Seit Jahren strebt die Peking nach Unabhängigkeit der Wirtschaft in China – doch das Ziel rückt in weite Ferne. Trotz Xis Vision eines autarken Wirtschaftskreislaufs bleibt das Land stark auf den Export angewiesen. Die Lockdowns 2022 und die anhaltende Immobilienkrise haben die Inlandsnachfrage zusätzlich geschwächt – und Chinas Abhängigkeit vom Ausland weiter verfestigt.
Von Stigma zu Qualitätssiegel: Die Geburt von „Made in Germany“
1887 erzwangen britische Hersteller von Messern und Scheren den „Merchandise Marks Act“ : Deutsche Produkte mussten fortan den Schriftzug „Made in Germany“ tragen. Zuvor hatten günstige deutsche Messer den britischen Markt überschwemmt und die heimischen Manufakturen ins Schwitzen gebracht. Statt deutsche Produkte zu stigmatisieren, wandelte sich „Made in Germany“ von einem Warnhinweis zu einem Symbol für Qualität und Zuverlässigkeit. Diese Transformation war entscheidend für den Aufstieg Deutschlands zu einer führenden Exportnation und den damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung des Kaiserreiches.
Wie Deutschland den Export als Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg erkannte, so sah Deng Xiaoping in dieser Strategie den Weg, China aus der wirtschaftlichen Abwärtsspirale zu befreien, die seit der Qing-Dynastie das Land in bittere Armut gestürzt hatte. Mit seinem Programm der „Reform und Öffnung“ (Boluan Fanzheng) setzte er 1978 eine neue Ära des Wirtschaftswachstums in Gang, die China rasch zur „Werkbank der Welt“ machte und das Land zu einem bescheidenen Wohlstand führte.
Xis großer Plan: Selbstständigkeit für China statt Exportabhängigkeit
Xi Jinping wollte diesen bescheidenen Wohlstand zu einem „Gemeinsamen Wohlstand“ ausbauen und diesen „Chinesischen Traum“ bis zum 100. Jubiläum der Volksrepublik China im Jahr 2049 verwirklichen. Teil dieser Strategie der „nationalen Erneuerung“ war es, die Abhängigkeit Chinas von ausländischen Märkten zu verringern und gleichzeitig den inländischen Kreislauf von Produktion, Verteilung und Konsum zu stärken. Der „externe Kreislauf“ sollte durch der „interne Kreislauf“ ergänzt werden. Die Idee des „Dualen Kreislaufs“ wurde geboren und in dem gegenwärtigen 14. Fünfjahresplan (2021–2025) verankert. Dieser Plan setzt den „Dualen Kreislauf“ als zentralen Eckpfeiler, um das Wirtschaftswachstum zu sichern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Schocks zu erhöhen.
Der „Chinesische Traum“ droht zu scheitern, seitdem die kommunistische Führung das Land in die großen Lockdowns geschickt hat. Diese strikten Maßnahmen haben die Wirtschaft erheblich belastet, und seit dem Ende der Pandemie Ende 2022 hat sich die Wirtschaft nicht wieder erholt. Hinzu kommt die anhaltende Immobilienkrise, die nicht nur das Vertrauen der Verbraucher erschüttert, sondern auch zu erheblichen Vermögensverlusten geführt hat. Die Folge ist eine anhaltende Schwäche der Inlandsnachfrage – oder, um im Konzept von Xi Jinping zu bleiben, der „innere Kreislauf“.
Exportboom statt Binnennachfrage: Die unerfüllte Vision
Seit der Einführung des Konzepts des „Doppelten Kreislaufs“ hat sich der Anteil des Außenhandels am Bruttoinlandsprodukt (BIP) Chinas entgegen den Erwartungen nicht verringert, sondern sogar leicht erhöht. Besonders die Exporte spielen eine entscheidende Rolle für das BIP-Wachstum. Laut Berechnungen von Brad Setser tragen die Exporte allein rund 1,5 Prozentpunkte zum gesamten Wachstum von 4,6% bei.
Indes hat die Einführung des Konzepts des „Doppelten Kreislaufs“ nicht zu einer Veränderung im Verhalten der chinesischen Führung geführt, was die Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung angeht. Statt die Nachfrageseite und damit den Konsum anzuregen, setzt sie weiterhin darauf, die Angebotsseite, also vor allem die Produktion, zu stärken. Da die Angebotsseite im Inland jedoch nicht auf eine entsprechende Nachfrage trifft, bleibt die Wirtschaft weiterhin auf den Export angewiesen, um Wachstum zu generieren.
