vorräte für die nächste Heizperiode aufstockt. Die westeuropäischen LNG-Importe stiegen im April sprunghaft auf einen Rekordwert von 10,6 Millionen Tonnen, was auf Lieferungen nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande zurückzuführen ist, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Die USA lieferten etwa 50 % des LNG, während auf russische Ladungen etwa 10 % entfielen.

LNG-Importe klettern auf Rekordhoch

Expertenkommentare zum niedrigen Gaspreis

„Zweifellos üben die anhaltend hohen LNG-Flüsse in Verbindung mit den bereits hohen Lagerbeständen Druck auf den Markt aus“, so James Waddell, Leiter des Bereichs europäisches Gas und globales LNG beim Beratungsunternehmen Energy Aspects Ltd. „Wenn das Wachstum der chinesischen LNG-Nachfrage nicht anzieht und wir in diesem Jahr nur wenige Ausfälle von LNG-Exportanlagen weltweit sehen, dann sind Preise unter 40 Euro pro Megawattstunde sinnvoll“.

Dennoch besteht laut Goldman Sachs das Risiko, dass es im nächsten Winter wieder zu einer extremen Verknappung am Gasmarkt kommt, insbesondere wenn die kalte Witterung früh einsetzt. Es besteht auch die Sorge, dass der Gaspreis in die Höhe schnellen könnte, wenn die Nachfrage der Industrie anzieht. Die Terminkontrakte sind zwar von ihren Rekordständen im letzten Jahr zurückgegangen, bleiben aber historisch hoch.

„Es gibt viele Faktoren, die die Situation in Europa leicht verändern können“, sagte Marco Saalfrank, Leiter des kontinentaleuropäischen Handels bei der Axpo Solutions AG, in einem Interview am Rande der Flame-Konferenz in Amsterdam. „Das macht es sehr schwierig, eine Prognose abzugeben, aber das ist auch der Grund, warum wir immer noch eine gewisse Risikoprämie sehen.

FMW/Bloomberg

LNG-Tanker befördert Gas
An LNG tanker. Photographer: Chris Ratcliffe/Bloomberg


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3 Kommentare

  1. Das Schweigen der Putinversteher verstehe ich nicht 😂

    1. Meinen Sie etwa, dass Gas jetzt günstig sei?
      Die Firmen, die weg sind oder dicht, bleiben es, und es werden die nächsten Monate und Jahre noch viele folgen.
      Ich finde es auch ziemlich unverschämt, dass der Staat einfach mal eben so unseren Gaspreis um über 60% per Zwangsumlage erhöht. Eigl. gehört solches gebaren vors Gericht und die Veranlasser in den Knast

      1. Dafür sind aber alle öffentlichen Gebäude von der neuen Heizungsregelung sprich Zwang zur Wärmepumpe ausgenommen. Betrifft also nur die Masse der Untertanen.

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