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"Heat or eat" Gaspreis: Europa in Konkurrenz zu Asien – Faktor Wetter

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Wie sich der Gaspreis in Europa entwickelt, hängt nach dem Stopp der Lieferungen durch Nord Stream 1 nun vor allem von zwei Faktoren ab: vom Wetter und der Gas-Nachfrage in Asien. Je kälter die Temperaturen, umso stärker die Nachfrage in Europa und Asien – beide Kontinente konkurrieren um das knappe Flüssiggas.

Gaspreis: „Heat or eat“

Leidtragende dieser Konkurrenz sind vor allem finanzschwache Länder in Asien wie Pakistan, die über keine Gas-Pipelines verfügen und daher auf den Import von Flüssiggas angewiesen sind. Da europäische Ländern wie Deutschland ihre Lager vor dem Winter füllen wollen und offenkundig bereit sind, dafür jeden Preis zu bezahlen, gehen in Pakistan buchstäblich „die Lichter aus“. Bundeskanzler Scholz hat den Deutschen angesichts der Energiekrise versichert: „Es gilt mein Versprechen: You’ll never walk alone“. Dennoch wird es für Millionen von Menschen in Europa in diesem Winter wohl heißen: „heat or eat„.

Der Gaspreis in Europa schwankt, nachdem die Länder angesichts der anhaltenden Versorgungsrisiken aus Russland ihre Reserven auffüllen und der Beginn der Heizsaison nur noch wenige Tage entfernt ist, wie Bloomberg berichtet.

Die Benchmark-Futures (TTF) für den ersten Monat werden bei 184 Euro pro Megawattstunde gehandelt. Obwohl der Gaspreis für Europa in den letzten Wochen allgemein gesunken sind, liegt er immer noch etwa sechsmal höher als normal für diese Jahreszeit. Der Markt bleibt angespannt, was zu Volatilität führt.

Europa versucht, eine beispiellose Energiekrise zu bewältigen, die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine und die anschließenden Lieferkürzungen infolge der europäischen Sanktionen gegen Moskau ausgelöst wurde. Länder in der gesamten Region horten Gas und ergreifen Notmaßnahmen vor der am 1. Oktober beginnenden Heizperiode.

Die Gasspeicher auf dem Kontinent sind zu etwa 87 % gefüllt. Vier weitere US-LNG-Ladungen haben Nordwesteuropa als Bestimmungsort angegeben, drei davon sollen Anfang Oktober eintreffen, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Schiffsverfolgungsdaten hervorgeht.

LNG-Importe waren für die europäischen Länder bei der Bewältigung der Krise von entscheidender Bedeutung. Alle Augen richten sich nun auf die Strenge des Winters und die Reaktion der Energienachfrage angesichts des begrenzten Gasangebots.

„Die Entspannung der Gas-Lage muß weiterhin auf die Dämpfung der Nachfrage und ein starkes LNG-Angebot stützen müssen“, sagte Diana Bacila, eine leitende Analystin des Schweizer Stromversorgers Alpiq AG, am Rande einer Konferenz in Düsseldorf, Deutschland, diese Woche.

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Gaspreis gefallen – Europa füllt seine Speicher

Deutschland, der größte Gasverbraucher in der Region, will sich in den kommenden Tagen weitere Lieferungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sichern – wenn Bundeskanzler Olaf Scholz das Land besucht.

Unterdessen forderte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag die Abgeordneten des Bundestags auf, ein massives Rettungspaket für Unternehmen, die mit steigenden Kosten zu kämpfen haben, zu unterstützen. Die Regierung hatte Anfang der Woche beschlossen, den größten Gasimporteur, die Uniper SE, zu verstaatlichen.

Der hohe Gaspreis wird die Nachfrage jedoch weiter dämpfen. So könnte die Volkswagen AG ihre Produktion aus Deutschland und Osteuropa verlagern, wenn die Erdgasknappheit anhält, sagte der größte Automobilhersteller des Kontinents am Donnerstag.

Die niederländischen Frontmonats-Futures für Gas lagen um 10:56 Uhr in Amsterdam wenig verändert bei 187,50 Euro pro Megawattstunde. Das britische Pendant stieg um 0,8%. Der deutsche Referenzpreis für einjährige Stromlieferungen sank um 2,9%.

Faktor Asien und Wetter

Die Wettervorhersagen deuten darauf hin, dass die Temperaturen in der ersten Oktoberwoche in Nordwesteuropa über der Norm liegen und die Witterung mäßig sein wird, so Weather Co. Dies würde einen milden Start in die Heizsaison bedeuten und die Nachfragesorgen verringern.

Der europäische Gasmarkt reagiert weiterhin empfindlich auf mögliche Störungen, nachdem Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs die Gaslieferungen reduziert hat.

Präsident Wladimir Putin hat diese Woche mit der Teil-Mobilisierung bis zu 300.000 Reservisten einberufen, was eine erhebliche Eskalation des Konflikts bedeutet. Der russische Sicherheitsdienst gab außerdem an, einen geplanten ukrainischen Angriff auf die Infrastruktur für die Energieversorgung der Türkei und Europas vereitelt zu haben – eine Behauptung, die Kiew bestritt.

Die LNG-Lieferungen nach Europa könnten in den kommenden Monaten ebenfalls zurückgehen, da der Verbrauch in Asien ansteigt. Die Aussicht auf kälteres Wetter in Japan in diesem Winter könnte einige Versorgungsunternehmen dazu veranlassen, sich zusätzliche Spotlieferungen zu sichern, was den Gaspreis laut Händlern weiter in die Höhe treiben würde. Der asiatische Gaspreis (LNG-Spotpreise) liegt derzeit etwa dreimal so hoch wie im Zehnjahresdurchschnitt.

FMW/Bloomberg

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3 Kommentare

  1. „So könnte die Volkswagen AG ihre Produktion aus Deutschland und Osteuropa verlagern, wenn die Erdgasknappheit anhält, sagte der größte Automobilhersteller des Kontinents am Donnerstag.“

    jetzt wird sogar schon ganz „offiziell“ von der Deindustriealisierung von Deutschland gesprochen.

  2. Lieber Markus Fugmann; ich schätze Ihre scharfen + humorigen Analysen sehr, aber das ist falsch formuliert: „… eine beispiellose Energiekrise zu bewältigen, die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine und die anschließenden Lieferkürzungen … ausgelöst wurde… “
    Durch den Einmarsch der Russen wurde keine Energiekrise ausgelöst, sondern sie wurde durch die von uns verhängten Sanktionen verschärft ( im übrigen sind amerikanische Einmärsche in fremde Länder OK und würden niemals Sanktionen unsererseits auslösen womit der hergestellte Zusammenhang zwischen Einmärschen und Sanktionen auch nicht stimmen kann) und die schon lange laufenden Maßnahmen zur sogenannte „Energiewende“.

  3. Der EMIL von Katar ist intelligenter als die ganzen Westler. Er sagt, wir können ( wollen ? ) russisches Gas nicht ersetzen.
    Googeln: blackout- news de

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