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Schockprognose: China bald ein Altersheim Geburtenkrise in China: Peking erhöht den Druck

Kindergärten und Schulen schließen

Foto: Bloomberg

Die demografische Schrumpfung in China setzt sich weiter fort, während die Regierung versucht, den Geburtenrückgang zu bremsen. Mit neuen Maßnahmen und strikter Überwachung steigt der Druck auf junge Paare und insbesondere auf Frauen. Doch trotz der verstärkten Anstrengungen rückt die Trendwende in weite Ferne.

China: Fruchtbarkeitskontrolle per Telefon – der Staat fragt nach

Li Zi saß in ihrem kleinen Apartment und schaute nachdenklich auf das Display ihres Telefons. Seit ihrer Hochzeit im September hatte sie immer wieder Anrufe erhalten, bei denen eine drängende Frage gestellt wurde: „Sind Sie schon schwanger?“ Was einst die Neugierde der Verwandten war, ist nun zu einer staatlichen Angelegenheit geworden. Immer öfter melden sich Gemeindemitarbeiter, die lokale Statistiken zu Ehe und Geburten überwachen, oder, wie im Fall von Li, das alles überwachende Auge des Nachbarschaftskomitees. Lis Erfahrung ist kein Einzelfall – sie ist ein Symptom einer tiefergehenden Krise.

Im September erlebte auch Liu Chan, eine unverheiratete Bewohnerin von Chengdu, wie sich dieser Druck anfühlt. Ein Mitarbeiter der lokalen Gemeinschaft in der Nähe ihres ehemaligen Arbeitsplatzes rief sie an und fragte, ob sie Pläne habe, Kinder zu bekommen. „Ich fühlte mich durch die Frage beleidigt“, erzählte sie dem chinesischen Medium Caixin. Diese Anrufe sind Teil umfassender Maßnahmen, die darauf abzielen, die Fruchtbarkeit zu überwachen und entsprechende Dienstleistungen bereitzustellen.

Die sinkenden Heiratsraten in China

Die Heiratsraten in China sind in den letzten Jahren stark gesunken. Zwischen Januar und September 2024 fiel die Zahl der Eheschließungen um 16,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders dramatisch war der Einbruch im dritten Quartal, als die Heiraten um 25,3 % zurückgingen. Sollte sich dieser Trend im vierten Quartal fortsetzen, könnte die Gesamtzahl der Heiraten für das gesamte Jahr 2024 um 18,8 % im Vergleich zu 2023 sinken. Dieser drastische Rückgang signalisiert nicht nur einen Wandel in den gesellschaftlichen Normen, sondern auch eine bevorstehende drastische Reduktion der Geburtenzahlen, die voraussichtlich unter 8 Millionen fallen werden.

China Heiraten

Junge Frauen: Ehe nur noch eine Option

Ein wachsender Trend unter jungen Chinesinnen zeigt, dass sie sich zunehmend gegen die Ehe entscheiden. Ein wichtiger Grund liegt in den veränderten Einstellungen und Erwartungen der Frauen selbst. Eine aktuelle Umfrage in Ningbo zeigte, dass fast die Hälfte der alleinstehenden, kinderlosen Frauen es bevorzugte, nur ein Kind zu haben, während mehr als ein Drittel überhaupt keine Kinder wollte. Nur 15 % der Befragten wünschten sich zwei Kinder. Darüber hinaus betrachteten 56 % der Frauen die Ehe als optional. Viele Frauen in China sind heute finanziell unabhängig und sehen keine Notwendigkeit, die traditionellen Rollenbilder der Ehe zu erfüllen. Die Ehe ist für viele mit einem erheblichen Verzicht verbunden, sei es in Bezug auf Karrierechancen oder persönliche Freiheit. Diese Unabhängigkeit verändert die gesellschaftlichen Dynamiken fundamental und wirkt sich direkt auf die Bereitschaft zur Familiengründung aus.

Geburten als Karrierekriterium für Beamte

Um den Rückgang der Heirats- und Geburtenraten zu stoppen, haben die chinesische Regierung und lokale Behörden eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. In der Stadt Lüliang in der wirtschaftlich benachteiligten Provinz Shanxi beispielsweise erhalten Paare, die erstmals heiraten und unter 35 Jahre alt sind, eine finanzielle Unterstützung von 1.500 Yuan (ca. 195 Euro). Weitere Anreize werden für die Geburt von Kindern geboten: Familien, die ihr erstes Kind bekommen, erhalten 2.000 Yuan (ca. 260 Euro), für das zweite Kind 5.000 Yuan (ca. 650 Euro) und für das dritte Kind 8.000 Yuan (ca. 1.040 Euro). Zusätzlich bieten die lokalen Behörden ab 2025 eine teilsubventionierte Krankenversicherung für Familien mit zwei oder drei Kindern an, mit Zuschüssen von bis zu 50 %.

