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Gold vs Bitcoin: Umdenken in Indien

An bestimmten Tagen im hinduistischen Kalender, wie Dhanteras und Dassera, sollen Hindus Gold kaufen. Dies bringt dem Glauben nach ein gutes Omen. Umso erstaunlicher ist ein neuer Trend in Indiens Mittel- und Oberschicht: Kryptowährungen wie Bitcoin werden bei Investitionsentscheidungen gegenüber Gold bevorzugt. Und das, obwohl die Zentralbank Indiens bereits mehrfach große Bedenken gegenüber den dezentralen Digitalwährungen geäußert hat und die indischen Behörden sogar mit einem Handelsverbot bei Bitcoin drohen.

Mehr Transparenz und mehr Rendite ohne Echtheitssorgen

Daten des World Gold Council zeigen, dass indische Erwachsene unter 34 Jahren weniger Appetit auf Gold haben als ihre älteren Mitbürger. Sie stecken ihr Geld lieber in Krypto als in Gold. Dabei locken vor allem hohe Renditen in kurzer Zeit und vermeintlich mehr Transparenz als am Goldmarkt die technikaffinen Inder weg vom „archaischen“ Metall hin zum hippen Digitalgeld. Mittlerweile sind mehr als 15 Millionen Inder in Bitcoin & Co. investiert. In den USA gibt es im Vergleich dazu ca. 23 Millionen, in China zuletzt noch ca. 52 Millionen und in Deutschland ca. 1,1 Millionen Krypto-Investoren. Besonders in der Altersgruppe der 18-35-Jährigen ist der Trend hin zum Digitalgold stark verbreitet, so das World Gold Council. Die immer häufiger online agierenden jungen Inder finden den Investitionsprozess in Bitcoin bequemer als bei Gold, zumal die Echtheit nicht extra geprüft werden muss. Auch sind die Nachwuchsinvestoren deutlich risikofreudiger als ihre Eltern und lassen sich weder von drohenden Handelsverboten noch von erratischen Kursschwankungen der Kryptos abschrecken. Da es aktuell in Indien noch keine steuerlichen Regeln für den Umgang mit Kryptos gibt, anders als bei Gold, drohen möglicherweise später hohe Nachzahlungen. Doch auch davon lassen sich die Junginvestoren nicht abschrecken. Ebenso wenig wie von den Handels- und Mining-Verboten beim nordöstlichen Nachbarn China.

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Noch ist der Anteil der indischen Krypto-Investitionen im Verhältnis zur Größe des Goldmarktes marginal. Dennoch ist das Wachstum signifikant, insbesondere beim Handel: Laut CoinGecko verzeichneten die vier größten Krypto-Börsen des Landes einen Anstieg des täglichen Handelsvolumens auf 102 Millionen US-Dollar im Vergleich zu lediglich 10,6 Millionen US-Dollar vor Jahresfrist. Nach Schätzungen von CoinGecko hat der Krypto-Markt Indiens bereits die Marke von 40 Milliarden US-Dollar geknackt. In China ist der Markt aktuell 160 Mrd. US-Dollar groß.

Neben steuerlichen Unsicherheiten, der hohen Preisvolatilität sowie dem Gegenwind vonseiten der Zentralbank gibt es in Indien in Sachen Kryptos auch ein enormes regulatorisches Defizit. Betrügereien, Diebstahl und Veruntreuung sind an der Tagesordnung auf dem nahezu unregulierten indischen Markt für Bitcoin & Co.

Wie sich die Kryptos im Vergleich zu Gold in einer echten Krise schlagen, bei dem eines Tages möglicherweise sogar das globale Währungssystem zur Disposition steht, muss sich ebenfalls noch zeigen.

Fazit und Ausblick

Die Generationen Y und Z, auch als Digital Natives 1.0 und 2.0 bezeichnet, ist mit Tablets, Smartphones und digitalen Bezahlsystemen aufgewachsen. Das gilt auch für Indien, wo nach den USA die zweitgrößte Anzahl Englisch sprechender Menschen lebt. Es ist daher verständlich und nachvollziehbar, dass v. a. die junge, nach westlichen Werten strebende Bevölkerung eine hohe Affinität zu Kryptowährungen wie Bitcoin entwickelt. Gold in physischer Form empfinden junge Inder hingegen eher als altbacken, zumal das gelbe Edelmetall in westlichen Medien, die auch in Indien stark trendbestimmend sind, nicht gerade gehypt wird.

Gleichwohl bietet auch der Markt für Kryptos eine Symbiose aus dem Krisenmetall mit fünftausendjähriger Geschichte und Bitcoin an: die mit physischem Metall gedeckten Stables-Coins. Es ist daher möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis auch die jungen Inder sich in Sachen Gold und Krypots nicht dafür oder dagegen entscheiden, sondern beides in einem kaufen.



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