Aktien

Goldman Sachs wird skeptisch für Aktien.. und Anleihen

FMW-Redaktion

Man kann nicht wirklich behaupten dass Goldman Sachs in 2016 mit seinen Einschätzungen ein glückliches Händchen hatte: so ziemlich alles, was schief gehen konnte, ging auch schief – Murphy´s Law! Man war extrem bullisch für den Dollar, skeptisch für den Euro und den Yen, skeptisch vor allem für Gold, das bekanntlich ziemlich steil nach oben schoß – trotz (oder gerade wegen?) der Empfehlung von Goldman, das gelbe Metall im Bereich 1200 Dollar zu verkaufen.

Das Problem bislang der Goldmänner ist: sie nahmen die Fed ernst mit ihren Aussagen, unbedingt die Zinsen anheben zu wollen – wenn in China kein Sack Reis umfällt. Aber unglücklicherweise fielen die Säcke Reis in China ständig um, weil Janet Yellen plötzlich von Zinsanhebungen nichts mehr wissen wollte (vermutlich weil sie eine Vereinbarung auf dem G20-Treffen in Shanghai Ende Februar mit anderen Notenbankern getroffen hatte).

Dann aber kamen gestern die hawkishen Aussagen der Fed-Mitglieder Lockhart, Kaplan und Williams, wonach eine Zinsanhebung bereits im Juni keinesfalls vom Tisch sei – und man überhaupt zwei bis drei Mal in 2016 die Zinsen anheben wolle. Was sonst als erneutes Lippenbekenntnis gegolten hätte, war nach den gestern veröffentlichten Daten zu den US-Verbraucherpreisen mit dem stärksten Anstieg seit gut drei Jahren plötzlich für die Märkte wieder glaubhaft – und das ist Wasser auf die Mühlen der Goldmänner.

Und so senkte man die Einschätzung für Aktien auf neutral von übergewichten. Der Hauptgrund: die Fed:

„Given we do not see much value across asset classes and we see a variety of cross-asset risks, we remain ‚Overweight‘ cash near term. We believe the market’s dovish pricing of the Fed increases rate shock risk, in which case both equity and bonds could sell off.“

Ein sell off sei also möglich an den Aktienmärkten und bei Risiko-Assets insgesamt, weil der Markt viel zu dovish positioniert sei, also Zinsanhebungen nicht eingepreist habe. Und überhaupt seien die Bewertungen an den (US-)Aktienmärkten sehr hoch angesichts des minimalen Wachstums, ja sogar nahe eines peaks:

„Until we see sustained signals of growth recovery, we do not feel comfortable taking equity risk, particularly as valuations are near peak levels.“

Wenn aber die Bewertungen nahe eines peaks sind, also eines Hochpunkts, warum ist man dann nur neutral, nicht sogar negativ? Das wird das Geheimnis der Gldmäner bleiben, man möchte sich vermutlich nach den bisherigen Prognose-Desastern noch ein paar Türen offen halten. Man halte daher vor allem Cash:

„Our equity strategists have become more defensive, owing to heightened drawdown risk and growth scarcity. (..) Given we do not see much value across asset classes and we see a variety of cross-asset risks, we remain ‚Overweight‘ cash near term.“

Das gilt auch für Anleihen, die das Fed-Risiko, ebenso wie die Aktienmärkte, nicht eingepreist hätten. Anders dagegen die Rohstoffe, die Goldman heraufstufte – vor allem Öl sehe man jetzt positiver nach den Produktionsunterbrechungen in Kanada und Nigeria – daher erwartet die Investmentbank Ölpreise um die 60 Dollar bereits Ende 2016 statt wie bislang erst Mitte 2017.

Sieht man Goldman Sachs weiter als Kontraindikator – wofür sich die Goldmänner bislang sehr erfolgreich bewarben – ist die negativere Einschätzung zu Aktien vielleicht die größte Hoffnung der Aktien-Bullen..



