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Gold: Diese Bank verspielte 200 Millionen Dollar an einem Tag

HSBC Bank verzockt Geld im Handel mit Gold

Über die Verwerfungen auf dem Goldmarkt im Februar und März schrieb ich bereits mehrmals. Im Zuge von Produktionseinstellungen bei Gold während der Coronakrise, eingestellten Flugverbindungen, die Transportketten unterbrachen sowie steigender Nachfrage, weitete sich der Preisabstand zwischen sofort zu lieferndem Gold und den Preisen am Terminmarkt massiv aus. Teilweise wurde für sofort lieferbares Gold ein Aufpreis von mehr als 70 US-Dollar bezahlt. Gold war in New York tagelang bedeutend teurer als in London und bewog die New Yorker Börse, erstmals Londoner Goldbarren zur Erfüllung von Lieferpflichtungen zu akzeptieren.

In der Folge ging die Liquidität am Goldmarkt merklich zurück. Marktteilnehmer stellten eindeutig den Handel ein, nachdem sie zuvor herbe Verluste erlitten. Schon in meinem ersten Artikel äußerte ich die Vermutung, dass es einige Großbanken getroffen haben dürfte. Gold-Fans wetterten seit Jahrzehnten, die Banken würden mit großen Short-Positionen den Goldpreis künstlich niedrig halten. Im März zeigte sich, dass das stimmte. Offensichtlich hatten Marktteilnehmer zu viele Future-Kontrakte verkauft und als die Käufer dafür endlich einmal echtes, physisches Gold geliefert haben wollten, stellte sich heraus, dass die Verkäufer gar nicht genug Gold besaßen und auch nicht genügend besorgen konnten.

Beim Versuch, die verkauften Terminkontrakte zurückzukaufen, um die physische Lieferung zu umgehen, kam es zu Preisausbrüchen. Dass es an Liquidität mangelte, zeigte sich in den folgenden Wochen darin, dass es noch immer einen merklichen Preisabstand zwischen der Londoner und der New Yorker Börse gab. Ich kalkulierte damals, dass mit einem einzigen Flug eines einzigen gemieteten Airbus A380 genügend Gold von London nach New York gebracht werden konnte, um einen dreistelligen Millionengewinn einzufahren. Normalerweise würde sich keine Großbank solch eine Chance entgehen lassen. Dass dieser Preisabstand trotzdem vorhanden war, zeigte, dass keine Großbank mehr da oder gewillt war, um solch eine Transaktion in die Wege zu leiten.

Den einzige Verlusttag der HSBC verursachte der Goldhandel

Mit der britischen HSBC offenbarte sich nun die erste Bank als eines der Opfer. Im Bericht zum 1. Quartal 2020 schreibt die HSBC, dass sie im März an einem einzigen Handelstag etwa 200 Millionen US-Dollar Verlust im Eigenhandel erzielte, hauptsächlich verursacht durch Gold. 200 Millionen klingt nicht nach viel für eine Großbank. Doch dieser Tag stellte eine Absonderheit im HSBC-Eigenhandel dar. Denn dieser ist an allen anderen im Bericht gezeigten Tagen positiv gewesen. Und zwar über alle Handelsparten hinweg und mit in der Regel deutlich kleineren Handelsgewinnen. Ich weiß nicht, wie viele Trader HSBC für den Goldhandel abstellt. Viele werden es nicht sein, vielleicht sogar nur zwei für London und New York. Eine relativ kleine Handelsabteilung vernichtete also die Gewinne aller anderen Abteilungen mehrerer Tage. Allein die Tatsache, dass es der Goldhandel in den Quartalsbericht schaffte, zeigt, dass dieses Ereignis für die HSBC-Führung ein Schock gewesen sein muss. Die Anweisung, den Handel vorerst einzustellen, dürfte die natürliche Reaktion gewesen sein.

HSBC zeigt auf der gleichen Seite (Seite 10) sogar, wie groß der Schock gewesen sein muss. Das bankeigene Risikomanagement-Modell ging davon aus, dass mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit das gesamte Trading-Portfolio der Bank in einem zehntägigen Zeitraum einen Verlust von 176,2 Millionen US-Dollar nicht überschreiten würde. Dieser Vorfall war jedoch keinesfalls kritisch für die Bank. Denn im gleichen Zeitraum verzeichnete die Bank auch an gleich elf Tagen Trading-Gewinne, die das statistisch Erwartbare deutlich überschritten. Doch für diese Positiv-Abweichungen wurde im Gegensatz zur einen Negativ-Abweichung kein singulärer Grund genannt. Insofern ist das Handelsergebnis der Goldhändler für die HSBC einzigartig gewesen.

Auch Endkunden zahlten mehr für Gold, weil Banken nicht liefern konnten!

Dass die Banken ihren Lieferverpflichtungen für Gold nicht nachkommen konnten, spürten übrigens auch Kleinanleger rund um den Erdball. Die Aufpreise auf den Börsenpreis für physisches Gold stiegen auch im Endkundenhandel steil an. So kostete eine Goldunze in Deutschland, sofern überhaupt lieferbar, teilweise 200 Euro mehr als eine Unze am Terminmarkt. In den USA wurde von Aufpreisen von 130 US-Dollar berichtet. Zwar werden an der Börse 100 bis 400 Unzen schwere Barren gehandelt, die eher selten den Weg zum Goldhändler vor Ort finden. Doch wenn die wenigen noch arbeitenden Prägeanstalten kein Rohmaterial bekommen oder dafür deutlich mehr zahlen müssen als üblich, dann werden diese Kosten natürlich auch an die Goldhändler weitergegeben.



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2 Kommentare

  1. Habe es gestern schon gelesen, finde die Headline aber falsch….was hat den Gold im Grundsatz damit zu tun, verloren hat man das Geld mit Derrivaten, zwar ist dort Gold als Basiswert hinterlegt, mit der Realität hat es dann aber weniger zu tun, es fängt zB da an wo man Gold verkauft das man gar nicht Besitz und es dann icht besorgen kann, Verkaufe ich in Ebay zB Computer die ich nicht habe, und auch nicht besorgen kann, gehts vor den Strafrichter….welche sind halt gleicher als andere…darum sind wir vor dem Gesetz auch alle gleich…

    1. Also ich finde die Headline genau richtig. (Lese es auch erst jetzt, was aber ja wurscht ist.)
      Die Bank hat mit dem Goldderivatehandel relativ viel Geld verloren, und zwar genau wegen echtem physischem Gold, das der Hintergrund der Goldderivate ist, theoretisch, oder deren Fußboden. Dieses Runterzocken des Goldpreises ist denen so richtig im Hals steckengeblieben.
      Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, Wir betreten feuertrunken … Bettler werden Fürstenbrüder … überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen. Blablabla (Schiller)

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