Gold/Silber

Goldpreis: Besteht die Chance auf einen schnellen Rebound?

Ein Barren aus Gold

Am Dienstag fielen die Notierungen des gelben Edelmetalls auf wichtige charttechnische Unterstützungslinien zurück. Fällt der Goldpreis darunter, befände er sich offiziell im Bärenmarkt. Doch sowohl die technischen Indikatoren als auch die Rahmenbedingungen sprechen zumindest für eine kurzfristige Erholung.

Was ist los beim Goldpreis?

Die ausgeprägte Korrektur bei den Notierungen des gelben Edelmetalls in Form einer charttechnischen Flaggenformation zieht sich bereits seit Anfang August letzten Jahres hin. Wobei der Kursrückgang zuletzt an Dynamik gewann, was für einen finalen Sell-Off charakteristisch ist. Am Mittwoch konnte der Goldpreis zumindest die psychologisch wichtige runde Marke von 1.700 US$/Unze zurückerobern. Die große Frage ist nun, ob die Kreuzunterstützung, bestehend aus mittelfristigem Aufwärtstrend, horizontaler Unterstützungslinie sowie unterer Begrenzung der Flaggenformation im Bereich von ca. 1.670 US$/Unze hält.

Chart zeigt Goldpreis-Kursverlauf in US-Dollar

Ein kurzfristiges Überschießen der Kurse nach unten ist gerade bei dem hochpolitischen und nicht selten „gemanagten“ Goldpreis nicht auszuschließen. Eine Analogie auf der Oberseite gab es bereits am 4. Januar dieses Jahres, als der Goldpreis dynamisch aus der bullischen Flagge nach oben ausbrach. Der Anstieg wurde sofort wieder retourniert und endete in einer Bullen-Falle. Marktteilnehmer vermuteten ein Eingreifen „interessierter Kreise“, um den Goldpreis im Zaum zu halten. Aber das ist pure Spekulation.

Ein ähnliches Szenario auf der Unterseite wäre bei einem kurzfristigen und dynamischen Unterschreiten der massiven Kreuzunterstützung ebenfalls denkbar. Viele Parameter weisen bereits jetzt auf eine starke „Überverkauftheit“ beim Goldpreis hin. Neben dem Relative-Stärke-Index und der Stochastik zeigt auch die mittlerweile ausgeprägte Entfernung des Goldpreises von seinem 200-Tage-Gleitenden-Durchschnitts in Höhe von über 10 Prozent eine Übertreibung nach unten an.

Positive Signale vom Gold-Terminmarkt

Das Gleiche gilt für die Positionierung der Marktteilnehmer an der weltweit größten Gold-Terminbörse COMEX (CME Group/New York). Die kurzfristigen spekulativen Positionen wurden bereits signifikant abgebaut (rote Linie im oberen Chartsegment). Generell sind die Terminmarktwetten auf Gold stark rückläufig (Open Interest: schwarze Linie im Chart). Dies ist als Kontraindikation sehr positiv für die weiteren Aussichten des Goldpreises zu werten. Und so bewegt sich der COT-Index mit 100 Punkten bereits am oberen Anschlag der Kauf-Zone.

Terminmarktdaten für Gold

Impulse liefert auch die Nachfrage nach Münzen und Barren

Deutschlands Nr. 1 Goldvergleichsportal „GOLD.DE“ meldete zuletzt starke Anstiege beim Absatz von gängigen Anlagemünzen und Barren im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Preisaufschläge sowie die An- und Verkaufs-Differenzen (Spreads) bewegten sich zuletzt wegen der robusten Nachfrage und der nach wie vor eingeschränkten Versorgunglage erneut auseinander. Besonders beliebt sind neben den gängigen Anlagemünzen auch zunehmend numismatische Sammlermünzen, was auch der limitierten Verfügbarkeit gängiger Münzen geschuldet ist.

