Gold/Silber

Goldpreis: Das Missverständnis der Märkte

Natürlich haben die Märkte immer recht – bis sie ihren Irrtum in Sachen Goldpreis bemerken. Noch hält die Korrektur nach den fulminanten Anstiegen aus dem Sommer an. Dafür gibt es gute Gründe und ein paar Missverständnisse.

Goldpreis: Gute Gründe für eine Korrektur

Nach wie vor kämpft der Goldpreis mit der Marke von 1.500 US-Dollar, während er in anderen Währungen wie dem Yuan oder der Indischen Rupie bereits Allzeithöchststände erreicht hat. In Euro liegt der Goldpreis mit aktuell 1.363 EUR/Unze nur ganz knapp darunter.

Goldpreis in USD vs Goldpreis in Euro

In den Schwellenländern wie Indien und China sind die Goldkäufer sehr preisbewusst. So wundert es nicht, dass die Händler auf der Shenzhen Jewellery Fair 2019 über eine schwache Schmucknachfrage im ersten Halbjahr berichten. Das Gleiche gilt für die Einzelhandelsnachfrage in Indien, die im Juni, Juli und August aufgrund der hohen Preise rückläufig war. Die Schmucknachfrage macht aktuell knapp 50 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage aus:

Nachfrage nach Gold

Investmentnachfrage ist zukünftig Trendentscheidend

Ganz anders stellt sich das Bild bei der Investmentnachfrage dar: Die bei institutionellen Großanlegern und immer mehr Privatinvestoren beliebten physisch gedeckten Gold-ETF erfreuen sich wieder zunehmender Nachfrage, gerade wegen der steigenden Preise. Auch aus diesem Grund sind die Mittelzuflüsse in die ETF der entscheidende Trigger für die mittelfristige Fortsetzung der Anstiege beim Goldpreis, trotz tendenziell abnehmender Schmucknachfrage.

Gold ETF Flows

Gold versus US-Dollar ist das Problem

Solange das Vertrauen in die US-Wirtschaft und den US-Dollar noch relativ hoch sind, und der Dollar-Zins herausragt wie ein Leuchtturm im internationalen Nullzins-Meer, wird Gold seine Rallye mit angezogener Handbremse weiterfahren.

Goldpreis in US-Dollar

Doch genau hier liegt das große Missverständnis der Märkte: Ohne die bisherigen Zinssenkungen in den USA gäbe es auch keine positiven Konjunkturdaten, wie z. B. vom US-Hypotheken- oder Häusermarkt. Auch die Zinslast für die US-Zombieunternehmen (BBB-Kreditbombe) wäre unhaltbar. Die Tatsache, dass Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinssenkungen zunächst ausschließt und aktuelle Konjunkturdaten abwarten will, hängt einzig und allein mit der zur Schau Stellung der Unabhängigkeit der Fed von US-Präsidenten Trump zusammen.

Ohne weiter sinkende Zinsen und die Wiedereinführung des Gelddruckens (wie aktuell in Ansetzen schon geschehen) kann die durch massiven Schuldenstimulus getragene US-Wirtschaft nicht weiter expandieren. Das weiss natürlich auch Jerome Powell, genauso wie der US-Präsident. Lediglich die Masse der Marktteilnehmer träumt immer noch von selbsttragenden Elementen im einzig und allein durch Schuldenexpansion erreichten US-Wachstum. Die US-Wirtschaftsmedien kommen diesbezüglich ihrer patriotischen Pflicht zur Verbreitung von Jubelmeldungen vorbildlich nach. Die Berichterstattung von CNBC und Co. als tendenziös zu bezeichnen, wäre noch diplomatisch formuliert. Doch auch wenn die Realität in den USA nach wie vor durch temporär gute Konjunkturdaten und permanent optimistische US-Medien verzerrt wahrgenommen wird, ist der Weg des US-Zinses und damit des US-Dollars mittelfristig vorgezeichnet.

Gold und die US-Zinsen

Sobald der Dollar-Zins analog zu den Zinsen aller übrigen Hauptwährungen unweigerlich auf null gefallen ist, werden auch die Höchststände im Goldpreis in US-Dollar wieder erreicht und überboten werden.

