Jason Xavier, Head of EMEA ETF Capital Markets bei Franklin Templeton, erklärt in der folgenden Analyse, wo er in 2023 Wachstumsbereiche und Chancen sieht – darunter Smart-Beta-ETFs, ertragsorientierte Strategien und ausgewählte Schwellenländer. Sein Leitmotto beim Investieren in ETF lautet dabei „Defensive Ausrichtung und taktisches Investieren“.
Hier seine Aussagen im Wortlaut: Wir gehen davon aus, dass 2023 ein turbulentes Jahr für die Finanzmärkte weltweit sein wird. Wir glauben, dass es ein Jahr der defensiven Ausrichtung, der Ertragsoptimierung sowie der taktischen Suche nach einem schwächeren US-Dollar sein wird, um im richtigen Moment in die Schwellenländer zu investieren. Im Folgenden erläutere ich meine Prognosen für die Branche.
1. Börsengehandelte Multifaktor-Smart-Beta-Fonds (ETFs) werden für höhere Anlegerzuflüsse sorgen
Meine erste Prognose konzentriert sich auf die defensive Ausrichtung. Deswegen glauben wir, dass börsengehandelte Multifaktor-Smart-Beta-Fonds (ETFs), insbesondere solche, die sich auf Qualitäts- und Ertragsstrategien konzentrieren, ihr relatives Wachstum des verwalteten Vermögens (AUM) von diesem Jahr an übertreffen werden, da das Jahrzehnt des „billigen“ Kapitals und der rekordniedrigen Zinssätze vorbei ist. Ganz bestimmt haben ETF und Indexfonds von der lockeren Geldpolitik profitiert. Vor allem nach Marktkapitalisierung gewichtete Fonds, die in Wachstumswerten häufig deutlich übergewichtet sind, erwiesen sich als gute Buy-and-Hold-Strategie mit soliden jährlichen Renditen. Unser neues Zinsumfeld verlangt jedoch nach einem taktischeren Ansatz bei der Asset-Allocation und den Engagements an den Aktienmärkten. Daher ist nicht auszuschließen, dass ETF-Anleger alternative Gewichtungsschemata wie Multi-Faktor-Smart-Beta-ETFs bevorzugt berücksichtigen, da sie neben der Marktkapitalisierung einer Aktie auch deren Fundamentaldaten berücksichtigen. In diesem Segment erwarten wir im nächsten Jahr ein starkes Wachstum.
2. Anleihen- und Dividenden-ETFs werden 2023 zu den Gewinnern beim Vermögensaufbau gehören
Ertrag, Ertrag, Ertrag – wir alle brauchen mehr denn je Ertrag! Angesichts der nach wie vor hohen Teuerungsraten und der Auswirkungen der gestiegenen Lebenshaltungskosten auf uns alle werden die Verbraucher wahrscheinlich genauer rechnen, um mehr von ihrem Geld zu behalten und die Unwägbarkeiten mit Blick auf das Jahr 2023 zu überstehen. Bei den Investitionen verhält es sich nicht anders. Die Erzielung solider Renditen erfordert zwar einen taktischeren Ansatz, doch sind wir der Auffassung, dass die Optimierung von Renditen und Erträgen im nächsten Jahr beim Portfolioaufbau mit Sicherheit eine große Rolle spielen wird. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass globale und regionale Dividenden-ETFs, insbesondere solche, die auch aus Sicht einer fundamentalen Aktienauswahl auf Qualität und Wert achten, im kommenden Jahr kräftige Mittelzuflüsse verzeichnen werden.
Über Erträge zu sprechen, ohne den Blick auf das Segment der festverzinslichen Wertpapiere im Jahr 2023 zu richten, ist für mich ausgeschlossen. Es wird in den Portfolios der Anleger sicherlich eine wichtige Rolle spielen, da alle Aufmerksamkeit auf die US-Notenbank (Fed) gerichtet ist, die möglicherweise eine Wende einleiten wird. Die Aussicht auf sinkende Zinsen im Jahr 2023 macht festverzinsliche Wertpapiere zu einer sehr attraktiven Anlageklasse. Darüber hinaus bietet die Anlageklasse aus unserer Sicht attraktive Renditen bei einem vergleichsweise geringeren Risiko als in den vergangenen Jahren. Dabei ist die Duration entscheidend. Die Auswahl von festverzinslichen Anlagen, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ertrag und Risiko bieten, macht Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating unserer Meinung nach zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten im Bereich der festverzinslichen Anlagen. Kombiniert man diese Fundamentaldaten mit den anhaltenden positiven Impulsen bei Investitionen in Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG), bieten Euro-Green-Bonds ein weiteres attraktives Potenzial für das Jahr 2023.
3. Aktien-ETFs auf einzelne Schwellenländer werden vermutlich ein verstärktes Wachstum des verwalteten Vermögens verzeichnen
Nach einem schwierigen Jahr 2022 könnte 2023 für die Schwellenländer eine Zeit der Erholung bedeuten. Die Bewertungen von Schwellenländeraktien sind derzeit günstig und bieten weiterhin Potenzial, da die Aussichten auf eine nachlassende Inflation auf eine potenzielle Abschwächung des US-Dollar im Zuge eines Kurswechsels der Fed hindeuten. Jedoch bieten nicht alle Schwellenländer das gleiche Aufwärtspotenzial. Eine Auswahl von Ländern, die als „US-freundlich“ gelten und von innovationsführenden Sektoren wie Technologie und Gesundheitswesen profitieren können, könnte den Weg ebnen. Dies und das Engagement in Märkten, die China Marktanteile in der Produktion abnehmen können, erscheinen uns attraktiv. Wir bevorzugen daher Südkorea, Taiwan und Indien gegenüber einer breiten Allokation in Schwellenländern.
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Vom 46. US-Präsidenten Joseph Robinette Biden kommt aktuell ein diskussionswürdiger Vorstoß gegenüber der Ölindustrie. So fordert er ExxonMobil auf, die Gewinne in den USA zu investieren, allenfalls würden diese höher besteuert. Der Ölkonzern ist somit aufgerufen, in innovativste Technologie für die Ölförderung zu investieren. Dies sollte auch die Agenda von Saudi Aramco sein. Rosneft ist in diesem Zusammenhang aufgerufen, im Rahmen von Verhandlungen in Sachen Ukraine-Konflikt die Voraussetzungen für die Beendigung der Sanktionen gegen innovativste Technologie für die Ölförderung zu schaffen/auf den Weg zu bringen.