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Weniger Zinssenkungen als 2024 Geldpolitik-Ausblick: Welche Zentralbank senkt 2025 die Zinsen

Geldpolitik-Ausblick: Welche Zentralbank senkt 2025 die Zinsen
Fed-Chef Jerome Powell. Foto: Bloomberg

In fast allen großen Volkswirtschaften ist im neuen Jahr mit einer Lockerung der Geldpolitik zu rechnen. Allerdings dürfte sich das Tempo der Zinssenkungen verlangsamen. Die großen Zentralbanken werden die Zinsen auch im Jahr 2025 weiter senken, allerdings vorsichtig und mit einem besorgten Blick auf die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus. Während die Fed das Tempo der geldpolitischen Lockerung voraussichtlich verlangsamen wird, dürften die EZB und die Bank of England die Zinsen weiterhin schrittweise senken. Nur die Bank of Japan könnte die Zinsen erhöhen.

Zinsen sinken in 2025 langsamer

Bloomberg Economics geht davon aus, dass das aggregierte Zinsniveau der Industrieländer 2025 nur um 72 Basispunkte sinken wird und damit weniger als im Jahr 2024.

Der kommende US-Präsident ist für Notenbanker auf der ganzen Welt ein beunruhigender Faktor. Sollten seine angedrohten Handelszölle in Kraft treten, könnten sie das globale Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und im Falle von Vergeltungsmaßnahmen zugleich die Verbraucherpreise in die Höhe treiben.

In den USA hat die US-Notenbank Fed bereits ihre Aufmerksamkeit auf die Gefahr einer wieder auflebenden Inflation gerichtet, was die Aussicht auf eine deutliche Lockerung der Geldpolitik vorerst dämpft. Andere wichtige Partner — von der Eurozone bis zu Großbritannien — sind bereit, die Zinsen weiter zu senken, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Allerdings ohne Anzeichen von Eile.

Die Sicht von Bloomberg Economics:

“Für die Zentralbanken, die sich auf dem Weg zur Normalisierung ihrer Geldpolitik befinden, wird die letzte Meile nicht reibungslos verlaufen. Ungleichmäßige Fortschritte in Richtung einer Inflation von 2%, Schocks durch die kommende Regierung Trump und die Unsicherheit zum neutralen Zinsniveau tragen zum Überraschungspotenzial bei. Bloomberg Economics sieht den durchschnittlichen Zinsen der Zentralbanken der fortgeschrittenen Volkswirtschaften von 3,6% Ende 2024 auf 2,9% Ende 2025 sinken.” — Tom Orlik, Chefökonom

Geldpolitik: Weniger Zinssenkungen als in 2024 - Fed tritt auf die Bremse

US-Notenbank Fed

Aktuelle Federal Funds Rate: 4,25 – 4,5%
Prognose von Bloomberg Economics für Ende 2025: 3,50 – 3,75%.
Marktmeinung: Die Märkte sind sich nicht einig, ob es bis März zu einer Senkung der Zinsen um einen Viertelpunkt kommen wird. Eine Zinssenkung bis Juni ist voll eingepreist und die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Lockerung bis Ende des Jahres wird auf fast 70% geschätzt.

Im Dezember nahm die Fed eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt vor. Die jüngsten Dotplots zeigen, dass viele Währungshüter bei der geldpolitischen Lockerung vorerst die Pausetaste bevorzugen. Für das Gesamtjahr 2025 signalisierten die US-Notenbanker nur noch eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt, während die Märkte zuvor mit einem ganzen Prozentpunkt gerechnet hatten.

Nur wenige Monate, nachdem sich eine Trendwende am US-Arbeitsmarkt abzuzeichnen schien, richtet die Fed ihr Augenmerk wieder verstärkt auf die Inflation, die sich über dem Zielwert von 2 % einzupendeln scheint. Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass die Währungshüter an dieser Front weitere Fortschritte sehen müssen, bevor sie die Zinsen weiter lockern.