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3 Kommentare

  1. Hallo Herr Fugmann,

    aber damals, lang lang ist´s her, waren die auch schon gut, die hochbezahlten Elite-Analysten, die Investmentbank Nummer 1 mit Netzwerkern an entscheidenden Stellen usw…

    http://www.focus.de/finanzen/boerse/oelindustrie-prekaere-prognosen_aid_352891.html

    „Verrückte Öl-Welt: Im März 2005 – der Ölpreis steht bei 55 Dollar – ruft Arjun Murti, Energie-Chefanalyst von Goldman Sachs, einen Preisanstieg des schwarzen Goldes auf 105 Dollar aus. Einige machen sich lustig über die Prognose, einige tun sie als Panikmache ab, doch die Spekulanten am Ölmarkt sind elektrisiert – und kaufen.

    Murti behält Recht: Anfang 2008 ist die Marke geknackt. Im Mai gibt der Experte das neue Ziel eines Ölpreises von „150 bis 200 Dollar je Barrel in den nächsten sechs bis 24 Monaten“ aus. Die Hausse geht weiter, doch nur noch bis zum Juli. Bei 147 Dollar ist Schluss: Die Rezession fordert ihren Tribut….“

    Das Problem für GS : der Herr Murti ist in Rente gegangen… :D

    Dafür kam eben das da :

    http://de.euronews.com/2016/01/07/oelpreis-niemand-lacht-mehr-ueber-die-goldman-sachs-prognose/

    Spencer Welch, Director of Oil Markets Team, IHS Global Insight, London:

    “Mal für einen Tag, oder ein paar Tage, ja, kann der Preis da landen. Aber nicht auf die Dauer, da das sehr schnell auf die Produktion durchschlagen würde. Nicht nur, dass Leute aufhören würden, in Nordamerika nach Öl zu bohren. Das würde auch heißen, dass die, die heute Öl produzieren, zum Teil den Hahn zudrehen. Das gäbe eine ganz schnelle Reaktion bei der Ölproduktion.”

    Dieses Jahr hat es sich bei GS „etwas“ gehäuft mit den Fehlgriffen,richtig.
    Ich dachte immer : die nehmen immer nur die allerbesten Elitieleute ? Den Drehpunkt bei 27 USD beim WTI haben die wenigsten gesehen – bei der (Öl-)-Panik damals : irgendwie menschlich…

    Viele Grüße

    Marko

  2. Eins noch :

    Goldman Sachs wird also für beide skeptisch, Aktien und Anleihen ? Wie soll das gehen ?
    Wohin soll das „Geld“ gehen ? In Gold/Silber/Öl ?

    Oder in die restlichen Rohstoffe, aber : wenn die Rohstoffe steigen, dann sollten doch auch die Aktienmärkte steigen ? Oder bremst Öl bei 60 USD dann den Aktienmarkt/die Konjunktur ?

    Fragen über Fragen… ;)

    Im Juni passiert gar nix wegen Zinserhöhung, sagt „Kein-Eliteanalyst“… :D
    1 wirds noch geben, situationsbedingt.

    Die Skepis gegenüber den Aktienmärkten gibt mir etwas zu denken… sell in may…

    Viele Grüße

  3. Aber jetzt ist Schluss :

    Beim Ölpreis letztes/dieses Jahr hatten wir eine Sondersituation.

    1. Die Saudis, denen die Amis (Fracker) ein Dorn im Auge war, also runter mit dem Preis.

    2. Die Amis, denen Russland ein Dorn im Auge war, also runter mit dem Preis.

    Das kann man machen, keine Frage, haben sie ja auch gemacht und richtig ordentlich..

    Aber : den Preis auf Dauer soo niedrig zu halten, dürfte sogar für die Saudis usw nicht ganz so einfach sein , aus bekannten Gründen.
    Und die Amis habens auch gemerkt, dass da ein Rattenschwanz an Industrie dranhängt, bei denen…

    Viele Grüße

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