Alle bedeutenden Münzprägeanstalten weltweit, wie die Perth Mint, die Royal Canadian Mint oder die U.S. Mint melden bei rückläufigen Metallpreisen einen starken Anstieg der Retail-Nachfrage. Selbiges gilt für die antizyklische Schmucknachfrage (Quelle: The World Gold Council). Das Beispiel der v. a. in den USA sehr populären Anlagemünze „American Eagle“ verdeutlicht die signifikant höhere Nachfrage durch Schnäppchenjäger.

American Eagle Gold

American Eagle Silber

Goldpreis und Kapitalmarktzinsen

Der Hauptgrund für die ausgeprägte Korrektur beim Goldpreis ist und bleibt der dynamische Zinsanstieg am Kapitalmarkt. Der Start der Preiskorrektur bei Gold korrespondiert fast auf den Tag genau mit dem Wendepunkt bei den Renditen langlaufender US-Staatsanleihen Anfang August 2020.

Goldpreis im Vergleich zur US-Anleiherendite

Zwar befinden sich die Realzinsen nach wie vor auf einem Niveau, das in der Vergangenheit unterstützend für den Goldpreis wirkte, doch die dynamischen Anstiege der Renditen am Kapitalmarkt belasten dieses Mal nicht nur die Notierungen des gelben Edelmetalls, sondern aller realen Vermögenswerte. In Anbetracht der realwirtschaftlichen Belastungen, die jeder Prozentpunkt Zinsanstieg bei den Benchmarkrzinsen für Kredite und Darlehen in einer historisch überschuldeten Weltwirtschaft bedeutet, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Notenbanken auch offiziell die Kapitalmarktzinsen drücken – Inflationsrisiken hin oder her.

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Die Bank of Japan, die Reserve Bank of Australia und die US-Notenbank (Fed) haben dies bereits getan und die Europäische Zentralbank (EZB) wird noch in dieser Woche am Donnerstag klare Statements abgeben bzw. bereits Maßnahmen ankündigen. Die zuletzt verbal zurückhaltende US-Fed hatte zuletzt ihr monatliches Anleihe-Ankaufvolumen still und heimlich massiv ausgeweitet, um den Renditeanstieg am langen Laufzeitende nicht ausufern zu lassen und einen Bond-Crash zu verhindern. Insofern tut die Fed am Offenmarkt genau das Gegenteil ihrer Beschwichtigungsrhetorik.

Anleihekäufe durch die Fed

Fazit und Ausblick

Seit über sieben Monaten findet eine Bereinigung des Goldmarktes um das zuvor massenhaft in den Markt geflossene „heiße“ Geld statt, was auch anhand der jüngsten Ausflüsse aus den GOLD-ETFs (hier eine Erklärung für ETFs) sichtbar wird. Diese Entwicklung ist auch der Tatsache geschuldet, dass seit Mitte März hohe Mittel in Gold-ETFs, Gold-Derivate und Münzen sowie Barren geflossen sind. Ein substanzieller Teil dieser Gelder war kurzfristig orientiert und folgte lediglich dem damals stark aufwärts gerichteten Momentum beim Goldpreis.

Gold ETF Holdings

Die zittrigen Hände wurden nun größtenteils wieder aus dem Markt heraus gespült, besonders schnell aus den kreditfinanzierten Gold-Derivaten (Futures und Optionen). Das spekulative Geld sucht sich nun neue Spielwiesen, die in diversen Börsenforen zuhauf propagiert werden. Für den Goldmarkt bedeutet dies eine strukturelle Gesundung.

Von der fundamentalen Seite her bleibt die Gemengelage äußerst konstruktiv. Die Schuldenspirale dreht sich weltweit immer schneller, die Notenbankbilanzen werden qualitativ durch den Aufkauf von Wertpapieren minderwertiger Qualität verschlechtert und die rekordhohe globale Verschuldung ist nicht mehr tilgbar.

Nun stoßen die Notenbanken an ihre geldpolitischen Grenzen und müssen sich entscheiden, ob sie die Inflation bekämpfen oder durch künstlich niedrige Zinsen die Schuldentragfähigkeit aufrechterhalten wollen. Das Fiat-Money-System gerät zunehmend unter Stress. Damit steigt die Attraktivität sämtlicher alternativer Währungen, auch die der ältesten und zuverlässigsten: Gold und Silber.



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