Gold/Silber

Goldpreis fällt wegen eines Risiko-Irrtums

Der große Risiko-Irrtum

Die Annahme, dass das weltweite Experiment des Notenbank-Interventionismus gut ausgeht und man deshalb auf Risikoschutz-Assets wie Gold verzichten kann, ist im höchsten Maße ambitioniert. Der Glaube, durch die experimentelle und extrem laxe Geldpolitik könnten strukturelle Probleme gelöst werden, wurde in der Eurozone bereits widerlegt.

Die ständige Zunahme der Dosis an Zinssenkungen und Geldmengenausweitung mag kurzfristig beruhigend auf die Marktteilnehmer wirken (Notenbank-Put), doch es handelt sich in Wahrheit bereits um permanente Notfallmaßnahmen. Erst heute Morgen äußerte sich der Vize-Chef der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos sehr deutlich dahingehend, dass die Notfall-Politik der EZB mehr und mehr Nebenwirkungen zeitigt. Die Marktteilnehmer sollten solche, als Warnung zu verstehenden Äußerungen, nicht ständig ignorieren. Hier versuchen sich politische Akteure verbal abzusichern, nach dem Motto: Wir haben frühzeitig auf die Nebenwirkungen unserer Politik hingewiesen, hatten aber leider keine Handlungsalternative.

Natürlich sind wir, um den Jahrhundert-Ökonomen John Maynard Keynes zu zitieren, „langfristig alle tot“, aber die Nebenwirkungen der aktuellen Geldpolitik sind kein Zukunftsszenario mehr, sondern beschädigen bereits jetzt mit diversen Kollateralschäden die freie Marktwirtschaft:

– Abschaffung der kreativen Zerstörung (rezessive Bereinigungen verboten!)
– Zombifizierung des Unternehmenssektors
– Zerstörung der Zinsmarge für Banken
– Zerstörung der privaten zinsgebundenen Altersvorsorge
– Zerstörung der privaten Krankenkassen (stark zinssensibel)
– Abnehmender volkswirtschaftlicher Grenznutzen der laxen Geldpolitik
– Sukzessive Zerrüttung der Fiat-Währungen

Sich gegen diese exemplarischen Nebenwirkungen der alternativlosen Geldpolitik nicht absichern zu müssen, ist ein großer Risiko-Irrtum.

Fazit und Glaubensgrundsätze

Gegenüber dem vorherrschenden und sich weiter verschärfenden ökonomischen Dilemmas der globalen Überschuldung besteht nach wie vor eine große Ignoranz bei der überwiegenden Zahl der Marktteilnehmer. Diese Ignoranz ist menschlich verständlich. Das Phänomen der Verdrängung zum Selbstschutz ist aus der Psychologie bekannt. Diese Vogel-Strauß-Taktik ist jedoch in Anbetracht unumstößlicher Naturgesetze (Thema Zinseszinseffekt bei den Schulden) keine Lösung für den langfristigen Vermögenserhalt.

Da mittlerweile alle großen Volkswirtschaften aus genau diesem wesentlichen Grund (Überschuldung) von den unkonventionellen Maßnahmen der Zentralbanken abhängig sind, ist auch die Situation Japans (Abenomics) nicht global übertragbar, da es sich immer um eine Insellösung handelte, bei der die Welt rund herum in den letzten zwanzig Jahren noch einigermaßen normal funktionierte. Die Ausweichmöglichkeiten für das zinssuchende Kapital kommen global abhanden, nachdem nun auch die Weltleitwährung US-Dollar mit dem Zinsschwundvirus angesteckt wurde – mit allen dazugehörigen, destruktiven Nebenwirkungen – weltweit.