Powell zeigte sich recht zuversichtlich, dass die Geldpolitik angemessen restriktiv bleibt und die Inflation weiter zurückgeht. Die jüngsten Inflationsprognosen und Projektionen für das so genannte neutrale Zinsniveau – bei dem die Geldpolitik der Wirtschaft weder hilft noch schadet – deuten jedoch darauf hin, dass viele seiner Kollegen skeptischer sind.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist Donald Trump. Der designierte US-Präsident liebt niedrige Zinsen und steigende Aktienmärkte, die beide nach der jüngsten Fed-Entscheidung einen Dämpfer erlitten haben. Wie schon in der Vergangenheit könnte er durch die Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone, die sich bis 2025 vergrößern dürfte, weiter provoziert werden.

Die Sicht von Bloomberg Economics:

“Die Fed-Mitglieder haben bei ihrer letzten Sitzung im Jahr 2024 eine Falkenhaltung eingenommen und die Markterwartungen enttäuscht, indem sie für 2025 nur eine Senkung der Zinsen um 50 Basispunkte prognostizierten. Um diese Haltung zu rechtfertigen, werden die Inflationsdaten Anfang 2025 aufgrund der verbleibenden Saisonalität wahrscheinlich solide ausfallen. Dennoch gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen 2025 und 2026 um jeweils 75 Basispunkte senken muss, da die Arbeitslosenquote bis Ende 2025 weiter auf 4,7 % und bis Ende 2026 auf 5,0 % steigen dürfte“. – Anna Wong

Fed erwartet Zinssenkungen von nur 50 Basispunkten in 2025 und 2026

Europäische Zentralbank (EZB)

Aktueller Einlagensatz: 3%.
Bloomberg-Economics-Prognose für Ende 2025: 2%.
Marktmeinung: Händler erwarten eine Senkung der Zinsen um 25 Basispunkte in diesem Monat, gefolgt von drei weiteren bis Ende Juni. Die Wahrscheinlichkeit einer fünften Zinssenkung bis Ende des Jahres wird mit 25% eingepreist.

Nach einem langsamen Start hat die EZB einen graduellen Zinssenkungskurs eingeschlagen, der den Einlagensatz bis Mitte dieses Jahres in einer Reihe von aufeinanderfolgenden Schritten von je einem Viertelpunkt auf 2% bringen dürfte. Einige EZB-Währungshüter haben zwar die Möglichkeit größerer Schritte ins Spiel gebracht. Die Mehrheit sieht jedoch keine Dringlichkeit, das Lockerungstempo zu erhöhen.

Während die Gesamtinflation, die zuletzt dreimal in Folge gestiegen ist, im Laufe des Jahres 2025 voraussichtlich bei dem von der EZB angestrebten Ziel von 2% liegen wird, steigen die Dienstleistungspreise immer noch fast doppelt so schnell. Grund zur Sorge sind für die Notenbanker zudem die Löhne. Das Wirtschaftswachstum dürfte nach einer Winterflaute voraussichtlich wieder zunehmen — gestützt durch eine Erholung der privaten Ausgaben.

Die Sicht von Bloomberg Economics:

“Es gibt Anzeichen für eine Verlangsamung des BIP-Wachstums, und wir gehen davon aus, dass die Gefahr von Zöllen die Wirtschaftstätigkeit belasten wird, da Investitionsentscheidungen auf Eis gelegt werden. Die Gesamtinflation wird Anfang 2025 unter die Zielmarke von 2 % fallen, das Lohnwachstum verlangsamt sich und die Gewinnmargen steigen nicht mehr. Eine restriktive Geldpolitik ist schwer zu rechtfertigen, daher rechnen wir mit sukzessiven Zinssenkungen bis März, gefolgt von vierteljährlichen Schritten bis zu einem Einlagensatz von 2%. Das ist unsere Schätzung für ein neutrales Niveau”. – David Powell

Zentralbanken setzen Lockerung fort - Aber Zinsen sinken im Jahr 2025 langsamer

Bank von Japan

Leitzins (Obergrenze): 0,25
Prognose von Bloomberg Economics für Ende 2025: 1%.
Marktmeinung: Die Geldmärkte setzen auf eine allmähliche Straffung und preisen bis Mai eine Anhebung der Zinsen um einen Viertelprozentpunkt ein.