Goldpreis vs Rendite Anleihen

Die Schrumpfung des Zinsabstandes zu den Haupthandelspartnerwährungen wird in Kombination mit der sich auflösenden Wachstumsillusion in den USA nebst Schuldenexplosion zu einer Neubewertung des US-Dollars gegenüber Gold führen.

Fazit

Anders als der milliardenschwere Hedge-Fondsmanager Ray Dalio sehen viele US-Investoren noch keine Notwendigkeit, Gold zu kaufen und fühlen sich mit jeder positiven Nachricht zu einzelnen US-Konjunkturdaten oder bezüglich des Handelskriegs in dieser Auffassung bestätigt. Auch die zögerliche Haltung der US-Notenbank erzeugt die Illusion, dass doch eigentlich alles wieder in Ordnung wäre. Aber das sind nur Intermezzi und irreführende Verbalakrobatik. Der weltweite Megatrend zur Überschuldung wird auch in den USA zu Nullzinspolitik und explodierenden QE-Programmen führen. Diese Erkenntnis greift in den USA erst langsam um sich – aber stetig. Das bedeutet aber auch, dass der Goldpreis die größten Anstiege versus US-Dollar noch vor sich hat.



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7 Kommentare

  1. @Hannes Zipfel
    Freut mich, daß Sie sich ein wenig um das ungeliebte, bisher etwas vernachlässigte Edelmetall kümmern👍.
    Noch interessiert es die Wenigsten, aber wenn dann auf den Titelbildern die Goldbarren zu sehen sind, werden sie alle kaufen. Wir hoffentlich verkaufen!

  2. Pingback: Goldpreis: Das Missverständnis an den Märkten - finanzmarktwelt.de - Counternet News

  3. @Hannes Zipfel
    Sie schließen eine große Lücke bei FMW. Endlich bekommt hier Gold mit Ihren fachkundigen Informationen die Aufmerksamkeit, die es schon lange verdient hatte. Vielen Dank! Ich bin überzeugt davon, dass sich der Goldpreis bald verdoppeln und der Silberpreis bald verdreifachen wird.

    1. @Hesterberg
      Bei aller Liebe zum Metall, sollte sich der Goldpreis verdoppeln, hätten wir sehr wahrscheinlich ein Problem, eines von der besonders unangenehmen Art. Man hätte vermutlich nicht viel Zeit, sich zu freuen.
      Als der Goldpreis damals auf fast 2000$ stieg, glänzte das Metall zwar besonders stark, aber ein gutes Gefühl hatte man nicht. Seit 5000 Jahren wird Gold mit Reichtum, aber auch mit Unglück verbunden. Nicht ganz zu Unrecht.

      1. @Columbo
        Noch nie hatte ich davon gehört oder gelesen, Gold wäre mit Unglück verbunden. Warum die Verdoppelung des Goldpreises ein ganz besonders unangenehmes Problem verursachen würde, erklären Sie leider nicht. Und ebenfalls erklären Sie auch nicht, warum der Goldpreisanstieg insbesondere für Goldbesitzer kein gute Gefühl hinterließ. Aber es bleibt Ihnen ja unbenommen, an der Seitenauslinie zu stehen, während sich Goldbesitzer zusehends ihrer Wertsteigerungen erfreuen.

        1. @Hesterberg: Ich denke, @Columbo meint, dass ein steigender Goldpreis wahrscheinlich auch Ausdruck einer sich zuspitzenden wirtschaftlichen und finanziellen Krise ist. Nach dem Motto: Wenn Gold stark steigt, dann ist irgendetwas faul im Laden. Keine rosigen Aussichten für Wirtschaft und Finanzen.

  4. @Hesterberg
    Was Columbo Ihnen damit sagen möchte: sollte sich der Goldpreis verdoppeln stecken wir in tiefsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten und oder stecken obendrein inmitten einer Inflation. Dr. Markus Krall erläutert dies ausführlich in seinen Vorträgen.
    Dem Gold hängt kein Unheil an, es ist ein Indikator für sich anbahnendes Unheil…..

    Herr Hannes Zipfels Beiträge sind eine echte Bereicherung für FMW, auch wenn es mittlerweile genügend Mahner gibt. Leider überwiegen da draußen aber noch die Ahnungslosen und die gilt es aufzuwecken.
    Mit freundlichen Grüßen
    Quintus

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