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Gaskrise Gasspeicher-Detailanalyse: Große Speicher sind kurz vor großem Ziel

Was sagen uns die Füllstände der großen deutschen Gasspeicher? Viele sind kurz vor dem großen Ziel - zwei hinken aus guten Gründen hinterher.

Europas größter Gasspeicher in Rehden

Am 4. April machte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die ihm unterstellte Bundesnetzagentur zum Treuhänder für die Gazprom Germania, die auch den größte deutschen Gasspeicher in Rehden betreibt. Das war aus heutiger Sicht wohl ein sehr wichtiger Schritt. Denn es hat sich einiges getan. Wenn man in die Details blickt, sieht man sehr große Fortschritte bei den großen Speichern in Deutschland. Einige haben die November-Ziele der Bundesregierung fast schon erreicht.

Schnelle Befüllung der Gasspeicher

Zum 1. September sollen die deutschen Gasspeicher zu 75 Prozent gefüllt sein, und zum 1. November zu 95 Prozent – das ist die am 21. Juli aktualisierte Vorgabe aus dem Hause von Robert Habeck. Wir berichteten die letzten Tage mehrmals – die Befüllung der deutschen Gasspeicher macht täglich große Fortschritte. Laut Daten von „Gas Infrastructure Europe“ sind die Gasspeicher in Europa derzeit im Schnitt zu 72,4 Prozent gefüllt, und in Deutschland zu 73,18 Prozent. Die letzten Tage waren es immer Tagesanstiege von über 0,50 Prozentpunkten. Bei diesem Tempo der täglichen Befüllung erreicht man das zum 1. September zu erreichende Ziel von 75 Prozent schon am kommenden Wochenende. Und auch das November-Ziel von 95 Prozent könnte deutlich früher erreicht werden.

Blick auf die großen Gasspeicher in Deutschland

Blickt man auf die großen Gasspeicher in Deutschland, dann haben einige die Ziele für September schon lange übererfüllt, und manche sogar bereits das Ziel für November fast erreicht. Hier ein Blick auf die größten Anbieter und die Füllstände mit Stand 8. August:

EWE Gasspeicher 85,51%
EKB UGS Etzel 94,7%
RWE Gas Storage West 85,18%
Storengy Deutschland 87,75%
VNG Gasspeicher GmbH 88,86%

90 Prozent Füllmenge war bis vor Kurzem noch das November-Ziel (da sind die großen Speicher ganz nah dran), und jetzt müssen sie bis dahin 95 Prozent erreichen. Das sollte relativ einfach zu schaffen sein? Bisher weit weg sind die folgenden zwei großen Gasspeicher-Anbieter:

Rehden (astora) 50,62%
Uniper Energy Storage 64,58%

Rehden holt mit Riesenschritten auf – Uniper musste zeitweilig aushelfen wegen Pipeline-Wartung

Zur Erläuterung: Der Erdgasspeicher in Rehden ist mit einer Kapazität von 3,9 Milliarden Kubikmetern Erdgas laut Anbieteraussage der größte Gasspeicher in Westeuropa. Rehden gehört zur Firma astora – diese Firma wiederum gehört zu Wingas. Und Wingas wiederum gehört der Gazprom Germania, die seit April unter staatlicher Zwangsverwaltung (Treuhänderschaft) steht. Und seit dem 20. Juni firmiert die Gazprom Germania GmbH unter dem neuen Namen „SEFE Securing Energy for Europe GmbH“. Politik und Medien vermuteten schon seit einiger Zeit, dass dieser riesige Gasspeicher in Rehden lange Zeit leer blieb aus geopolitisch taktischen Gründen, auf Anweisung aus Moskau.

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Fakt ist: Anfang April, also wenige Tage vor der de facto befristeten Verstaatlichung von Gazprom Germania, lag der Füllstand im Gasspeicher Rehden bei 0,5 Prozent. Seit der Übernahme durch die Bundesnetzagentur steigt die Füllmenge in rasantem Tempo an auf wie gesagt 50,62 Prozent am 8. August. Seit Wochen liegen die täglichen Auffüllungen bei über 0,70 Prozentpunkten, oft auch über 0,80 Prozentpunkten. Man holt also in Riesenschritten auf um die Ziele zu erfüllen, und zieht damit den Gesamtschnitt der Füllbestände der deutschen Gasspeicher weiter nach oben.