Notenbankchef Kazuo Ueda steht bezüglich des Zeitpunkts der nächsten Zinserhöhung vor einer schwierigen Entscheidung.

Die Inflation liegt seit mehr als zweieinhalb Jahren auf oder über dem 2%-Ziel der Bank of Japan. Angesichts des Wirtschaftswachstums scheint dies eine ausreichend lange Zeitspanne zu sein, um die sehr niedrigen Zinsen anzuheben. Eine Zinserhöhung würde auch dazu beitragen, den angeschlagenen Yen zu stützen.

Die geldpolitische Sitzung im Januar findet vier Tage nach Trumps Amtseinführung statt. Ueda hat dessen Politik als eine der wichtigsten Risikofaktoren genannt, die Vorsicht erfordern. Wenn Ueda bis März warten würde, hätte er mehr Klarheit zu US-Konjunktur und die Entwicklung der Löhne in Japan. Letztendlich könnte der Yen der entscheidende Faktor sein.

Die Sicht von Bloomberg Economics:

“Wir hatten erwartet, dass Ueda auf der Dezember-Sitzung den Grundstein für eine Zinserhöhung im Januar legen würde. Wie sich herausstellte, hat er dies nicht getan – sein vorsichtiger Ansatz deutet darauf hin, dass die Zentralbank sich einen gewissen Spielraum bewahren will, um zu handeln, wenn das Umfeld günstig ist. Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass sie die Zinsen im Januar anheben wird. Der Grund dafür ist, dass die Inflation immer wahrscheinlicher um das 2%-Ziel der BoJ herum verharren wird. Der Absturz des Yen bringt ebenfalls Aufwärtsrisiken.“ Taro Kimura

Bank von England

Aktueller Leitzins: 4,75%
Bloomberg-Economics-Prognose für Ende 2025: 3,75%
Marktmeinung: Am Geldmarkt wird mit einer Zinssenkung um einen Viertelpunkt im Februar gerechnet, ein zweiter Zinsschritt bis November ist vollständig eingepreist. Zudem ist eine dritte Zinssenkung im Dezember mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% eingepreist.

Die Bank of England (BoE) hat signalisiert, dass sie vorerst an ihrem vierteljährlichen Zinssenkungsrhythmus festhalten will, auch wenn der inländische Preisdruck und die Unsicherheit im Ausland zunehmen. Die Märkte sehen die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Februar bei über der Hälfte. Die BoE wird im nächsten Monat neue Konunkturprognosen vorlegen.

Gouverneur Andrew Bailey betonte auf der Sitzung im Dezember die Notwendigkeit “schrittweiser” Zinssenkungen – obwohl Daten in den Tagen zuvor einen überraschenden Anstieg der Lohnanstiege und eine Belebung der Inflation gezeigt hatten.

Die Zinsaussichten nach Februar werden wahrscheinlich von den Folgen des ersten Haushalts der Labour-Regierung und den Auswirkungen des Wiederauflebens der globalen Handelsspannungen abhängen.

Die Sicht von Bloomberg Economics:

“Die Bank of England hat angedeutet, dass sie beabsichtigt, die Zinsen schrittweise zu senken. Wir gehen davon aus, dass sie die Zinsen im Jahr 2025 vierteljährlich senken wird, sodass der Leitzins zum Jahresende bei 3,75% liegen werden. Damit würden sie auf ein neutraleres Niveau gebracht, da die Bank of England sich einer Inflation über dem Zielwert gegenübersieht während sich der Arbeitsmarkt abkühlt. Wir glauben, dass es nur begrenzten Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gibt, ohne dass man den Inflationsdruck damit erhöht.“ — Dan Hanson

FMW/Bloomberg



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