Gestern titelten wir „Gaspreis quo vadis?“. Von gestern 88 Euro hat sich die Lage im europäischen Gaspreis-Terminkontrakt Dutch TTF (Februar-Lieferung) etwas entspannt. Denn jetzt liegt der Preis bei 81,30 Euro. Aber ist die Freude verfrüht, dass sich die Lage nun weiter entspannen könnte?
Deutlich geleerte Lager – Gaspreis bleibt gelassen
Man könnte fast meinen, dass der Gaspreis aktuell zu gelassen reagiert auf die Leerung der Gastanks in Europa, und auf die immer noch geringen Gas-Lieferungen aus Russland. Offenbar sind die Trader am Terminmarkt der Ansicht, dass durch die auf Europa zusteuernden Gastanker aus Übersee genug Flüssiggas geliefert wird, um die fehlenden russischen Lieferungen auszugleichen.
Laut Experten wie Javier Blas haben sie die Gastanks in Europa zuletzt stärker geleert als erwartet, und gleichzeitig kommt wenig bis gar kein Gas aus Russland. Aber wie gesagt, der weiter gesunkene Gaspreis kann bedeuten, dass man sich auf mehr als genug Lieferung von Flüssiggas per Tanker aus Übersee verlässt. Die geringen Lieferungen aus Russland stehen diesem Szenario aber weiter gegenüber, als ständige Drohkulisse für höhere Gaspreise.
Vier aktuelle Faktoren für den Gasmarkt
Die Analysten der Saxo Bank sagen aktuell in ihrer Gas-Analyse, dass sich der europäische Gaspreis Dutch TTF in einer Spanne von 80 bis 100 Euro eingependelt habe, und weiterhin am unteren Ende notiert, obwohl die revidierten Zahlen von Gas Infrastructure Europe zeigen würden, dass die Speichertanks für Gas in ganz Europa am Sonntag nur zu 51,6 Prozent gefüllt waren, wobei die Herabstufung um 2 Prozent auf fehlende Daten der italienischen Snam zurückzuführen seien. Die Gasentnahme habe sich über die Feiertage verlangsamt aufgrund des milderen Wetters und der gedrosselten Nachfrage der Industrie.
Aber die jüngste Aktualisierung zeige, dass die Lagerbestände bei Gas wieder auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren seien. Das Wetter, die Ankunft von Flüssiggas, die russischen Lieferungen und die industrielle Nachfrage bleiben laut den Experten der Saxo Bank die vier Hauptfaktoren, die die kurzfristige Richtung im Gaspreis bestimmen werden.
EUROPEAN ENERGY CRISIS: The revision to European gas stocks means that a normal winter could deplete stocks by late March to about 215 TWh, approaching the all time low set in 2018. On a % basis, it would mean a drop just under 20% of total (again, just above the 2018 low) 2/2
— Javier Blas (@JavierBlas) January 11, 2022
11-Jan-22: Nom at Velke remains at 27mcm, although on Mon actually 31mcm of #natgas turned up. Mallnow forward still 0, while reverse steady at 16mcm. #Gazprom #TTF
— Tom Marzec-Manser (@tmarzecmanser) January 11, 2022
Russia, meanwhile, is keeping gas supply really tight into Europe (or, as Gazprom officials would put it, Russia is meeting contracted volumes, and none is asking for more). Russian gas hasn't flown into Germany via the Yamal-Europe pipeline for a record 21 consecutive days pic.twitter.com/a9TBXS4jMp
— Javier Blas (@JavierBlas) January 10, 2022
TradingView Chart zeigt Kursverlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Oktober.
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