Gold/Silber

Gold und Öl: Fundamental und charttechnisch analysiert

Von Naeem Aslam, chief market strategist bei ThinkMarkets

Gold

Das Edelmetall hat wieder einmal „Pech“, es handelt unter dem kritischen Niveau von 1.300 $. Der Grund, warum wir keine Erholung des Goldpreises sehen, ist hauptsächlich auf die Stärke der US-Konjunkturdaten zurückzuführen. Dies hat zwei Auswirkungen: Erstens sind Händler mehr daran interessiert, Geld in riskantere Anlagen zu investieren. Schließlich glauben sie nicht, dass die Fed den gleichen geldpolitischen Kurs beibehalten wird, den sie derzeit vertreten.

Darüber hinaus scheint es, dass auch die Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA ziemlich bald gelöst sein werden. Dennoch ist der Goldpreis auf dem aktuellen Niveau aus Gründen der Absicherung sehr attraktiv.

Im Tages-Chart muss der Preis über dem kritischen Niveau von 1276 bleiben. Dies war das bisherige Jahrestief, das der Preis bereits am 21. Januar erreichte. Wenn wir diese Unterstützungszone durchbrechen, ist es wahrscheinlich, dass der Preis seine Bewegung in Richtung der Marke von 1.250 $ fortsetzen wird.

Wir erwarten heute keine größere Bewegung des Goldpreises, ich denke, die Händler werden sich die chinesischen BIP- und Industrieproduktionszahlen (die morgen fällig sind) ansehen. Wenn wir eine Verbesserung dieser Zahlen sehen, wird dies die Nachfrage nach den risikoreicheren Anlagen nur verstärken. Denken Sie daran, dass China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, und eine sich verbessernde Wirtschaftslage nn China bedeutet die Verbesserung der Weltwirtschaft.

 

Öl

Der WTI-Preis bewegt sich im negativen Bereich und baut auf den Verlusten auf, die wir gestern erlebt haben. Im bisherigen Jahresverlauf liegen wir immer noch bei über 36%, eine nicht zu vernachlässigende Leistung. Natürlich wollen Händler etwas Gewinn vom Tisch nehmen, vor allem angesichts der Gewinne, die wir schon  gesehen haben.

Die US-Rohöllagerdaten stehen im Fokus, und wir haben bereits in der letzten Woche einen Anstieg dieser Lagerbestände gesehen. Die steigenden Lagerbestandsdaten haben viele Fragen an die Anleger gestellt, aber niemand scheint bereit, die erneute Ölschwemme wahrzunehmen.

Betrachtet man die Angebot und Nachfrage, so hat Russland seine Ölproduktion deutlich auf 11,25 Millionen Barrel pro Tag reduziert, eine Zahl, die Anfang April erreicht wurde. Die OPEC allein kann die Ölversorgung nicht kontrollieren, sie braucht Unternehmen aus Nicht-OPEC-Ländern. Ein weiterer Grund für den aktuellen Rückgang des Ölpreises ist auch darauf zurückzuführen, dass es auf dem Markt Gerüchte gibt, dass Russland sich nicht länger an die Produktionskürzungen halten wird. Wenn dieses Gerücht Wirklichkeit wird, sehen wir einen ernsthaften Rückschlag des Ölpreises.

In Bezug auf die technische Analyse sehen wir die aktuelle Unterstützung bei einem Niveau von 61 $, und ein Bruch dieser Marke wird die Tür zum nächsten Level öffnen, das bei 58 $ liegt, während der Aufwärtstrend durch das Widerstandsniveau von 64,79 $ begrenzt wird, dem bisherigen Jahreshoch, das der Preis am 9. April erreicht hat.

 

Naeem Aslam

 



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7 Kommentare

  1. Warum reagiert Gold nicht auf die sich häufenden Stresssymptome der überschuldeten Weltwirtschaft? Diese Frage ist in Anbetracht des eigentlich konstruktiven Umfeldes absolut berechtigt.

    Anekdotisch lieferten die letzten 36 Stunden dafür weitere zwei Fragezeichen: gestern Morgen versandte Donald J. Trump einen Tweet Richtung US-Notenbank, der nichts geringeres als eine völlige Neuausrichtung der Fed fordert (weg von der Einheit als Feuerteufel und Brandmeister hin zu nur noch Feuerteufel). Trump schrieb: „Wenn die Fed ihre Arbeit richtig gemacht hätte, was sie nicht getan hat, wäre der Aktienmarkt um zusätzliche 5000 bis 10.000 Punkte (DJIA) gestiegen und das BIP-Wachstum wäre weit über 4% statt 3%… fast ohne Inflation. Die restriktive Geldpolitig (Quantitative Tightening) war ein Wachstumskiller, die Fed hätte genau das Gegenteil tun müssen (QE4)!“

    Im Klartext bedeutet diese Forderung, dass die Fed mit ihrer laxen Geldpolitik nicht erst warten soll, bis die Konjunktur oder die Hausse bei Aktien, Bonds und Immobilien sich abschwächt, sondern quasi preventiv für ein noch zügigeres Aufpumpen der Asset-Price-Bubble (außer Edelmetalle und Minen) sorgen soll.

    Natürlich geht es Trump bei dieser radikalen Forderung primär um seine Chancen bei der Präsidentschaftswahl 2020. In Amerika gilt mehr als anderswo der Wählerleitspruch „Your Wallet Your Vote“. Eine boomende Wirtschaft und steigende Vermögenspreise helfen dem Amtsinhaber enorm bei der Wiederwahl. Da Trump bei den letzten Zwischenwahlen die Kontrolle über das Repräsentantenhausan an die Demokraten verloren hat, sind weitere Steuersenkungsorgien oder andere gigantische Konjunkturmaßnahmen bis zur Wahl politisch kaum durchsetzbar. Das weiß Trump und setzt voll auf die stimulierende Wirkung der Geldpolitik durch die Fed (u.a. mit der Benennung zweier neuer Fed-Direktoren, H. Cain und S. Moore, aus dem Kreis seiner ergebensten Unterstützer).

