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Gestiegene Inflation in der Eurozone in der Detailbetrachtung

Die Energiepreise haben sich auf Jahresbasis von einer ständigen Abwärtsentwicklung jetzt ruckartig in ein sattes Plus umgedreht von -1,1% im November auf +2,5% im Dezember. Das zieht den Gesamtschnitt weiter nach oben. Nicht, dass der Ölpreis...

FMW-Redaktion

Wir hatten vorhin schon über die weiter anziehende Inflation in der Eurozone berichtet. Diese weist starke Parallelen zu den gestrigen Zahlen aus Deutschland auf. Die Energiepreise haben sich auf Jahresbasis von einer ständigen Abwärtsentwicklung jetzt ruckartig in ein sattes Plus umgedreht von -1,1% im November auf +2,5% im Dezember. Das zieht den Gesamtschnitt weiter nach oben. Nicht, dass der Ölpreis ruckartig steigen würde. Nein, er ist zuletzt immer ein Stückchen weiter angestiegen. Jetzt wirkt sich lediglich aus, dass er vor genau einem Jahr eben noch deutlich tiefer notierte.

Wie wir gestern schon bei den Zahlen für Deutschland anmerkten, ist die Frage mehr als berechtigt: War die ganze Orgie aus Gelddrucken und Negativzinsen bei der EZB denn wirklich notwendig? Denn richtig anspringen tut die Inflation offensichtlich erst, wenn der Jahresvergleich beim Ölpreis sich ins Plus dreht. Nach 0,6% im November jetzt im Dezember 1,1% Anstieg bei der Gesamtinflation auf Jahresbasis – das ist mal ein kräftiger Sprung nach vorne! Ohne Energie und Lebensmittel geht es immer noch um 0,9% nach oben.

Neben der Tatsache, dass neben Öl auch Lebensmittel die Preise treiben, gibt es mit den Industriegütern eigentlich nur einen Sektor, dei bei der Preisentwicklung nicht so richtig mitmachen will. Sie steigen nur um 0,3%. Fazit: Die Inflation könnte doch schneller als gedacht bis kurz vor die 2% laufen, womit das Ziel der EZB erreicht wäre. Wie man dorthin gekommen ist, scheint ja egal zu sein. Es ist aber klar, dass sich die EZB bei 1,7% oder 1,8% Inflation so richtig abfeiern lassen wird, weil ja ihre eigenen Maßnahmen diesen Erfolg gebracht haben…

Geht es in den nächsten Monaten so weiter, wird der politische Druck auf die EZB vor allem aus dem Sparer-Land Deutschland weiter zunehmen. Bürger verlieren durch die Inflation von vielleicht bald 1,5% also real pro Jahr 1,5% an Kaufkraft, was aber durch einen nicht existierenden Bankeinlagenzins in keinster Weise aufgefangen wird. Als Folge davon werden die Rufe wohl bald immer lauter werden, langsam mal die Zinswende in Euroland einzuläuten. Die komplette Meldung von Eurostat mit endgültigen Zahlen und allen Detaildaten für Dezember kommt am 18. Januar.

inflation-eurozone
Grafik: Eurostat



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8 Kommentare

  1. Gretchenfrage: Wessen Interessen vertritt die EZB? Die der Bürger? Dann wäre Ruf nach der Zinswende richtig.
    Oder doch eher die Interessen der Banken und der Politik? Dann könnte die in einer anderen Publikation gestern geäußerte Mutmaßung richtig sein, wonach die EZB bewusst ein Überschiessen der Inflationsrate über das selbst gesetzte Ziel von 2% in Kauf nehmen könnte. So funktioniert die Entschuldung des Staates (auf Kosten der Bürger) doch viel reibungsloser.
    Nur was macht sie dann mit dem Berg an angekauften Anleihen in der Bilanz? Die will doch keiner mehr haben, wenn die Anleihenrenditen kräftig gestiegen sind.

    1. Man muss das so sehen, wenn die EZB im Interesse der Banken und Politik handelt, handelt sie ja auch im Interesse der Bürger, denn der kann ja nicht wollen, dass es den Banken schlecht geht, denn dann geht es irgendwann ja auch ihm schlecht. Genauso sieht es mit der Politik aus. Den beiden muss es gut gehen, nur dann geht es auch jedem einzelnen gut. Ist jetzt nicht unbedingt meine Meinung, aber das wird dem (dummen) Bürger eben so verkauft.
      Und zu den Anleihen, die behält sie einfach bis sie fällig werden.

  2. Ich glaube fast, leser und Gixxer, euch ist entgangen, dass gerade Banken extrem unter dem Billiggeld der EZB zu leiden haben.

    Den maroden, hochverschuldeten Euro-Staaten hingegen will sie mit ihrer Geldpolitik unter die Arme greifen.
    Zum einen mit eben dem billigen Geld.
    Und zum anderen mit einer möglichst hohen Inflationsrate. Dadurch verliert Erspartes zwar an Wert. Die Verbindlichkeiten der Staaten aber genauso.

    1. Die EZB tanzt auf dem schmalen Grat zwischen deflationärem Crash (Staatsbankrott und Absaufen der Realwirtschaft, weil nicht mehr genug Geld in Umlauf ist, um die Schulden zu bedienen) und Hyperinflation (die letztendliche Folge exzessiven Gelddruckens, zur Verhinderung eines deflationären Crashs).