Wie gesagt: Auch die Gasspeicher von Uniper (acht einzelne Gasspeicher) hinken noch hinterher mit durchschnittlich nur 64,58 Prozent Füllmenge. Aber während Rehden im April noch bei Null war, lag Uniper damals bereits bei 21,5 Prozent Füllstand. Das bedeutet: Uniper hat seine Gasspeicher die letzten Wochen deutlich langsamer aufgefüllt als Rehden/astora. Auch muss man natürlich beachten: Uniper hatte vom 11. bis 22. Juli durchgängig Netto-Entnahmen seiner Gasspeicher zu verzeichnen – die Füllstände sanken in dieser Zeitspanne von 60,08 auf 52,66 Prozent. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der jährlichen Wartung der Gazprom-Pipeline Nord Stream 1. Während dieser Zeit floss gar kein Gas nach Deutschland über diese essenziell wichtige Pipeline, und Uniper pumpte Gasspeicher-Bestände ins Netz.



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7 Kommentare

  1. Mal wieder zuvor die reine Hysterie.

    Ich war mir sicher, dass alles gut geht. Bei allem Getöse in der Presse und aus Putinien wollen die da doch Geld verdienen, denn dieser Krieg wird verdammt teuer!

  2. Warum laesst der deutsche Michel sich das gefallen und geht nicht dafuer auf die Strasse? Diese ideologische Politik koennen sich die Bundestagsabgeordneten leisten mit ihren ueberhoehten Diaeten, aber kein Rentner und kein Hartz IV Empfaenger, von Familien mit niedrigem Einkommen ganz zu schweigen. Wie soll der Buerger fuer Gas 400 Euro und fuer Strom 200 Euro jeden Monat Vorauszahlung leisten? Wieder einmal sind die grossen Konzerne die Gewinner. Durch diese Politik wird die AfD und die rechte Szene weiter erstarken und zu Recht!

  3. Diese Koalition muss sofort weg die Bürger werden nur Belogen und Betrogen.Und wenn ich unser Kanzler sehe platzt mir der Kragen.

  4. Vielen Dank für Ihren Artikel,

    Das gleiche habe ich auch die letzten Tage vernommen. Wenn man das liest denkt man: Es gibt ja gar kein Problem. Jedoch. Es wird zugekauft zu horrenden Preisen außerhalb der üblichen Kanäle (Sanktionen / Wirtschaftskrieg) Daher kommt uns diese Politik teuer zu stehen. Zuletzt habe ich von Anhebungen zwischen 30-50 % gelesen.

    Fatal dabei: Auch Strom ist davon unmittelbar betroffen. Denn, jedes Stromkraftwerk erhält den selben Preis, nämlich den Preis desjenigen, das gerade noch gebraucht wird um die Nachfrage zu decken. Des teuersten und in diesem Fall das liebe Gas! Darum sagt Herr Habeck auch so oft er will die Gaskraftwerke verbannen. Wer den Gasmarkt leerkauft braucht sich nicht zu wundern warum es teuer wird und andere „Anbieter“ sich gerade nach Europäischem Abnehmern die Finger schlecken.

    Es ist und bleibt ein großer Reibach auf Kosten des Steuerzahlers / Endkunden. Dafür habe ich diese Regierung nicht gewählt, abgesehen davon das keine einzige aktuelle Regierungspartei meine Stimme erhalten hat.

    Mit Bestem Gruß

  5. Zum einem wird das Gas teuer zugekauft, zum anderen haben manche Betriebe die Produktion runtergefahren oder dicht gemacht.
    Die Temperatur unter 18 /19 Grad zu drehen ist nicht gut für die Gebäude, für Leute mit sitzendem Beruf schon gleich gar nicht.
    25 Prozent einzusparen dürfte schlecht möglich sein.
    Wenn das ganze nicht so ideologisch behaftet wäre und wir mehr an unser Fortkommen denken würden ( Polen, Ungarn und andere Staaten tun dies in ihrem Sinne gnadenlos), würden wir Nordstream 2 aufmachen, jetzt Gas importieren und später Wasserstoff.

    1. Hallo Angelika
      „Polen, Ungarn und andere Staaten tun dies in ihrem Sinne gnadenlos“.
      Ein Grund mehr, den Einfluss von Parasitenstaaten in der EU zu überdenken. Wer in Krisenzeiten nur an sein eigenes Fortkommen denkt, und in Normalzeiten maximal abzockt, hat in einer Union nichts verloren.

  6. Astora gehört nicht WINGAS ! Es ist Schwestergesellschaft. Ein selbständiges Speicherbetreiber.

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