Die KPIs (Key Performance Indicators) für lokale Regierungsbeamte wurden ebenfalls angepasst, um die Förderung von Eheschließungen und Geburten zu unterstützen. Diese Zahlen fließen nun direkt in die Bewertung ihrer beruflichen Leistungen ein, was dazu führen könnte, dass solche Anreizprogramme landesweit ausgerollt werden. In wohlhabenderen Städten der ersten und zweiten Kategorie könnten die finanziellen Anreize sogar um ein Vielfaches höher ausfallen, um den Lebensstandard und die höheren Kosten in urbanen Regionen zu berücksichtigen. Einige Analysten glauben, dass solche Maßnahmen zumindest am Rande Wirkung zeigen könnten, vor allem für Paare, die unentschlossen sind.

Ein besonderer Punkt ist der Einfluss staatlicher Betriebe (SOEs) und Regierungsjobs auf die Geburtenrate. Historisch gesehen hatten Beschäftigte in diesen Sektoren weniger Kinder, da sie die Ein-Kind-Politik strikt umsetzten. Doch nun werden diese Arbeitsplätze zu Vorreitern einer neuen Politik, da staatliche Angestellte zunehmend dazu ermutigt werden, mit gutem Beispiel voranzugehen und mehr Kinder zu bekommen. Die Regierung hofft, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren diese Bemühungen sichtbare Effekte in den Bevölkerungsstatistiken zeigen werden.

Parallel zu den sinkenden Heiratsraten spiegelt sich auch der Rückgang der Geburtenrate in den neuesten Zahlen wider. Im Jahr 2023 erreichte die Geburtenzahl mit knapp 9 Millionen einen neuen Tiefpunkt. Die Fruchtbarkeitsrate fiel Schätzungen zufolge unter 1,0 Kinder pro Frau, weit entfernt von den 2,1, die für eine stabile Bevölkerungszahl nötig wären. Diese Entwicklung zeigt nicht nur die demografische Krise, sondern auch die Herausforderungen, die die Gesellschaft zu bewältigen hat. In der ostchinesischen Megacity sank die Geburtenrate 2023 auf 0,6.

Leere Klassenzimmer in China: Kindergärten und Schulen schließen

Die Folgen dieser Entwicklung zeigen sich bereits deutlich: Kindergärten und Schulen sind betroffen, da die Nachfrage rapide sinkt. Im Jahr 2023 verringerte sich die Anzahl der Kindergärten um über 5 % auf 14.880 Einrichtungen, begleitet von einem Rückgang der Einschreibungen um 11,55 %. Auch im Bereich der Grundschulen spiegelt sich dieser Trend wider: 5.645 Grundschulen mussten schließen, was die Gesamtzahl auf 143.000 reduzierte – ein Rückgang von 3,8 % im Vergleich zum Vorjahr.

Schockprognose: China bald ein Altersheim

Diese demografische Abwärtsspirale führt zu einer noch tiefergehenden Herausforderung: Chinas schrumpfende Bevölkerung. Bereits 2023 fiel die Gesamtbevölkerung des Landes zum zweiten Mal in Folge und erreichte 1,4 Milliarden – ein Rückgang von über 2 Millionen Menschen. Analysten wie Yi Fuxian haben sogar Zweifel an den offiziellen Statistiken und argumentieren, dass die tatsächliche Bevölkerung noch geringer sein könnte. Er stützt seine Annahmen auf Studien und Analysen, u.a. aus geleakten internen Dokumenten diverser Behörden, die belegen, dass Chinas Daten zur Bevölkerungsentwicklung möglicherweise über Jahrzehnte hinweg geschönt wurden. Diese Ansicht deckt sich mit Berichten, die besagen, dass Indien mittlerweile zur bevölkerungsreichsten Nation der Welt avanciert ist.

