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Globaler Aufschwung an den Aktienmärkten – kommt er jetzt an sein Ende?

Wer hätte das gedacht? Nach dem 4.Quartal2018, in dem die Aktienmärkte weltweit nachgaben und man mit dem einer Rezession rechnete, dann so eine Wende..

Wer hätte das gedacht? Nach dem vierten Quartal 2018, in dem die Aktienmärkte weltweit nachgaben und man schon mit dem Auftreten einer Rezession rechnete, dann so eine Wende. Ausgelöst durch eine 180-Grad-Wende der US-Notenbank brachten die letzten vier Monate eine ungewöhnliche Aktienhausse – und dies im längsten Aufschwung seit vielen Jahrzehnten. Kann das noch lange so weitergehen?

 

Die Performance der Weltbörsen

Nach Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg, der 90 der größten Aktienmärkte unter die Lupe genommen hat, waren 75 seit Jahresbeginn gestiegen, 40 davon sogar zweistellig. Spitzenreiter unter den Börsen war der chinesische Shanghai Composite mit einem Plus von 30 Prozent, gefolgt von Ländern wie Kanada, Russland, den USA, sogar Italien und kleineren Börsen wie Saudi-Arabien, Ägypten, Griechenland, Kolumbien aber auch Deutschland – alle um die 20 Prozent Kurszuwachs. Die Gründe für die Kurssteigerungen sind zwar von Land zu Land verschieden – von steigenden Öleinnahmen, Konjunkturstützen der Politik, dem Ausbleiben von Enttäuschungen etc. – aber allen liegt die Hoffnungen zugrunde, dass es in naher Zukunft wirtschaftlich zumindest moderat bergauf gehen wird. Und in dieser „Einpreisung“ liegt das Problem.

 

Erste Korrekturzeichen

In den letzen Tagen hatte der große Marktführer, der Shanghai Composite, um fünf Prozent korrigiert, was an fiskalpolitischen Ankündigungen der Regierug lag sowie an leisen Zweifeln über den Handesdeal. Die Stabilisierung der Wirtschaft Chinas ist aus meiner Sicht der „Big Point“ für die Weltwirtschaft, schließlich war das Riesenreich im letzten Jahrzehnt für fast ein Drittel der globalen Gewinne verantwortlich (natürlich ebenso wie der andere Hauptfaktor, die Notenbankpolitik). Auch bringt der starke Dollar das alte Problem der in dieser Währung verschuldeten Emerging Markets wieder aufs Tablett, ablesbar auch am MSCI Emerging Markets, der dem Weltindex hinterherhinkt.

Für die USA wurden die Risiken für die Aktienrally in vier Punkten sehr schön zusammengefasst: Kein Handesdeal, keine Zinssenkung der Fed, keine weitere Wirtschaftserholung Chinas und das erhöhte Preisniveau von US-Aktien.

Das Kurs/Gewinnverhältnis der US-Titel ist von gut 14 zu Jahresbeginn auf 17 gestiegen, bei einem historischen Durchschnitt von 15 bis 16.

Über andere Indikatoren wie der Überkauftheit der US-Indizes, z.B. aus charttechnischer Sicht, wurde hier bei FMW schon ausführlich berichtet.

Aktuell: Wie sehr die Märkte einen positiven Handelsdeal zwischen den USA und China eingepreist haben, zeigen die Schockreaktionen der Märkte in der Nacht von Sonntag auf Montag, als Trump den Chinesen mit neuen Zöllen gedroht hatte. Die chinesische Führung reagierte umgehend mit der Erwägung, die Verhandlungen abzubrechen. Der chinesische Shanghai Composite stürzte um mehr als fünf Prozent ab, die US-Futures korrigierten umgehend um zwei Prozent nach unten. Ob der Präsident bei entsprechenden Kursreaktionen an der Wall Street wieder zurückrudert?

 

Was macht unser Dax?

Auch der deutsche Leitindex ist bereits vier Monate in Folge gestiegen, trotz eines Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe, bei dem man schon in Richtung 2009 zum Vergleich blicken muss. Aber die Superhausse in der Baukonjunktur, der starke Dienstleistungssektor, ein starker GfK-Konsumklimaindex und ein weiterhin starker Arbeitsmarkt bilden den stabilisierenden Kontrapunkt. Dazu die erwähnte Hoffnung auf eine Stabilisierung.

Was also bringt der Mai? Von der Statistik gibt es nicht allzu sehr Erhellendes. In den 31 Jahren, in denen es den Index gibt, brachte dieser 19-mal eine positive Monatsausbeute. In den 16 Jahren, in denen das deutsche Barometer vier Monate in Folge gestiegen war, kletterte er auch 11-mal im nächsten Monat. Eine Hoffnung für die Bullen, die aber im 11. Jahr des Aufschwunges aber nicht so viel Wert sein dürfte.

Man kann es aber nicht oft genug betonen. Bereits vor über vier Jahren stand der Dax auf einem ähnlichen Stand (12390 Punkte) wie in diesen Tagen.

Aktienfieber sind anders aus.

 

Fazit

Jetzt müssen die Unternehmen die Hoffnungen bestätigen, die sich in den Aktienkursen widerspiegeln (gerade in der laufenden Berichtssaison beim Dax). Die Talfahrt der Frühindikatoren muss gestoppt werden, die Ausblicke der Unternehmen sich positiv entwickeln und die Notenbanken in ihrem Modus „akkommodierend“ verharren, was bei steigenden Konjunkturaussichten schon trickreicher Kommunikation bedarf. Gerade in den USA erleben wir eine Art Verwirrspiel zwischen starken und schwachen Indikatoren. Der Deal zwischen den USA und China dürfte eingepreist sein und wie rigoros die US-Anleger auf enttäuschende Aussichten reagieren, das sah man in der abgelaufenen Berichtssaison, in der selbst Marktschwergewichte um bis zu 10% korrigiert hatten.

 

Foto: Deutsche Börse AG



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