    Trotz dieser radikalen und unkonventionellen Wahlkampfstrategie Trumps fällt der Goldpreis.

    Auch als heute Morgen aus China erneut Informationen durchdrangen, das die Peoples Bank of China wiederholt massiv Liquidität in die Märkte pumpt und die Kreditvergabe im März, wie schon im Januar, förmlich durch die Decke schießt, fällt Gold.

    Beide Anekdoten zeigen ganz klar, dass der ökonomische Benzinbrand mit Kerosin bekämpft wird (noch mehr Schulden gegen die Überschuldung plus Niedrigzinsen und Gelddrucken). Ein theoretisch ideales Umfeld für die „Safe Haven“-Assets Gold und Silber. Zumal Trump nun auch den US-Dollar und seine relative Stärke gegenüber Euro und Yen verstärkt ins Visir nimmt.

    Drei Erklärungen für dieses Paradoxon scheinen mir logisch:

    Erstens existiert momentan noch keine Notwendigkeit, den US-Dollar als aktuelle Weltleitwährung durch Gold (die Backup-Reservewährung), zu ersetzen, da die Dollar-Zinsen nach wie vor relativ hoch sind, die US-Wirtschaft offiziell noch wächst und die Fed den von Trump geforderten quantitativen Lockerungskurs (QE4) noch nicht begonnen hat. Die Maßnahmen anderer Zentralbanken, auch Chinas, verhindern evtl. eine Rezession, erzeugen aber in ihrer jetzigen Ausprägung noch keine anhaltenden inflationären Effekte (Teuerungseffekte in den offiziellen Statistiken).

    Zweitens ist die Psychologie der breiten Anlegerschaft durch den fortwährenden, künstlich aufrecht erhaltenen Aufschwung darauf konditioniert, dass Krisen kein Thema mehr sind und die Preise ihrer Vermögenswerte für immer und permanent weiter steigen werden (Fear Of Missing Out und Buy the F…..g Dip).
    Drittens sehen die Charts von Gold, Silber und den Minenindizes noch nicht so attraktiv aus, dass großes Geld sich für diese (noch) Nieschenmärkte interessiert. Wichtige Widerstände gilt es im Laufe des Jahres noch zu nehmen. So lange die Preise der Metalle auf dem aktuellen Niveau konsolidieren, ist auch die Profitabilität der Minen nicht außerordentlich sexy.

    Gleichwohl bleibt eines ganz klar: die Symptome und Stresszustände der in hostorischem Maße überschuldeten Weltwirtschaft treten heute so krass zu Tage, wie in den letzten 25 Jahren nicht (seit dem ich die internationalen Finanzmärkte und deren zugrunde liegenden Ökonomien beobachte).
    Allein der mathematische Zwang ,in einem solchen Schuldenkarussell, den ZINSESZINS durch immer tiefere Kreditkosten auszuhebeln und trotz mangelnder Bonität und Solvenz vieler privater und öffentlicher Schuldner, der Schuldenwirtschaft immer mehr Kredit zur Verfügung stellen zu müssen (mit permanent abnehmendem Grenznutzen) führt unweigerlich zu erzwungenen Radikalmaßnahmen der Geldpolitik (QE4, Abschaffung des Zinses) mit dann zwangsläufig steigender Attraktivität der zinslosen aber knappen monetäten Edelmetalle und deren Produzenten.

    In der Geschichte der Menschheit haben die fundamentalen ökonomischen Naturgesetze (basierend auf Mathematik) stets retardierend auch die Massenpsychologie erreicht (erzwungener Maßen). Daher macht es aus Gesamtvermögenssicht absolut keinen Sinn, mit fortschreitender Überschuldung den Anteil von Edelmetall- und Mineninvetsments in Frage zu stellen.

    Wenn eines abgeleitet aus den Handlungen der politischen und ökonomischen Eliten der letzten Jahrzehnte prognostizierbar ist, dann das, dass sdiese Eliten alles tun werden um den Status quo so lange wie möglich aufrecht zu erhalten (nebst dazu notwendiger raidakler Geldpolitik zu Gunsten der monetären Edelmetalle).

  2. Was manche Blogger so alles schreiben. Dieser beispielsweise über Markus Krall (sechster Kommentar von oben).

    https://grossmutters-sparstrumpf.de/warum-warren-buffett-kein-gold-kauft/

  3. Ein bischen Demut und ein wacher Geist würde diesem Herrn gut stehen, denn außer Arrogonz kann ich sonst nichts mehr erkennen…..?

    1. Um Markus Krall zu kritisieren müsste man entweder sehr gut sein , oder erbärmlich naiv.
      Ich tendiere 49 zu 51% auf die zweite Variante.

      1. Wenn ich Markus Krall wäre, würde ich diesen Blogger wegen Rufschädigung verklagen. Die Bezeichnung „Knalltüte“ würde ich nicht auf mir sitzen lassen.

  4. darf ich mal ne dumme frage stellen in der hoffnung das ich ne antwort bekomme :)
    also, was wäre wenn die zinsen komplett verschwinden würden. also wenn alle zentralbanken den zins auf null setzen. unter welchen gesichtspunkten würde dann ein wert einer devise zb euro, usd, zar, juan, yen usw. festgestellt werden.
    oder geht das garnicht.

  5. @ md, ganz einfach,ohne Zinsen würden nur noch die sichersten Länder/ Währungen Kredite bekommen u.sonst niemand.

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