Der Blick in die Zukunft ist für China besorgniserregend. Laut der neuesten Studie der Vereinten Nationen könnte die chinesische Bevölkerung bis 2100 auf die Hälfte der aktuellen Größe schrumpfen, was dramatische Folgen für die Wirtschaft und das soziale Gefüge des Landes hätte. Eine rapide alternde Bevölkerung würde die Sozialsysteme belasten und die Abhängigkeit von einer schwindenden Erwerbsbevölkerung erhöhen, was das Wirtschaftswachstum weiter bremsen könnte. Nach diesen Daten würde die Anzahl der Personen, die von einer erwerbstätigen Person abhängen, von 4,4 im Jahr 2020 auf 7,3 im Jahr 2050 steigen.

Die Regierung sieht sich einer schwierigen Aufgabe gegenüber: die Balance zwischen sozialen Anreizen, kulturellen Erwartungen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu finden, um den Trend umzukehren. Während sie Maßnahmen und Programme ausrollt, weist im Moment nichts darauf hin, dass die (weibliche) Bevölkerung bereit ist, ihr Verhalten zu ändern und damit Chinas demografischen Niedergang zu bremsen.



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10 Kommentare

  1. Der Staat versucht sich auch hier als Problemlöser. Dabei ist es der Staat selbst, wie auch bei uns der eigentliche Problemverursacher.

    Eine stabile Geburtenrate ist für die Altersversorgung extrem wichtig. Das war schon immer so. Das hat über Jahrtausende funktioniert und funktioniert immer noch weiterhin dort wo es keinen Staat gibt, welcher in die Marktgeschehnisse eingreift. In Afrika oder im Urwald gibt es keine staatliche Absicherung, sondern nur die Absicherungs Instanz die schon immer funktioniert hat, nämlich die Familie.

    Menschen bekommen dort Kinder, weil sie es schlicht müssen um im Alter abgesichert zu sein. Die Anzahl der Kinder erhöht die Wahrscheinlichkeit für Wohlstand im Alter.

    Die Menschen dort haben also ein ökonomisches Interesse daran Kinder zu bekommen. Diesen ökonomischen Anreiz hat der Staat ja erst mit seinem umlagefinanzierten Rentensystem entfernt.

    Der Staat muss endlich die Leistungsträger der Gesellschaft fördern. Und das sind nun Mal arbeitende Menschen, welche parallel Kinder erziehen. Nicht mit einmaligen Summen, sondern mit richtigen Anreizen. Das muss nicht in der Kasse klingeln sondern richtig scheppern. Für jedes Kind 5 Jahre früher in Rente ohne Abzüge.

    Es ist so schreiend ungerecht. Warum bekommt ein kinderloser Chefarzt eine höhere Rente als eine Mutter mit 4 Kindern, welche trotzdem Teilzeit arbeiten ging.

    Die Steuern des Chefarztes finanzieren die Renten der aktuellen Rentner. Wenn der Chefarzt jedoch selbst zum Rentner wird, sind es die Steuern der Kinder die er nie diesem System beigetragen hat.

    Zudem ist der Lohn nur Ausdruck von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt für diese Tätigkeit und nicht wie gesellschaftlich wertvoll diese Tätigkeit ist. OnlyFans lässt grüßen.

    Ich verstehe wenn eine FDP diese Klientelpolitik betreibt, aber nicht eine linke Partei scheint dieses simple Problem zu thematisieren, und damit zeigt sich nur, dass diese sozialistischen Parteien nie Armut bekämpfen sonder nur produzieren.

    1. In China gibt es kein umlagenfinanziertes Rentensystem. Das gibt es fast nirgendwo auf der Welt und trotzdem ist die Situation weltweit die gleiche.

      Ich glaube auch nicht das der Staat die Ursache des Problems ist, denn selbst in Afrika geht die Geburtenrate zurück. Nur da wo die Gesellschaft Frauen unterdrückt und in ihre traditionelle Rolle fest einklemmt ist es anders. Aber wer will schon freiwillig in so einer Gesellschaft leben? Nicht ohne Grund fliehen die Afghanen aus ihrem Land.

      So wie ich das sehe sollte es nicht zurück in die Vergangenheit gehen, sondern diese hingegen sollte so weit wie möglich verschwinden.

      1. „Nur da wo die Gesellschaft Frauen unterdrückt und in ihre traditionelle Rolle fest einklemmt ist es anders.“

        Mal davon abgesehen ob Frauen da „unterdrückt“ werden zeigt hier der evolutionäre Prozess das anscheinend ausschließlich deratige, sagen wir mal „traditionelle“ Gesellschaften biologisch überlebensfähig sind.

