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Gefahr für Europa: Die digitale Abhängigkeit von China und USA

Europa China USA

Europa ist nicht nur in Sachen Verteidigung schwach – sondern vor allem auch digital stark abhängig von China und den USA!

Europa, China, USA: alle haben Schwächen..

Die Corona-Krise hat gnadenlos die Schwachstellen der einzelnen Länder aufgezeigt: In den USA ist es das ungleiche Gesundheitssystem, in China dagegen ist es die Schwäche der öffentlichen Verwaltung. Hätten die lokalen Beamte in China früh genug entschlossen gehandelt, wäre die Situation dort nie so eskaliert. Stattdessen wurde aber der Arzt Li Wenliang, der als erster auf das neue SARS-CoV-Virus aufmerksam machte, in Polizeigewahrsam genommen. Die Eindämmung des Virus kam es erst durch die Intervention durch die Behörden auf Provinz- bzw. Staatsebene.

In Deutschland war und ist es die mangelhafte Digitalisierung. Daten wurden per Fax übermittelt, sofern überhaupt Faxgeräte vorhanden waren und am Wochenende gearbeitet wurde. Die Folge: Die maßgeblichen Institute, wie das Paul-Ehrlich-Institut oder das Robert-Koch-Institut, steuerten z.T. im Blindflug durch die Pandemie. So wissen wir immer noch nicht genau, wie hoch denn eigentlich die Impfquote für Deutschland ist.

Deutschland und Europa: Haupt-Schwäche Digitalität

Ein Teil dieser Misere ist die digitale Abhängigkeit Deutschlands von anderen Ländern. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat nun eine neue Studie über die Digitale Abhängigkeit Europas vorgestellt und einen Digital Dependence Index (DDI) erstellt. Das – leider – wenig überraschende Ergebnis ist, dass Europa und Deutschland eine hohe doppelte Abhängigkeit einerseits von den USA, andererseits von China haben. Dabei ist die digitale Abhängigkeit von den USA besonders im Bereich „Infrastruktur“ groß, von China im Bereich „Anwendungen/Handel“.

China verfügt mit seiner Alibaba-Plattform über das weltweit führende Business-to-Business-Portal und deckt dabei alle Bereiche der Wertschöpfungskette ab: Vom Sourcing, über Bestellung und Bezahlung bis hin zur Qualitätssicherung und Verschiffung. Relativ klein ist die Abhängigkeit in einer dritten Kategorie, den Patenten. Deutschland ist also relativ stark bei der technischen Grundlagenforschung.

Sowohl die Corona-Pandemie als auch der Ukraine-Krieg zeigen, wie abhängig Europa und Deutschland in nahezu allen strategisch wichtigen Bereichen ist: von den USA im Bereich der Sicherheit, von China bei der Wertschöpfung – und von Russlands Energie. Und es zeigt sich, wie schwierig es ist, diese kritischen Bereiche zu entflechten.

Am Beispiel Russlands geht es im Großen und Ganzen „nur“ um den Bezug Rohstoffen, also Öl, Kohle, Gas und Holz. Eine zunehmende Entflechtung von China würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass ganze Lieferketten neu aufgestellt werden müssen, von den Umsätzen deutscher Unternehmen in China ganz zu schweigen. Von den USA als Bündnispartner sollte es weniger um Unabhängigkeit gehen, eher um eine Emanzipation in der Familie. Die Fortschritte bei der Verringerung der Energieabhängigkeit von Russland lassen sich bereits erkennen, die Entflechtung von China würde mit einem unabhängigen digitalen System bedeutend leichter fallen.

Die Studie der KAS fordert daher, dass „Digitale Autonomie“ viel grösser als bisher gedacht wird. Das Mammut-Projekt GAIA-X wird hier als „Pilotprojekt im Sandkastenformat“ bezeichnet. GAIA-X ist ein europäisches Projekt, das eine digitale Infrastruktur für Europa bereitstellen soll.

Problematisch daran ist aber schon, dass unter den Mitgliedern unter anderem Google und Alibaba sind, also gerade Unternehmen aus systemischen Konkurrenzländern, von denen sich Europa gerade unabhängig machen will. Fraglich ist ebenso, wie erfolgreich ein staatlich organisiertes Projekt sein kann. Denn in den beiden dominierenden Länder, USA und China, haben sich solche Projekte unabhängig von staatlichen Eingriffen entwickelt. In den USA sind traditionell private Firmen die Treiber der Infrastruktur. Der Staat ssieht sich hier eher in der Rolle, einen (Gesetzes-)Rahmen zu stellen. Alibaba, Tencent und die anderen Plattformen wurden von privaten Firmen bzw. Personen gegründet. Mittlerweile greift die chinesische Regierung aber nicht nur per Gesetze und Verordnungen in die Entwicklung der Plattformen ein, sondern sie ist auch bestrebt, direkt bei den Entscheidungsprozessemn dieser Firmen starken Einfluss zu nehmen.

Europa hat immerhin eine Erfolgsgeschichte: Airbus

Um wirkliche digitale Autonomie zu erreichen – so die Studie –  wird es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Aber Geschichte Europas gibt es durchaus ein Vorbild, eine Abhängigkeit zu beenden: Ende der 1960er Jahre gründete Deutschland mit Frankreich zusammen Airbus, um die Dominanz der amerikanischen Flugzeughersteller zu brechen, dem sich später auch England und Spanien anschlossen. Heute bilden Boing und Airbus ein Duopol, was wiederum vom chinesischen COMAC, dem staatlichen Flugzeugbauer, herausgefordert wird.

Es wäre wünschenswert, wenn wir weiterhin in einer friedlichen Welt leben und koexistieren würden. Aber dazu gehört eben auch, vorbereitet zu sein auf den Fall der Fälle. Für diese Diskussion liefert die Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung einen wichtigen Impuls.



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1 Kommentar

  1. In Sachen Filmindustrie gilt es zwischen der US-Firma Audible, EU-KI-Start-Ups und chinesische Seltene Erden/für Kopfhörer zu kooperieren.

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