Wachstum durch Export: Chinas Abhängigkeit bleibt
Hier spielt das 3. Plenum eine entscheidende Rolle, da es die wirtschaftliche Ausrichtung der nächsten Dekade festlegt und als maßgeblicher Fahrplan der Regierung gilt. Die Dokumente des 3. Plenums, die die künftige wirtschaftliche Entwicklung Chinas skizzieren, erwähnen den „Dualen Kreislauf“ zwar noch, heben sie jedoch nicht mehr besonders hervor. Dies deutet darauf hin, dass die chinesische Führung trotz des Konzepts des Dualen Kreislaufs weiterhin den Schwerpunkt auf die Exportförderung und die Stärkung der Produktion legt.
Die Realität hat Xi Jinpings Vision längst eingeholt. Der „Duale Kreislauf“ bleibt eine leere Hülle, während China weiter auf Exporte angewiesen ist. Sein Traum von einem wirtschaftlich unabhängigen China ist gescheitert – das Land bleibt abhängig vom Ausland.
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Gibt es überhaupt ein Land auf der Welt,
dass nicht von anderen Wirtschaften abhängig ist?
China hat zumindest den größten Rohstoffhändler der Welt im Rücken, und möchte mit den BRICS zusammen was erreichen.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
@Helnut
Artikel nicht gelesen oder verstanden? 1 1/2 Jahre Berichterstattung spurlos an unseren China-Experten vorbeigezogen? Der riesige Binnenmarkt zieht nicht. Chinesen konsumieren nicht
DermitdemHelmuttanzt
Naja, China bemüht sich auf 5% Wirtschaftswachstum zu kommen.
Deutschland bemüht sich unter Null zu kommen.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
und damit @Helmut beweist du ein weiteres Mal, dass du keine Ahnung hast.
Vor allem vergleichst du mal wieder Äpfel mit Heringskonserven.
Aber was will man von Dir auch anderes erwarten. Welcher Name wäre dir eigentlich lieber? Dunning oder Kruger?
„Deutschland bemüht sich unter Null zu kommen.“
Wenn, dann über null.
….nix,
es war dieser tage mit der einen, aussergewöhnlich klaren wortspende doch nur ein kurz
aufflackernder, lucider moment, wie ich es befürchtete. ähnlich dem anzeichen eines nahenden todes.
deutschland hat sich selbst zur null gemacht und arbeitet hartnäckig daran dies auch zu bleiben
williges personal ist ja auch massenhaft vorhanden
suum cuique, wie die antiken rechten schon zu sagen pflegten
Das Wachstum von China ist in seiner Armee zu finden.
@urs bracher,
ja, bestimmt,
mit 296 milliarden liegen die chinesen um 620 milliarden hinter den usa,
russland mit 109 milliarden, um 807 milliarden hinter den usa.
china und russland gaben 2024 zusammen 405 milliarden für ihre rüstung aus,
die usa offiziell geben 916 milliarden an.
entweder kauft die usa überteuerten schaufensterschrott aus eigener produktion oder sie müssen soviel
schrott kaufen, um mit den anderen mitzuhalten – z.b. einsatzbereitschaft aller f35 weltweit unter 40%
zahlen sind von statista.com, militärausgaben weltweit 2024 nach ländern,
das erklärt auch, warum die russen in der ukraine seit 2022 nur am verlieren sind und schon 600 000
gefallene haben und die ukro’s nur 30 000 gefallen, laut kokainsky, ähh selensky
also los, haut in die tasten und bastelt weiter an euren persönlichen lebenslügen.
suum cuique, wie die antiken rechten schon zu sagen pflegten
@urs bracher,
vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass die pleitestaaten china und russland soviel gold zusammenraffen,
dass für unnütze steinschleudern und waschmaschinenchips kein geld mehr übrigbleibt, wer wiess….
Ich denke, die Bemühungen Deutschland, hinsichtlich des Wirtschaftswachstum unter Null zu bekommen, wird gelingen.
Was dann wieder die Jubelmeldungen nach sich ziehen wird, dass der Energieverbrauch in Deutschland wieder einmal gesunken ist.
Das Habeck nicht die Buchführung für eine Pommesbude hinbekommen würde, habe ich ja hier schon mehrfach erklärt.
Aber er würde wohl auch weniger Energieverbrauch in dieser Pommesbude bejubeln, aber wohl gar nicht darauf kommen, dass die Einsparungen durch weniger Verkauf von Pommes herrühren.
Viele Grüße aus Andalusien Helmut