Die zunehmende Aggressivität der Notenbanken ist ein Zeichen des zunehmenden, nicht des abnehmenden Risikos und ein Grund, sich mehr denn je mit der Absicherung des eigenen Vermögens durch Gold auseinanderzusetzen – unabhängig von kurzfristigen Preisschwankungen.
Diese Erkenntnis reift trotz kurzfristiger Störmanöver durch große Investmentbanken weiter, wie die in den oben verlinkten Zahlen des World Gold Council zur massiv gestiegenen Nachfrage in Form von goldgedeckten ETFs ebenfalls zeigen. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, wem er mehr vertraut: Gold mit einen Track-Record von über 5.000 Jahren oder den gesetzlichen Zahlungsmitteln in den Händen verzweifelter Notenbanker.

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4 Kommentare

  1. Super Kommentar von Herrn Zipfel.

    Hier wird der Goldmarkt von einigen wenigen (sehr einflussreichen) Akteuren massiv manipuliert.

    Der Goldpreis DARF einfach nicht steigen. Dies würde natürlich -auch dem dümmsten Marktteilnehmer- verdeutlichen, was tatsächlich die Realität ist.

    Langfristig bin ich mir sicher, dass der Goldpreis massiv steigen wird.

    In Anbetracht der nicht mehr revidierbaren Geldflutung, verbunden mit der Überschuldung der Staatengemeinschaft, werden wir garantiert in nicht allzu langer Zeit Preise von 3.000 Dollar je Unze oder sogar noch mehr sehen.

    VORHER werden aber noch alle Möglichkeiten von den Zentralbanken und Staaten genutzt, noch mehr und noch schneller wertloses Papiergeld zu drucken!!!

  2. Ja nun der Goldmarkt wird anscheinend von wenigen Grossen gesteuert,
    beim Rohöl wissen wir schon lange,dass das so ist, u.Angebot u.Nachfrage u.Lagergrösse soviel wie keine Rolle mehr spielen. Völlig sinnlos auf die kleinen Prozentverschiebungen von Förderung,Nachfrage, Lagerhaltung oder nicht eingehaltene Förderkürzungen zu achten.
    Die Aktien- u. Zinsmärkte werden von den Notenbanken gelenkt. Da bleiben noch die Devisenmärkte ,die zwar auch manipuliert aber dank der Riesengrösse noch einen Hauch von Markt aufweisen.Da aber alle grossen Währungen von einem Währungskrieg praktisch blockiert sind, gibt es auch dort fast keine Bewegungen mehr.Das heisst ,wenn es keinen Markt u.keine Bewegungen mehr gibt, wird die sehr grosse Finanzindustrie personell u.volumenmässig sehr stark reduziert werden.Wolfgang M.könnte uns sicher erklären, wie gross der Anteil die Finanzindustrie an der gesamten Industrie in den letzten Jahren war.
    Also auch da keine guten Aussichten für eine so ersehnte Wirtschaftserholung.

    1. @Prognosti. Hallo, kurz zu Ihrer Frage. Nach meinen Kenntnissen machten die Gewinne der gesamten Finanzindustrie in Spitzenperioden schon mal 25 Prozent der Gewinne an der Wall Street aus. Dazu gibt es unglaubliche Zahlen zu den Einnahmen, nur aus den Gebühren für Depotverwaltung und dem Wertpapierhandel, 750 Milliarden Dollar jährlich weltweit, fast risikolos und ohne die anderen Einnahmen aus dem Investmentbanking oder dem Kreditgeschäft. Was aber noch bedeutsam ist, ist der politische Einfluss in puncto Regulation, dazu gibt es gleich einen Artikel von mir auf FMW zu den Buybacks „Entgleisung des Kapitalismus“. Die Finanzbranche stellt regelmäßig den Finanzminister und nimmt Einfluss auf die Wahlen mittels Spenden. Ich erinnere mich noch an den Dezember 2017, als die Wall Street-Größen einen Hinweis an die Senatoren im Kongress lancierten, dergestalt, dass sie ihre Wahlkampfunterstützung für die Midterm Elections überdenken würden, sollte es bis zum Jahreswechsel nicht zur Umsetzung der großen Steuerreform kommen. Gesagt, ausgeführt. Das Ergebnis kennen wir ja.
      Viele Grüße

  3. Pingback: Meldungen und Nachrichten vom 13.12.2019 | das-bewegt-die-welt.de

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