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Geldpolitik: Wie stark kann die Fed bremsen?

Zentrale der Fed in Washington DC

Bei der letzten Fed-Sitzung gab der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, ziemlich konkrete Hinweise auf das Prozedere künftiger Zinsanhebungen: Die Entwicklung der Inflationsdaten ließe kein Zögern mehr zu, die Politik verlange konkretes Handeln und vor allem das psychologische Moment spiele eine große Rolle: Wenn sich die Inflation in den Köpfen der Konsumenten festsetzt, würde diese zu einer „Self-Fulfilling Prophecy“ führen, dies gelte es einzubremsen. Aber die Projektionen für acht Zinsanhebungen in den Dot Plots scheinen reichlich verwegen. Hierzu ein paar Gedanken.

Der Plan der Fed – kurz- und langfristig

Das Wirtschafts- und Börsenjahr 2021 geht zu Ende, verbunden mit der Erkenntnis der US-Notenbank, dass die von März an über das Ziel hinausgeschossene Inflation doch nicht so rasch verschwinden werde, trotz des bald zu spürenden Nachlassens der Basiseffekte. Daher veröffentlichte Fedchef Jerome Powell zum Ende der Dezembersitzung der Notenbank ein Punktdiagramm, das zeigte, dass die durchschnittliche Prognose der Fedmitglieder jetzt drei Zinserhöhungen im Jahr 2022 beträgt. Darüber hinaus aber insgesamt acht Zinserhöhungen in den nächsten drei Jahren, was für die Fed Funds Rate schlussendlich 2,125% bedeuten würde. Ungeachtet dessen hielt die Federal Reserve an ihrer Ansicht fest, dass der langfristige Zinssatz von 2,5 Prozent immer noch angemessen sei.

Den Märkten ist klar: Zinserhöhungen werden mit ziemlicher Sicherheit kommen, aber wie schnell und wie weit? Denn eines der großen Risiken, die mit Zinserhöhungen der Fed einhergeht, ist, dass der Leitzins der Fed über die Renditen längerfristiger Staatsanleihen angehoben wird. In diesem Fall folgt die so genannte Invertierung der Zinsstrukturkurve, gleichbedeutend mit einer höheren Rendite von Wertpapieren mit kürzerer Laufzeit gegenüber den Renditen von Wertpapieren mit längerer Laufzeit. Im Normalfall ist die Zinsstrukturkurve steil, Wirtschaft und Banken profitieren.

Ein wichtiges wirtschaftliches Maß, da eine invertierte Zinsstrukturkurve jede Rezession seit den 1970er Jahren angezeigt hat. Wie aus diesem Chart von LPL Research hervorgeht, ist die Fähigkeit der Fed, die Zinssätze vor einer Umkehr der Zinsstrukturkurve deutlich anzuheben, in den letzten Jahrzehnten immer begrenzter geworden. Ein „ewiger“ Rückgang der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen seit Mitte der 80er Jahre – uncharted Territory (Neuland).

Der Markt geht davon aus, dass die Fed bereits im Juni 2022 mit der Anhebung der kurzfristigen Zinsen beginnt, aber auch ein früherer Schritt ist möglich. Aber wie schnell folgen die nächsten „Hikes“ und was geschieht dann mit der Zinskurve? Die Märkte wünschen sich ein langsames Vorgehen, aber inzwischen macht sich die Sorge breit, dass die US-Notenbank bei einer nicht rasch sinkenden Inflation zu schnell vorgehen könnte. Erst den richtigen Zeitpunkt verpassen und dann zu aggressiv vorgehen – „wer zu spät kommt, den bestraft der Kapitalmarkt.“

Wie weit kann die Fed gehen?

Derzeit beträgt der Zinssatz der 2-jährigen US-Staatsanleihen 0,707 Prozent, ganz auf Linie mit den (voraussichtlich) kommenden Zinsanhebungen im Jahr 2022. Aber wo liegen die 10-jährigen US-Treasuries? Es geht nicht einmal an die 1,5 Prozentmarke heran (1,477). Ein Zeichen dafür, dass man den langfristigen Zinsankündigungen nicht glaubt. Hier ein Chart der Zinsdifferenz der letzten 30 Jahre. Bei einer Invertierung der Zinskurve folgte die Rezession auf den Fuß, das Thema Inflation wäre dann das geringere Übel.

Rendite Spread
Grafik: Advisor Perspectives

Fazit

Das Thema Bekämpfung der Inflation hat in den USA „Top Priority“ sowohl allgemeinpolitisch als auch geldpolitisch. Aber so einfach wird es mit den Zinsanhebungen nicht gehen, allein schon aus Gründen der Verschuldung, die sich, relativ gesehen, auf dem Niveau des Zweiten Weltkriegs befindet. Die Probleme heißen Stagflation oder auch Rezession, die mit ziemlicher Sicherheit einträte, würde die Zinskurve invertieren. Das weiß natürlich auch die Federal Reserve und man wird daher genau auf die Kapitalmarktzinsen achten.

Die sogenannten Dot Plots, also die langfristigen Zinsprojektionen könnte man sich eigentlich sparen, denn diese waren in der Vergangenheit eigentlich ohne Wert (wie oft traten die langfristigen Vorhersagen ein?), wenn die Wirtschaft anders als erwartet lief, musste die Fed reagieren. Schon wegen ihres gesetzlichen Auftrags zur Preisstabilität, zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes, aber auch zur Sicherung des US-Konsums und damit unmittelbar verbunden, mit dem Blick auf die Aktienmärkte, die nicht in den Bärenmarkt fallen sollten. Und genau dies wäre mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall, wenn… ! Deshalb dürfte die Angst vor einem „Policy Error“ der Fed die Märkte im neuen Jahr ziemlich umtreiben.



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1 Kommentar

  1. Pingback: How hard can the Fed brake? - Exact Release

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