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Gaspreis steigt 13,5 Prozent – Russland sanktioniert deutsche Gazprom

Der europäische Gaspreis am Terminmarkt steigt heute um 13,5 Prozent. Russland sanktioniert die deutsche Gazprom-Tochter, und es fließt weniger Gas über die Ukraine. Die Angst vor Verknappung ist zurückgekehrt.

Gas-Flamme

Wie wir in unserer Berichterstattung der letzte Tage mehrfach betont hatten: Wochenlang gab es eine erstaunliche Gelassenheit am europäischen Gasmarkt. Der Gaspreis fiel sogar zeitweise deutlich. Aber diese Situation könne sich jederzeit ändern. Und nun hat sie sich schnell geändert. Die Angst vor einer Verknappung von Gas in Westeuropa nimmt zu, nachdem gestern eine wichtige Transportroute von Russland über die Ukraine nach Westeuropa ausgefallen ist – sie verläuft über den umkämpften Donbas. Jetzt sehen wir alleine heute einen Anstieg im europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF um 13,5 Prozent auf 106,75 Euro. Dies hat aber noch andere Gründe als dieses Pipeline-Problem!

Gaspreis steigt – Russland verhängt Gegensanktionen

Der Westen hat in den letzten Wochen mehrere Runden massiver Sanktionen gegen Russland verhängt. Dass dies nicht dauerhaft ohne Antwort bleibt, war klar. Nun hat der Kreml eine Liste von 31 Energieunternehmen veröffentlicht, die von Russland sanktioniert werden. Darunter zu finden ist auch die Firma „Gazprom Germania“. Dies ist ein interessanter Fall. Die Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom steht seit dem 4. April unter treuhänderischer Aufsicht durch die deutsche Bundesnetzagentur – dies war eine Anordnung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck – ihm untersteht die Bundesnetzagentur. Warum der Gaspreis von dieser Sanktion beeinflusst wird? Zu Gazprom Germania gehört auch der Gashändler Wingas, und auch der sehr wichtige Speicherbetreiber Astora. Kommt es also zu einer Verknappung bei Gas, zieht Wladimir Putin die Zügel weiter an, nachdem Gazprom die Lieferungen nach Bulgarien und Polen Ende April ganz eingestellt hatte? Das wäre denkbar, und deswegen ist nun auch plötzlich die Nervosität in den Markt für Gas zurückgekehrt.

Was Experten über die neue Angst beim Thema Gas sagen

Der Experte Javier Blas sagt heute, dass die russischen Erdgasflüsse über die Ukraine nach Europa weiter zurückgehen, und sich dem niedrigsten Stand seit Beginn des Krieges nähern. Der Markt habe auch mit den russischen Sanktionen gegen die deutsche Gazprom-Tochter zu kämpfen, die von Berlin praktisch verstaatlicht worden sei. Der Experte Stephen Stapczynski sagt aktuell „Unterbrechen Sie mich, wenn Sie das schon einmal gehört haben: Europäische Erdgaspreise steigen inmitten von Sorgen über russische Lieferungen“. Weiter sagt er, dass russische Gaslieferungen über die Ukraine heute weiter sinken könnten. Auch erwähnt er die Sanktionierung von Gazprom Germania durch Russland.

Wegen dem steigenden Gaspreis sagt der Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank aktuell, dass offenbar Sorgen bestehen, dass die Gaslieferungen über die Ukraine weiter eingeschränkt werden könnten. In den letzten beiden Handelstagen seien sie um rund 27 Prozent gefallen, seit sie am Montag ein 6-Monatshoch verzeichnet hatten. Allerdings seien sie gestern noch immer höher gewesen als über weite Strecken im April. Möglicherweise versuche die Ukraine Druck auf Ungarn auszuüben, dem EU-Ölembargo gegen Russland zuzustimmen. Noch immer stellt sich Ungarn, dass sein Gas zu großen Teilen aus Russland bezieht, laut Carsten Fritsch quer und habe gestern verlangt, dass die Pipelines davon ausgenommen werden.

Habeck versucht zu beruhigen

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck versucht aktuell Ruhe in das Thema Gas zu bringen. Er hält es laut Aussagen gegenüber der Wirtschaftswoche nämlich für möglich, dass Deutschland schon im kommenden Winter einen russischen Gasboykott verkraften könnte. Wenn Deutschland zum Jahreswechsel volle Speicher hätte, wenn zwei der vier gerade erst angemieteten schwimmenden LNG-Tanker schon am Netz angeschlossen sind, und wenn man deutlich an Energie spart, könnte man hierzulande im Fall eines Abrisses der russischen Gaslieferungen einigermaßen über den Winter kommen, so seine Worte. So wirklich hundertprozentig beruhigend ist das nicht, aber Habeck versucht zumindest Optimismus zu verbreiten.

Chart zeigt Kursverlauf im Dutch TTF-Gaspreis in den letzten 30 Tagen Chart zeigt Kursverlauf im Dutch TTF-Gaspreis in den letzten 30 Tagen.



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