Umso höher der Anteil der Deckung des Rubels durch Gold, umso mehr Vertrauen haben Investoren auch in die Stabilität der russischen Währung, womit die Zinskosten für Russland weiter sinken. Noch im Jahr 2015, mitten im Ukraine-Konflikt, lag der Leitzins (CBR Key Rate) bei 17 Prozent. Aktuell nur noch bei 6,5 Prozent. Für zehnjährige Staatsanleihen zahlt die Russische Föderation sogar nur noch 6,37 Prozent. Zum Vergleich: Die nahezu bankrotte Ukraine muss selbst für kurzlaufende Staatsanleihen mit einer Laufzeit von nur zwei Jahren Zinsen in Höhe von 14,42 Prozent berappen.
Das ganz spezielle QE-Programm der Bank Rossii
Tatsache ist, dass auf Russland etwa 10 Prozent der weltweiten Goldproduktion entfallen. Da fast dieses gesamte Volumen von den russischen Regierungsbehörden aufgekauft wird, ist das Volumen des am Weltmarkt angebotenen Goldes somit signifikant geringer, was den Goldpreis stützt.
Wie das Gold aus russischen Minen letztendlich in die Tresore der russischen Zentralbank kommt, ist unter Experten nicht ganz unumstritten. Im Wesentlichen handelt es sich wohl um eine Art quantitatives Lockerungsprogramm (Gold-QE). Nach Ansicht einiger Experten erfolgt der Kauf von Gold auf dem Inlandsmarkt durch die Emissionen neuer Rubel. Die Bank Rossii druckt quasi Geld und kauft damit Gold bei den heimischen Produzenten auf.
Dieses System ist für alle Parteien von Vorteil: Die Zentralbank kauft das gelbe Edelmetall gegen Rubel mit einem Abschlag auf die Aktivseite der eigenen Bilanz. Bei Bedarf kann sie dieses Metall am Weltmarkt zum üblichen Goldpreis gegen US-Dollar verkaufen und hat letztendlich über das Gold-QE praktisch selbst indirekt US-Dollar-Reserven produziert.
Die Goldproduzenten wiederum können ihren Ausstoß bedenkenlos maximieren, da die Nachfrage durch den russischen Staat de facto garantiert ist.
Fazit
Man kann von Russland halten, was man will, aber dieses Gold-QE hat schon etwas Cleveres. Es hebelt die Sanktionen des Westens ein stückweit aus. Gleichzeitig stützt die russische Zentralbank den Goldpreis, was auch die Edelmetallhalter im Westen freut und kreiert nebenbei still und heimlich eine international akzeptierte, weil teilgoldgedeckte, alternative Handels- und Reservewährung. Nicht umsonst hat sich der Rubel in den letzten 12 Monaten mit knapp drei Prozent gegenüber dem US-Dollar weiter aufgewertet.
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