      Hyperinflation tritt jedoch erst dann ein, wenn die Geldumlaufgeschwindigkeit anzieht, was jedoch erst nach einem deflationären Crash (vor allem der Preise von Aktien, Anleihen und Immobilien, um die größten Blasen zu nennen) einsetzt. Auf Grund der stetig abnehmenden Geldumlaufgeschwindigkeit erzeugen die zahllosen Billionen gedruckter Euros immer weniger Inflation, weshalb die EZB regelmäßig ihr 2% Inflationsziel verfehlt.

      Wie also geht es weiter? EU und USA marschieren langsam aber sicher auf einen deflationären Crash zu (sozusagen in Zeitlupe). Der finale Crash kann viele Jahre auf sich warten lassen, aber auch schon nächste Woche vor der Tür stehen, wer hat eine Glaskugel?

      1. Falsch ist das sicherlich nicht, was Sie schreiben.
        Aber verhält es sich auch wirklich so?

        Haben wir es tatsächlich mit einer stetig abnehmenden Geldumlaufgeschwindigkeit zu tun?
        Mag sein, aber mir fehlt die Kenntnis.
        Da ich aber seit geraumer Zeit von immer mehr Mitbürgern höre, dass sie ihr Geld mangels Verzinsung schleunigst unter die Leute bringen, habe ich zumindest ein wenig Zweifel.

        Aber unterstellt, es wäre so, und mit einem Male würde die Umlaufgeschwindigkeit aber nicht weiter sinken, sondern einfach konstant bleiben. Dann könnte die stetige Geldmengenausweitung als zweiter Parameter ausreichen, um das Preisniveau auch mal deutlich zu erhöhen.

        Ich glaube übrigens nicht, dass die mögliche sinkende Umlaufgeschwindigkeit der (Haupt)Grund ist, dass die EZB ihr aus Schwachgeistigkeit oder Bosheit
        kreiertes 2%-Ziel (s.u.) nicht erreicht. Wäre der Ölpreis bei 100Dollar geblieben, hätte in den letzten zwei Jahren niemand davon „gefaselt“, dass die Preissteigerung zu gering wäre. Etwas Schlechtes kann gar nicht zu gering sein. Und Preissteigerungen sind anerkannt schlecht, sonst würde nicht in etlichen Gesetzen verankert sein, dass es gilt, die Stabilität des Preisniveaus zu sichern.

        Anmerkung zum 2%-Ziel:
        Sowohl im…

        –Stabilitäts- und Wachstumsgesetz § 1
        –Gesetz über die Dt. Bundesbank § 3
        –Deutsches Grundgesetz Art. 88
        –auch für die EZB geltenden Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union Artikel 127 („Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken…ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten“)

        …wird die Sicherung der Preis- S t a b i l i t ä t als eine der vordringliche Aufgabe herausgestellt.

        Und da erdreistet sich ein Gremium unter Führung von M. Draghi zu behaupten, es sei sein legitimes Ziel, eine S t e i g e r u n g des Preisniveaus anzustreben – von 2%.
        Ebenso schlecht könnten es 5% sein oder noch mehr und die EZB könnte dabei kaltschnäuzig frech behaupten, dass wäre doch gar keine Steigerung sondern Stabilität.

        Es gäbe viele Gründe in Deutschland für einen Volksaufstand. Das ist ein weiterer.

        1. Definition von Stabilität:
          Unter dem Begriff Stabilität versteht man einen Systemzustand, der von struktureller bzw. funktioneller Vorhersehbarkeit und Belastbarkeit gekennzeichnet ist. Er ist frei von starken Schwankungen, welche die Homöostase des Systems gefährden. Das Gegenteil zur Stabilität ist die Instabilität.

          Demnach wäre eine jährliche Verdopplung auch stabil oder sehe ich das falsch?

          1. Nun weiß ich nicht, wo Sie die Definition herhaben. Und wie Sie dann zu Ihrer Schlussfolgerung daraus kommen.

            Für mich jedenfalls ist Stabilität eindeutig
            was g a n z anderes, als das was Sie beschrieben haben. In allen Bereichen.
            Und in Bezug auf das Preisniveau allemal.

          2. Nachtrag:
            zur Definition Preisstabilität.

            Die Deutsche Bundesbank hat unter Preisstabilität immer das verstanden, was der Durchschnittsbürger auch unter Preisstabilität versteht.
            Und ihr Handeln war stets darauf ausgerichtet dieses Stabilitätsziel einzuhalten.

            Das ist ihr aber auch nicht immer gelungen. Deshalb hat sie eine Steigerung von bis zu 2% auch noch zähneknirschend in Kauf genommen und das dann als relative Preisstabilität bezeichnet, die vorrübergehend gerade mal noch so hinnehmbar wäre.
            Was hätte sie auch tun sollen? Wegzaubern konnte sie die Steigerung schließlich auch nicht mehr.

            ABER – und das ist der riesengroße Unterschied zur EZB-Politik – sie hat nie von vornherein die 2% als Z i e l größe angegeben.

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