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Gaspreis steigt wegen Lukaschenko-Drohung – nur ein Strohfeuer

Der Gaspreis am Terminmarkt (Dutch TTF Kontrakt für Gas in Europa) hatte sich noch am Mittwoch gut erholt und war gefallen. Denn man sah nach der Ankündigung von Gazprom vom Dienstag tatsächlich wieder vollere Gasspeicher in Deutschland, so wie es versprochen war. Der Dutch TTF Gaspreis konnte deswegen im Verlauf der Woche von 78 auf 64 Euro fallen.

Aber zuletzt sprang der Gaspreis am Terminmarkt wieder nach oben an auf Preise um die 75 Euro. Der Grund dafür ist zu finden in der Flüchtlings-Eskalation in Belarus. Nun hat die Türkei Flugrouten nach Belarus dicht gemacht, und Europa zeigt kein Nachgeben gegenüber dem belarusischen Machthaben Alexander Lukaschenko, und bereitet sogar neue Sanktionen vor. Lukaschenko hingegen hat vermeintlich noch einen Trumpf in der Hand, abseits von den Flüchtlingen, die er offenkundig gezielt an die EU-Grenze nach Polen schickt. Denn von Russland verlaufen Gas-Pipelines durch Belarus Richtung EU.

Gaspreis stieg aus Angst vor Lukaschenko-Blockade von Pipelines, die durch Belarus verlaufen

Gestern brachte Alexander Lukaschenko die mögliche Abschaltung der Gaspipelines von Russland nach Europa ins Spiel, die durch sein Land laufen. „Und wenn wir das Gas abstellen dorthin?“, sagte er in Minsk bei einer Sitzung mit ranghohen Funktionären laut Berichten zum Beispiel in der Tagesschau. Man beheize Europa, und die Europäer würden noch damit drohen die Grenze zu schließen. Was für eine Logik, möchte man dazu sagen. Denn Belarus beheizt nicht Europa, sondern durch das Land verläuft lediglich eine Pipeline für Gas, dass in Russland gefördert wird.

Und genau das ist wohl sein Problem. Belarus ist bekanntlich unter der „Fuchtel“ von Wladimir Putin. Er wäre wohl kaum begeistert, wenn sein kleiner Nachbar eigenmächtig die Gas-Pipeline nach Europa blockieren würde. Dies würde vermehrt dafür sorgen, dass sich Europa von russischem Gas abwenden, und US-Flüssiggas zuwenden könnte. Denn es geht vor allem um die Zuverlässigkeit des Lieferanten! Und es ist kaum anzunehmen, dass Wladimir Putin es einfach so hinnehmen würde, wenn Alexander Lukaschenko die Gas-Pipeline nach Europa blockiert.

Drohung war nur ein Strohfeuer

Von daher würde ich mal sagen: Die Möglichkeit besteht natürlich, dass ein Herr Lukaschenko seine Drohung wahr macht. Aber ist es auch wahrscheinlich? Ich glaube nicht, dass Wladimir Putin dies zulässt. Von daher könnte im Gaspreis auch wieder ein Preisrückgang eintreten, wenn klar wird, dass dies nur eine relativ unbedachte und nicht abgestimmte Drohung war. Und so sieht es aktuell auch aus. Denn wie vor wenigen Minuten bekannt wurde, bestätigt ein Kreml-Sprecher, dass Russland seine Gas-Lieferungen Richtung Europa nicht stoppen wird. Man erfülle seine Verpflichtungen zur Lieferung von Gas für die europäischen Verbraucher. Der Gaspreis könnte womöglich wieder fallen.

Alexander Lukaschenko ist Präsident von Belarus
Alexander Lukaschenko. Foto: president.gov.ua CC BY 4.0



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1 Kommentar

  1. Russland kann das Gas auch nicht trinken, dort ist man auf den Verkauf angewiesen. Ebenso möchte ich mal behaupten, das Belarus (aka Weißrussland) auf die Durchleitungsgebühren angewiesen ist. Wenn man nun also die Gasleitung abdrehen würde, schadet sich Lukaschenko letztendlich selber, denn für ein leeres Rohr zahlt niemand.

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