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Energiekrise Gaspreis erstaunlich schwach – EU-Gaspreisdeckel viel tiefer?

Der Gaspreis fällt seit Tagen, und das deutlich. Der EU-Gaspreisdeckel soll tiefer ausfallen, und in Wilhelmshaven kann nun LNG anlanden.

Seit Tagen fallen die Gasspeicher-Füllstände in Deutschland und europaweit in schnellem Tempo, wegen dem kalten Wetter. Je kälter, desto stärker müssen die Heizungen aufgedreht werden. Da müsste der Gaspreis am Terminmarkt doch eigentlich fallen? Aber nein, der für Europa maßgebliche Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF fällt seit Tagen, und zwar von über 150 Euro pro Megawattstunde am 8. Dezember auf jetzt 108,55 Euro – gegenüber Freitag Abend ein Minus von 6 Prozent!

Wohl positiv wird vom Markt beachtet, dass Deutschland nun auch LNG-Importland ist. Am Wochenende wurde das Importterminal in Wilhemshaven von Bundeskanzler Olaf Scholz eingeweiht. Bloomberg merkt an, dass der Gaspreis jetzt wieder leicht unter dem Niveau des letzten Jahres liegt, aber immer noch fast dreimal so hoch wie im Fünfjahresdurchschnitt. Für die kommenden Tage werden in Nordwesteuropa Temperaturen über der Norm vorhergesagt, was dazu beitragen könnte, den Heizungsbedarf nach der jüngsten Frostperiode zu senken. Doch zum Jahresende steht ein weiterer Kälteeinbruch bevor, der die Widerstandsfähigkeit der Region auf die Probe stellen wird.

Gaspreisdeckel auf EU-Ebene deutlich niedriger?

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union diskutieren am heutigen Montag erneut eine Obergrenze für den Gaspreis (Gaspreisdeckel). Der neue Vorschlag ist um fast ein Drittel niedriger als der ursprüngliche der Europäischen Kommission, der als zahnlos kritisiert worden war, so Bloomberg. Die tschechische Regierung, die die rotierende EU-Präsidentschaft innehat, schlug vor, die Obergrenze für den Gaspreis auf 188 Euro pro Megawattstunde zu senken. Die Kommission hatte dagegen 275 Euro vorgeschlagen. Der Entwurf, der den Mitgliedstaaten am Samstag mitgeteilt wurde und den Bloomberg News einsehen konnte, kommt wenige Tage nachdem der EU-Gipfel das Thema erörtert hat.

Der Gaspreisdeckel, Teil eines größeren Maßnahmenpakets gegen die Energiekrise, ist unter den Mitgliedsstaaten schwer umstritten. Vor allem Deutschland und die Niederlande sind gegen eine zu strenge Preisgrenze, da sie fürchten, dass die Beschaffung darunter leiden könnte. Belgien, Griechenland, Italien und Polen insistieren hingegen auf einem Deckel von unter 200 Euro.

Die historisch hohen Gaspreise sind zum einen ein wesentlicher Inflationstreiber in der EU, zum anderen belasten die Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine auch die Versorgungssicherheit mit dem Brennstoff. Die Regierungen der Union stecken Hunderte von Milliarden Euro in staatliche Unterstützungsmaßnahmen für Haushalte und Betriebe.

Nach der jüngsten Überarbeitung würde der so genannte Gasmarktkorrekturmechanismus in Kraft treten, wenn die Monats- bis Jahreskontrakte an der niederländischen Title Transfer Facility drei Tage lang 188 Euro pro Megawattstunde übersteigen. Außerdem müsste die Differenz zu einem vorher festgelegten LNG-Preiskorb mehr als 35 Euro betragen. Verträge, die diese Obergrenze überschreiten, dürfen nicht ausgeführt werden.

Darüber hinaus sieht der Entwurf vor, dass die EU-Kommission Marktinterventionen beenden kann, wenn sie die Maßnahmen der EU zur Reduzierung der Gasnachfrage untergraben oder die Versorgungssicherheit gefährden. Einige Kritiker befürchten, dass eine Begrenzung beim Gaspreis in Europa die Attraktivität des Marktes für Verkäufer auf der ganzen Welt verringern könnte.

FMW/Bloomberg

Schwimmender LNG-Terminal in Wilhemshaven
Schwimmender LNG-Terminal in Wilhemshaven. Photographer: Liesa Johannssen/Bloomberg


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4 Kommentare

  1. Lieber Herr Kummerfeld,

    „Seit Tagen fallen die Gasspeicher-Füllstände in Deutschland und europaweit in schnellem Tempo, wegen dem kalten Wetter. Je kälter, desto stärker müssen die Heizungen aufgedreht werden. Da müsste der Gaspreis am Terminmarkt doch eigentlich fallen?“

    Es müßte dich „steigen“ heißen?

    Ihnen meinen besten Dank für Ihre Artikel, die für mich sehr informativ sind. Schöne Feiertage und für 2023 alles Gute

    1. @Peter, die Füllung der Gasspreicher fällt, weil wegen der Kälte mehr Gas verbraucht wurde vor allem von Haushalten..

  2. Lieber Herr Fugmann,

    ich bezog mich auf den folgenden Satz „Da müsste der Gaspreis am Terminmarkt doch eigentlich fallen?“

    Auch Ihnen meinen besten Dank für Ihre sehr große Leistung, die nicht hoch genug eingeschätzt wewrden kann!!

    Ihnen alles, alles Gute.

    1. @Peter, lieben Dank für Ihre Worte!

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