        „So wie ich das sehe sollte es nicht zurück in die Vergangenheit gehen, sondern diese hingegen sollte so weit wie möglich verschwinden.“

        Verschwinden wird genau das was Sie sich wünschen. Einfach weil es bis Mitte des nächsten Jahrhunderts rückstandsfrei ausgestorben sein wird. Es ist doch immer wieder erstaunlich das das Universum sich so gar nicht um irgendwelche herbeihalluzinierten Wünsche kümmert. Um Ihre nicht und meine auch nicht. Aber ich kann damit leben.

    2. @Übelkeit: Soll das afrikanische Modell ein Vorbild für die westliche Welt sein? Ist das wirklich Ihr Ernst? Überbevölkerung ist doch das grundlegende Problem was zu Kämpfen um Ressourcen führt. Für die Chinesen würde die Halbierung der Population wirtschaftliche Folgen haben, dafür würde aber der Lebensqualität steigen. Weniger Leute, weniger Verschmutzung, mehr Platz, mehr Natur, weniger Stress. In 20 Jahren wird vermutlich jeder Rentner sein Auto gehen einen Pflegeroboter eintauschen, und braucht keine Angehörigen die ihn pflegen.

  2. Deshalb funktioniert die moderne Welt auch nicht. Frauen sind zwar alternativ was ihre Rechte und Karriere sowie Abtreibung bis 3 Tage nach der Geburt am besten, angeht aber beim Ausgehen muss der Mann wieder traditionell die Rechnungen begleichen. Wohnung und Auto muss er auch haben. Beim Kind dann halbe halbe, wenn ein Krieg ist darf er allein an die Front. Die Frauen machen Quotenkarriere. Im Westen kommen noch x Gesetze wie häusliche Gewalt usw. dazu, die dem Mann das Leben schwer und der Frau alles richten.
    Nein. Da braucht es noch mehrere Trumps und Wilders, dass hier die Normalität wieder einkehrt.

    1. In der USA wächst die Bevölkerung auch nur weil so viele Leute einwandern. Und Trump ist ähnlich wie bei uns die AfD ein Zeichen dafür, dass die Einheimischen das ablehnen – deshalb gab es ja auch das Thema Mauer zu Mexiko seinerzeit. Nur wenn man es so wie in Afghanistan oder Saudi Arabien macht, klappt das mit den vielen Kindern. Ob da aber die Trump- Wähler mitmachen? Vielleicht die männlichen Wähler.

      1. Ich hätte auch nur an 2 Kinder im Schnitt gedacht. Arabische Verhältnisse will ich auch als Mann nicht, aber den Frauen muss klar werden, dass es besser ist in einer westlich konservativen Männerwelt zu leben als ein paar Jahre sich selbst zu verwirklichen und dann in Afghanistan aufzuwachen. Also doch Familienpolitik und nicht Frauenpolitik.

        1. Genauso ist es die Familienpolitik,wird übrigens von Orban ganz groß geschrieben.
          In Ungarn gibt’s kein Woke und schon gar nicht Werbung und das ist auch gut so,denn durch die gewollte und Bekloppte Woke Gesellschaft stirbt die Familie bald aus.
          Kinder sind ja für das Klima böse,drum wird Werbung über Schwule und Lesben gemacht sogar in der Schule,wie widerlich.
          Jetzt kommt auch noch das Selbstbestimmungsrecht,alles genau so gewollt.
          So sind in einer gewissen Zeit Völker vom aussterben bedroht.
          Genau wie es Tilo Sarrazin vorhergesagt hat.

  3. Die Daten sind völlig veraltet und vor allem frisiert. Und zwar zum Positiven. Die besten Schätzungen kommen von dem sinnoamerikanischen Bevölkerungsforscher Yi Fuxian. Er hat hierzu sämtliche statistische Daten miteinander verschnitten und auf Plausiblitiltät überprüft. Seine Ergebnisse zeigen das die Bevölkerung Chinas heute schon um 200 Millionen geringer ist als offiziell angegeben und diese bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa 300 Millionen fallen könnte.

  4. Das Zitat „Der Blick in die Zukunft ist für China besorgniserregend“ ist absolut NICHT zutreffend. Das Gegenteil ist der Fall. In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung glatt auf 8 Milliarden Menschen verdoppelt
    (in den 1970-er Jahren waren wir noch 4 Milliarden). Denn nur ein rapides Schrumpfen der Bevölkerung kann den kompletten Kollaps unseres Planeten durch Konsum, fossilen Energie Verbrauch, Rodung und Ausbeutung aller Ressourcen verhindern

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