Der europäische Terminmarkt-Gaspreis TTF fällt heute um 2,1 % auf 40,69 Euro pro Megawattstunde. Noch im Februar lag das jüngste Hoch bei 58 Euro. Seitdem geht es deutlich bergab. Der Chart zeigt den Gaspreis-Verlauf in den letzten zwölf Monaten. Eine erstaunliche Erholung sehen wir derzeit, wo doch beispielsweise deutsche Lagerbestände für Gas diesen Winter dramatisch gefallen sind auf jetzt unter 30 % – zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es über 65 %. Das wäre jetzt eigentlich ein Zeichen für deutlich steigende Preise.
Gaspreis sinkt – mehr Angebotsmenge
Aber es kam anders. Jetzt hat man den Winter – die Heizperiode mit größter Gas-Nachfrage – überwunden. Und was man jüngst sah: Im Zuge des Handelskriegs hatte China Zölle auf Gas-Importe aus den USA eingeführt (LNG per Schiff). Deswegen importieren chinesische Gas-Importeure seit Wochen gar kein Gas mehr nach China, sondern verkaufen es direkt weiter nach Europa. Ein Segen für unseren Gasmarkt. Deutlich mehr Angebot senkt den Gaspreis!
Bloomberg berichtet aktuell über den fallenden Großhandels-Gaspreis in Europa: Das europäische Erdgas setzte seinen Abwärtstrend fort, da ein reichliches Angebot an Flüssigerdgas (LNG) und wärmeres Wetter den Druck auf die Brennstoffvorräte der Region nach einem holprigen Start ins Jahr verringern. Der Gaspreis-Future steuert auf einen zweiten Tag mit Rückgängen zu und verliert heute früh mehr als 2 %. Die Importe von LNG nach Nordwesteuropa werden im März im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um mehr als 25 % steigen, obwohl einige Ladungen aufgrund von Preisschwankungen kürzlich in andere Länder umgeleitet wurden.
Die geringere LNG-Nachfrage aus China verschafft den europäischen Käufern, die um dasselbe Angebot konkurrieren, kurzfristig ebenfalls eine Atempause. Laut BloombergNEF werden die Käufe des Landes in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2022 voraussichtlich sinken. Die sich verbessernden Versorgungsaussichten sind eine gute Nachricht für den europäischen Gasmarkt, der sich am Ende eines harten Winters befindet, in dem die Brennstoffreserven stärker als üblich aufgebraucht wurden. Erste Schritte zur Eindämmung der Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine haben den Optimismus gestärkt, dass einige Lieferungen des ehemaligen Hauptlieferanten des Kontinents schließlich zurückkehren könnten (was gut für den Gaspreis wäre), auch wenn dies wahrscheinlich nicht rechtzeitig für die Bevorratungsbemühungen Europas in den kommenden Monaten geschehen wird.
Da nur noch wenige Tage bis zum offiziellen Ende der europäischen Heizsaison verbleiben, haben einige Länder dank steigender Temperaturen bereits Gas in unterirdische Speicherstätten eingelagert. Am Dienstag gaben die USA bekannt, dass Russland und die Ukraine einem Waffenstillstand im Schwarzen Meer zugestimmt haben, auch wenn der Kreml erklärte, dass seine Beteiligung von einer Reihe von Vorbedingungen abhängen würde, darunter die Lockerung der Sanktionen. Marktteilnehmer beobachten die Verhandlungen genau, wobei einige der weltweit führenden Energiehändler angaben, dass sie wahrscheinlich nach Russland zurückkehren würden, wenn die Sanktionen enden.
Kommentar
FMW: Das Winterende, mehr LNG-Angebot für Europa, und die Aussicht auf ein mögliches Kriegsende in der Ukraine beflügeln aktuell die Erleichterung am Gasmarkt. Der Gaspreis könnte sich weiter nach unten entspannen.
FMW/Bloomberg
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