Ist man am Terminmarkt für Gas aktuell zu optimistisch, zu hoffnungsfroh? Der für Europa maßgebliche Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF (April-Lieferung) notiert heute mit 177,51 Euro 17,26 Prozent tiefer als gestern. Man bedenke: Am 23. Februar, also wenige Stunden vor dem Start des russischen Angriffs auf die Ukraine, lag der Preis bei 88 Euro – Anfang dieser Woche sah man aber bereits Kurse über 300 Euro bei Gerüchten um ein umfassendes westliches Öl-Embargo gegen Russland – was auch die Furcht vor einem Embargo bei Gas schürte.
Warum der Gaspreis derzeit so gut zurückkommt
Aktuell hat sich die Lage deutlich beruhigt. Warum? Der Experte Stephen Stapczynski sagt aktuell, dass der Gaspreis zurückkommt, weil die europäischen Regierungen weiterhin zögern würden geschlossen russisches Gas zu sanktionieren. Gleichzeitig gebe es derzeit kräftige Durchleitungen von Gas aus Russland durch die Pipelines Richtung Europa. Mehr Angebotsmenge entlastet den Gaspreis, das klingt logisch.
Laut heutigem Kommentar von Carsten Fritsch von der Commerzbank kommt der Gaspreis derzeit zurück, weil die russische Drohung eines Gas-Lieferstopps keine bleibende Wirkung gehabt habe. Möglicherweise habe dazu beigetragen, dass die EU-Kommission gestern einen Plan vorgelegt hat, wie die Importabhängigkeit von russischem Gas innerhalb eines Jahres um zwei Drittel reduziert werden könnte (hier dazu die Details). Langfristig mag das entlastend auf den Preis wirken – aber auch so kurzfristig in so großem Umfang? Denn die Abnabelung Europas von russischem Gas wird dauern!
Vorsicht bei Gas – es könnte ein kräftiger Anstieg bevorstehen
Heute früh berichteten wir – Wladimir Putin hat Exportverbote beschlossen, die bis Jahresende gelten sollen. Aber welche Waren davon betroffen sind, dass soll erst in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Einigen Berichten zufolge könnte es diese Info in den nächsten zwei Tagen geben. Wenn Russland Gas auf diese Liste setzt, könnte der europäische Gaspreis regelrecht durch die Decke schießen. Aber laut Stephen Stapczynski seien die Gashändler derzeit nicht all zu besorgt über diese russische Verbotsliste. Ich meine: Der aktuell gefallene Gaspreis könnte sozusagen die Ruhe vor dem Sturm darstellen. Zunächst müsste Gas wirklich auf der Verbotsliste auftauchen – und wie dann der Gasmarkt reagiert, wenn Russland kein Gas mehr nach Europa liefert? Das weiß niemand – aber wirklich deftige Kursbewegungen wären möglich!
European natural gas slumps as the bloc's government remains reluctant to sanction Russian supplies 📉📉
🇪🇺 Benchmark futures fell as much as 21%. But they're still way more expensive than normal
🇷🇺 Russian shipments are currently running as normalhttps://t.co/TpWCaKO0dR pic.twitter.com/f9RcRwTjTU— Stephen Stapczynski (@SStapczynski) March 9, 2022
9-Mar-22: Russia #natgas flows to Europe continue broadly in line with recent days. On Tue, NordStream1 full flow, Ukraine full flow. Noms for Wed same. TurkStream deliveries to EU have eased off slightly in recent days. #TTF #Gazprom
— Tom Marzec-Manser (@tmarzecmanser) March 9, 2022
Strong Russian natural gas flows to Europe… 👀 https://t.co/PxfhP5pvZe
— Stephen Stapczynski (@SStapczynski) March 9, 2022
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