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Goldman Sachs beendet BRICS-Ära

FMW-Redaktion

Ja richtig, Goldman Sachs beendet die BRICS-Ära. Das Kürzel haben Sie doch bestimmt schon mal gehört. Die Abkürzung steht für „Brasilien Russland Indien China Südafrika“. Seit Jahrzehnten gibt es in der Geldanlageindustrie, speziell bei den Fondsanbietern sogenannte „Emerging Markets“-Fonds, wo Anleger aus Europa und Nordamerika ohne Marktkenntnisse oder Marktzugang in Fonds anlegen können, wenn sie z.B. beim Asien-Boom dabei sein wollen.

BRICS-Staatschefs
Die Staatschefs der BRICS-Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika auf dem Weg zur „New Development Bank“. Foto: Roberto Stuckert Filho / Wikipedia (CC BY 3.0 br)

Vor 14 Jahren erschuf der Goldman Sachs-Mann Jim O´Neill das Wortspiel „BRICS“. Ja, Goldman Sachs setzte dieses Kürzel in die Welt, dass irgendwie alle Anleger schon mal gehört haben. Nicht die Uno, nicht die Federal Reserve, nicht die EU-Kommission, nicht die Nato, nicht die Kommunistische Partei in Peking, sondern diese ganz spezielle Bank in New York erfand dieses Kürzel als Synonym für den damaligen unerschütterlichen Glauben, dass in Europa und Nordamerika die Ära des Wachstums zu Ende sei und jetzt nur noch die Musik in den großen Wachstumsmärkten in Lateinamerika und Asien spielt.

Um für Investoren eine Art Marketing-Knaller zu schaffen, erfand O´Neill das Kürzel BRCIS, das für die laut seiner eigenen Idee größten 5 Wachstumsländer innerhalb der Schwellenländer stehen sollte. Aber was zum Teufel hatte Südafrika in seinem virtuellen 5er-Klub zu suchen? Wo war Mexiko? Indonesien? Malaysia? Egal… oft wenn sich Staatschefs von einigen der BRICS-Staaten trafen, bekam man den Eindruck BRICS sei eine Art Wirtschafsverband wie die G7 oder G20, aber ja nochmal, es war eine Erfindung von Goldman Sachs um diese Märkte für Anleger in einem Begriff erlebbar zu machen.

Jetzt, nachdem ein Goldman Sachs BRICS-Fonds 9 Jahre lief, wird dieser mit einem breiter anlegenden Emerging Markets-Fonds von Goldman zusammengelegt (eingestampft wäre von daher natürlich falsch). Laut einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC liegt das daran, dass man bei dem BRICS-Fonds keinen „significant asset growth“ für die absehbare Zukunft erwarte. Mit der Zusammenlegung mit einem anderen Fonds will man den Anlegern ein breiteres Universum von aufstrebenden Ländern anbieten. Bei einem Verlust von 20% in den letzten 5 Jahren hätten Investoren mit „langweiligen“ Dax oder Dow-Investments wohl etwas mehr Erfolg gehabt. Aber natürlich ist man erst hinterher schlauer!

Der Geldfluss bewegt sich seit Monaten kräftig weg aus allen Schwellenländern. Und jetzt, wo die Amerikaner die Zinswende einleiten, dürfte sich der Sog Richtung US-Dollar noch verstärken. Brasilien ist sagen wir mal in einer all umfassenden Dauer-Korruptionsaffäre gelähmt, dort geht derzeit gar nichts in Sachen Wachstum. Russland kämpft mit dem Ölpreis-Desaster und den westlichen Sanktionen, und in China weiß niemand so genau, wo denn nun das Wachstum wirklich liegt. Irgendwo zwischen 6-7% wie die KP in Peking es sagt, oder deutlich tiefer, wenn man den globalen Container-Frachtraten glauben will? Indien hat seinen Zauber bis heute nicht recht entfalten können, und Südafrika hat irgendwie noch nie so richtig in diesen 5er-Kreis gepasst. Wahrscheinlich wollte O´Neill auch mindestens ein Land aus Afrika mit in dieses Kürzel einbauen, als Symbol für ein wirklich globales Emerging-Markets-Label.

Wie auch immer, jetzt sind es eben wieder „Emerging Markets“ und nicht mehr BRICS-Investments. Es ist für Hoch Risiko-Investoren vielleicht sowieso interessanter nach Indonesien, Malaysia, Vietnam und Mexiko zu schauen als nach Brasilien oder Südafrika.




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2 Kommentare

  1. Hierin geht es schlicht um Marketing: man will sie mit einer niederen (herabstufenden) Bezeichung [1] abstrafen und kein Öl ins Feuer der Wirtschaftsgegner gießen – oder eben gerade doch?

    Ich denke, es geht nur um verminderte Aufmerksamkeit, welche hier generiert werden soll, damit Gelsflussströme verstärkt gelenkt werden. Dies soll die Länder zusätzlich in dieser schwierigen Zeit schwächen. Dabei wird vergessen, daß die hochnäsigen Abstrafer immens von diesen Ländern abhängen. Also: immer kräftig das Wort BRICS erwähnen und gegenhalten.

    [1] „Emerging Markets“ = aufstrebende Märkte (folglich unten seiend und hoch kommen wollend)

  2. Eine Bank wie diese handelt mit Geld aus Luft. Logischerweise sind die Folgen dieser Aktivitaeten = Luftnummern.
    Es wird Zeit, dass diesen Repraesentanten der juristische Prozess gemacht wird, denn Luftnummern als Ware aus dem NICHTS zu verkaufen, vorsaetzlicher Betrug.
    Diese Geldhaendler mit dem Geschaeftsmodell: Verkauf von Luftnummern werden auf dem Muellhaufen der Finanzgeschichte als warnendes Beispiel uns bald vorgefuehrt.

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