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Zinswende belastet Goldman Sachs senkt Prognose für S&P 500 deutlich ab

Goldman Sachs senkt sein Jahresendziel für den S&P 500 um 700 Punkte ab. Kräftig steigende Zinsen werfen kein gutes Licht auf den Aktienmarkt.

Skyline von New York

Schaut man auf den folgenden Chart, ist die Lage eindeutig. Anleihen werfen immer mehr Rendite ab, und Aktien verlieren aufgrund dieser wieder erstarkten Anlagealternative immer mehr an Boden. Wir sehen seit Jahresanfang den fallenden S&P 500 im Vergleich zur Rendite für zweijährige US-Staatsanleihen. Der weltweit wichtigste Aktienindex fiel seit Jahresanfang von 4.672 auf aktuell 3.758 Punkte – gleichzeitig stieg die Rendite für US-Staatsschulden mit zwei Jahren Laufzeit von 0,90 auf 4,13 Prozent.

Grafik vergleicht Entwicklung von S&P 500 gegen US-Anleiherenditen

Nun hat die hohe Inflation in den USA die Zinswende verstärkt. Erst vorgestern erhöhte die US-Notenbank Federal Reserve den Leitzins erneut in einem kräftigen Schritt um 0,75 Prozentpunkte. Diese Entwicklung drückt verstärkt gegen die Aktienmärkte, womit sich die Aussichten für den S&P 500 weiter eintrüben. Und genau jetzt sehen wir diese weitere negative Anpassung der Erwartungen von einer global viel beachteten Institution.

Goldman Sachs hat sein Jahresendziel für den S&P 500 Index von 4.300 auf 3.600 Punkte gesenkt (also nochmal 158 tiefer als aktuell) – mit dem Argument, dass eine dramatische Verschiebung der Aussichten für höhere Zinssätze die Bewertungen für US-Aktien belasten wird, so berichtet es aktuell Bloomberg. Das Szenario höherer Zinsen in Goldmans Bewertungsmodell stützt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15, verglichen mit 18, wie Strategen, darunter David J. Kostin, in einer Notiz schrieben. „Unsere Ökonomen prognostizieren nun, dass das FOMC den Leitzins im November um 75 Basispunkte, im Dezember um 50 Basispunkte und im Februar um 25 Basispunkte anheben wird, um einen Spitzenzinssatz von 4,5%-4,75% zu erreichen.

Goldman Sachs sagte, dass die Risiken für die jüngste Prognose immer noch nach unten tendieren, weil die Wahrscheinlichkeit einer Rezession steigt – ein Szenario, das die Unternehmensgewinne schmälern, die Renditelücke vergrößern und den US-Aktienindex auf einen Tiefstand von 3.150 drücken würde. Der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell hatte vorgestern signalisiert, dass er eine Rezession riskieren würde, um die Inflation zu bekämpfen, was die Befürchtung schürt, dass die Zentralbanken das globale Wachstum zum Entgleisen bringen könnten.

Aktienbewertungen und reale Renditen haben sich in den letzten Jahren im Gleichschritt bewegt, aber diese Beziehung hat sich kürzlich verschoben, was ein Risiko für Aktien darstellt, so die US-Investmentbank. Zuvor war sie davon ausgegangen, dass die Realzinsen bis Ende 2022 bei etwa 0,5 % liegen würden, während sie jetzt von 1,5 % ausgeht.

S&P 500 KGV und reale Renditen

Goldman Sachs senkt sein Ziel, da mehrere von Bloomberg befragte Strategen ihre Jahresendschätzungen für den S&P 500 gesenkt haben, auch wenn sie im Durchschnitt immer noch ein Aufwärtspotenzial von 16 % gegenüber dem aktuellen Stand bis zum Ende dieses Jahres sehen. Auch die Analysten haben ihre Kursziele für US-Aktien gesenkt, prognostizieren aber immer noch eine Rendite von fast 26 % für den Referenzindex in den nächsten 12 Monaten. Die Gewinnschätzungen für den S&P 500 sind in diesem Jahr um 6 % gestiegen, wurden aber seit Juni teilweise gesenkt.

Die Mehrheit der Aktienanleger ist der Ansicht, dass eine harte Landung unvermeidlich ist, und ihr Augenmerk liegt auf dem Zeitpunkt, dem Ausmaß und der Dauer einer möglichen Rezession, schreiben Kostin und seine Kollegen. In einem solchen Rahmen würden die 3-, 6- und 12-Monats-Ziele für den S&P 500 bei 3.400, 3.150 bzw. 3.750 liegen, so die Autoren.

Allerdings hat sich der S&P 500 seit dem 12. September schlechter entwickelt als der Stoxx Europe 600 Index, als Kostin und sein Team die USA für sicherer hielten als Europa. Sie sagen auch, dass eine Jahresendrallye des S&P 500 auf 4.300 möglich ist, wenn die Inflation deutliche Anzeichen einer Entspannung zeigt.

Das neue Basisziel von Goldman Sachs impliziert einen Rückgang im S&P 500 Index um 4,2 % gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag. Die 6-Monats- und 12-Monats-Ziele für den Index liegen bei 3.600 bzw. 4.000 Punkten. Die US-Bank rät wie viele ihrer Kollegen, dass die erhöhte Unsicherheit von den Anlegern eine defensive Positionierung verlangt und sie Aktien mit Qualitätsmerkmalen wie starken Bilanzen, hohen Kapitalrenditen und stabilem Umsatzwachstum besitzen sollten.

FMW/Bloomberg/Erster Chart von TradingView



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1 Kommentar

  1. Wir haben einen der grössten Anleihen Crashes der Geschichte. ( googeln der grosse Anleihen Crash auf Investing.com ) Zwangsläufig müssten die Aktien folgen, denn wenn der Tiefpunkt erreicht ist und lange US Anleihen gegen 4% rentieren gibt es Umschichtungen, das heisst sichere langjährige Rendite plus Kursgewinne beim Abschwung.Das ist die grösste Chance für lange Zeit, ob die Politiker im Umfeld von Powell schon positioniert sind? Ich glaube wohl, denn diese Sache ist jetzt sowas von gewalttätig herbeigeführt .
    Man kritisiert jetzt natürlich den armen Powell, aber er muss jetzt die Nebenwirkungen der grässlichen Trump Medizin ausfressen, dessen einziges Ziel es war die Aktien zu pushen. Das Inflations- Unkraut,das 10Jahre im Untergrund herangezüchtet wurde kann nicht in kurzer Zeit vernichtet werden,es sei denn man mache einen Kahlschlag. Der arme, von verrückten Präsidenten GETRIEBENE POWELL hat von den Gelddruckern nun den Auftrag bekommen als Aktien und Wirtschaftszerstörer zu fungieren.

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