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Gazprom mit Gas-Lieferstopp – warum Experten das gelassen betrachten

Gas-Pipeline

Russland (Gazprom) hat heute früh bestätigt, dass man die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien einstellt – weil diese Länder sich weigern würden ihr Gas in Rubel zu bezahlen. Das Gaspreis am Terminmarkt stieg daraufhin deutlich auf bis zu 127 Euro in der Spitze. Aktuell sind die größten Preisanstiege von heute früh zwar fürs Erste abgebaut worden (Preis aktuell 106,32 Euro), aber bei dieser angespannten geopolitischen Lage, wer kann da schon sagen, was in wenigen Stunden oder Tagen geschieht, und ob Gazprom nicht schon bald weitere Länder blockiert? Wie bewerten Experten diesen Gas-Lieferstopp Russlands? Hier zeigen wir aktuelle Expertenstimmen.

Commerzbank sieht noch relativ entspannte Lage

Carsten Fritsch von der Commerzbank kommentiert aktuell zum Gas-Lieferstopp von Gazprom, dass es um den Streit über die Zahlungsmodalitäten geht. Im Falle Polens seien davon Lieferungen über die Jamal-Pipeline betroffen. Die Jamal-Pipeline habe jedoch in den letzten Monaten keine nennenswerte Rolle mehr für die Gasversorgung Europas gespielt. Die Gasströme über diese Pipeline nach Deutschland seien seit Ende Dezember praktisch zum Erliegen gekommen und machen seit Anfang des Jahres weniger als 2 Prozent der russischen Pipelinelieferungen nach Europa aus. In den letzten Wochen habe Polen sogar regelmäßig Erdgas aus Deutschland über diese Pipeline erhalten.

Dies könnte sich laut Carsten Fritsch auch in Zukunft fortsetzen, da die Gasflüsse über Nord Stream 1 weiterhin normal seien. Außerdem verfüge Polen über ein LNG-Terminal und wird im Herbst eine Pipelineverbindung nach Norwegen erhalten. Ein wichtiger Hinweis des Experten, warum dieser Gas-Lieferstopp bei Polen nicht so dramatisch zu betrachten ist: Der Vertrag für die Gaslieferungen über Jamal wäre ohnehin Ende dieses Jahres ausgelaufen, da er von Polen nicht verlängert worden ist. Außerdem seien die Gasspeicher in Polen nach Angaben des größten polnischen Gasversorgers offenbar zu 80 Prozent gefüllt. Dies erkläre auch die vergleichsweise moderate Reaktion des europäischen Erdgaspreises. Dies würde sich laut Carsten Fritsch natürlich ändern, wenn Russland auch die Gaslieferungen an andere EU-Länder einstellen würde. Dafür gebe es aber im Moment keine Anzeichen.

Saxo Bank sieht begrenztes Risiko

Das Strategy Team der Saxo Bank hat das Thema heute auch besprochen. Man erwähnt den heute früh stattgefundenen kräftigen Anstieg im niederländischen TTF-Benchmark-Gaspreis von 24 Prozent (FMW: Aktuell „nur noch“ +6,6 Prozent), nachdem Russland angekündigt hatte, die Gaslieferungen an Polen und Bulgarien ab heute zu unterbrechen, wenn die Forderung nach Zahlungen in Rubel nicht akzeptiert wird. Die EU habe diesen Schritt grundsätzlich abgelehnt (hier das Statement von Ursula von der Leyen). Aber jetzt, da die Zahlungsfristen zu laufen beginnen, müssen die Regierungen in ganz Europa laut Saxo entscheiden, ob sie Putins Bedingungen akzeptieren oder wichtige Lieferungen verlieren und mit der Aussicht auf Energierationierung konfrontiert werden wollen. Da Europa schlecht auf einen Gas-Lieferstopp vorbereitet sei und Russland das Geld brauche, liegt es laut Saxo sowohl im Interesse der EU als auch Russlands eine Lösung zu finden. Vor diesem Hintergrund scheine das Risiko von +200 Euro im Terminmarkt-Gaspreis im Falle eines Lieferstopps nach Deutschland begrenzt zu sein.



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5 Kommentare

  1. „Dieser Krieg geht nicht militärisch zu Ende“, sagt Dr. Hendrik Leber.
    Und er äußert sich zu den katastrophalen Folgen eines Gasstopps.

    https://www.youtube.com/watch?v=RxT_dQXMcrI

  2. Gehen Sie weiter,hier gibt es nichts zu sehen,es bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefahr für die Zivilbevölkerung,die Experten gehen von einer sicheren Versorgungslage aus.Diese Sätze könnten vom Ex-Bundesberuhigungsminister de Maiziere stammen.Seine Chefin,die Uckermarckkommunistin hat uns nicht nur dieses sondern mit Ihrer Unterwürfigkeit dem Sonnenkönig gegenüber noch viel grösseres Unheil beschert.Ihre unverständliche Entscheidung ihrem French Lover mit der vorbestraften Mme.Lagarde den wichtigsten Posten in Europa zum 2.mal Frankreich zu überlassen und stattdessen unsere ,mehrfach durch totale Unfähigkeit aufgefallene „Mutterkreuzträgerin“zur europäischen Frühstücksdirektorin mit beschränktem Einfluss zu machen ist und wird beispiellos bleiben.Ich habe im Kino „die dunkelste Stunde“ über den alkoholgefährdeten Churchill gesehen.Ich wäre aber glücklich einen solchen in unserer momentanen dunkelsten Stunde am Ruder zu sehen!

    1. Churchill hat doch den Untergang des britischen Empire eingeleitet. So sehr unterscheiden sich die EU-Polit-Darsteller und Churchill doch gar nicht.

  3. Bänker als Experten in Rohstoffsachen sind für mich Nichts wert.Mit vorwiegend bullischen Analysen in ihrem Kerngeschäft ( Aktien) haben sie in den letzten Tagen nicht gerade geglänzt. Sie sollten bedenken ,dass es schwieriger ist riesige Rohstoff – oder Energiemengen kurzfristig auf andere Kanäle umzuleiten als unverdiente Boni in die eigene Tasche zu stecken.

  4. Hendrik Leber als Immernoch Bitcoin Guru, als US Immo-Problem Leugner ist für mich kein Masstab.Auch andere seit langem sanktionierte Länder sind nicht untergegangen.Im Notfall könnte Russland noch 10Jahre tonnenweise Rubels drucken, wie es andere Länder schon lange machen.
    Da finde ich für einmal die Einschätzung des Permabullen Folker Hellmeyer sehr gut.
    Video, Folker Hellmeyer, – Grosse Kriege beginnen immer in kleinen Ländern-

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