Gold/Silber

Goldpreis in Euro – Rekordjagd unter dem Radar

Gold Barren

Gut zwei Drittel der Deutschen besitzen Gold und nur 16 Prozent Aktien. Warum die Medien dennoch DAX & Co. mehr Aufmerksamkeit schenken? Mit 1.462 Euro pro Unze erreicht der Goldpreis zum Wochenschluss einen neuen Rekordstand. Seit Jahresbeginn verzeichnet das gelbe Edelmetall somit bereits einen Kurszuwachs von knapp sieben Prozent (+6,84 %).

Goldpreis in Euro überflügelt die Wertentwicklung der Aktienmärkte

Für die letzten zwölf Monate schlagen Gewinne von 26 Prozent zu Buche. Im Fünfjahresvergleich sind es 38 Prozent, zur Vordekade 78 Prozent und seit dem Jahr 2000 stolze 420 Prozent. Dies entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 8,7 Prozent – steuerfrei bei Anlagegold. Natürlich gab es in den letzten zwei Dekaden auch Phasen stark rückläufiger Notierungen, aber erst, nachdem sich der Goldpreis vervielfacht hatte und die Geld- und Fiskalpolitiker die Bürger nach der Finanzkrise in trügerischer Sicherheit wogen. Daraufhin veräußerten vor allem US-Anleger große Teile ihrer zu Absicherungszwecken zuvor erworbenen Goldbestände. Wie sich nun jedoch herausstellt, basierend auf falschen Annahmen. In Europa war diese Überzeugung der überstandenen Krise auf Grund der permanent schwelenden Euro-Krise nicht so stark verbreitet und Gold gewann trotz der Beruhigungspillen europäischer Politiker immer mehr an Popularität.

Goldpreis in Euro im Chartverlauf

Bemerkenswert ist, dass die nach wie vor postulierte Warnung vieler Wirtschaftsjournalisten und Anlageberater vor der gefährlich hohen Schwankungsbreite beim Goldpreis im Vergleich zu den Aktienmärkten in den letzten 20 Jahre nur zwei Mal zutraf: während der Korrekturphase zwischen Oktober 2012 und Dezember 2013 (15 Monate) und zwischen Juli 2016 und September 2018 (26 Monate). Damit war dieses häufig vorgebrachte Abschreckungsargument gegen Gold in den letzten beiden Dekaden für 83 Prozent des Zeitverlaufs unzutreffend.

Schaut man sich die aktuelle Volatilität (Schwankungsbreite) für den deutschen Leitindex DAX an, so notiert diese bei 14,3 Prozent pro Jahr. Der Goldpreis in Euro weist trotz höherer Jahresrendite eine weniger als halb so hohe Schwankungsbreite von aktuell 6,8 Prozent pro Jahr auf. Diese Tatsache ist sogar mit bloßem Auge erkennbar:

Dax vs Gold im Chartverlauf

Sie sollten sich für Ihre Goldinvestments schämen

Interessant ist, dass sowohl in den digitalen als auch in den Printmedien jeder neue Rekordstand an den Aktienmärkten, zuletzt beim DAX, gefeiert wird. Jedes Mal bekomme ich von sämtlichen großen Nachrichtenagenturen, Börsenmagazin-Apps und sogar dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Push-Meldungen auf mein Smartphone, sobald der DAX einen neuen Rekordstand erreicht. Tut dies der Goldpreis in der Währung, die für mich als Deutscher relevant ist, also in Euro, herrscht absolute Funkstille auf meinem Handy. Und das, obwohl viereinhalb Mal mehr Deutsche Gold besitzen als Aktien.

Lediglich die FAZ berichtet aktuell in einem tendenziösen (kostenpflichtigen) Artikel mit dem Titel „Was Sie über Gold wissen sollten“ über den „Goldrausch in Deutschland“. Gold sei sinngemäß nur für einen Zweck gut: für den Weltuntergang. Ein solches Szenario könne doch wohl niemand ernsthaft herbeisehnen. Als Goldanleger fühlt man sich nach der Lektüre dieses FAZ-Artikels gar nicht gut. So zum Beispiel nach diesem Satz vom FAZ-Wirtschaftsredakteur Mark Fehr: „Trifft ein solches Schreckensszenario ein, würde wohl selbst dem eingefleischtesten Goldfan der Jubel über einen satten Kursgewinn seines Investments im Halse stecken bleiben“. Würg.

Den Wirtschaftsjournalisten, die Gold immer noch missverstehen oder gar eine emotionale Abneigung entgegenbringen, sei gesagt, dass der Verzicht auf die ultimative Krisenwährung den Deutschen mehr Nach- als Vorteile brächte. Gold ist nicht der Verursacher der Krise, sondern sorgt dafür, dass die deutsche Bevölkerung im Ernstfall finanziell nicht nackt dasteht und es in unserem Land nach möglichen heftigen Verwerfungen auch relativ schnell wieder aufwärtsgehen kann. Dies ist doch auch im Interesse der deutschen Eliten und im Interesse des wirtschaftlichen Überlebens ihrer Presseorgane. Oder etwa nicht?

Einerseits ist die Abneigung einiger Wirtschaftsmedien gegenüber der Rekordjagt beim Goldpreis verständlich, signalisiert dieser schließlich die zunehmenden Risse in dem System, in dem sie seit Jahrzehnten gut leben. Anderseits gelten dieselben preistreibenden Faktoren auch für die gefeierten Höchststände an den Aktienmärkten: die Niedrigzinspolitik mit sogar negativen Realzinsen in den bedeutendsten Volkswirtschaften sowie eine rekordhohe Geldversorgung durch die Notenbanken als ultimatives Notfallmittel zur Aufrechterhaltung des überschuldeten Wirtschaftssystems. Gold ist ebenso wie andere Vermögenswerte nur ein Fieberthermometer – nicht die Krankheit.

In der Geldanlage kommt man an Gold nicht mehr vorbei

Anders als viele Wirtschafts- und Börsenmedien es suggerieren, ist die Beimischung von Gold in den Vermögensmix in Anbetracht der Umstände absolut sinnvoll. Das von mir bereits des Öfteren vorgestellte Cantillon-Portfolio beinhaltet neben Aktien, Staatsanleihen und REITs auch ein Viertel physisches Gold in Euro (Xetra-Gold). Das Portfolio besteht aus lediglich fünf Exchange Traded Funds (ETF). Die relativ hohe Beimischung des gelben Edelmetalls hat eine signifikanten Outperformance des Gesamtportfolios gegenüber den deutschen Standardaktien und sogar gegenüber dem Weltaktienmarkt sowie dem US-Leitindex S&P 500 ermöglicht. Wobei die Schwankungsbreite (Vola) des Portfolios (blaue Linie) mit 6,4% p. a. nicht einmal halb so hoch ist, wie die Vola der Aktienmärkte (iShares DAX: 23,3% p. a., iShares MSCI World in EUR: 9,6% p. a., iShares S&P 500 in EUR: 11,52% p. a. Vola bei 21,4% Jahresrendite).

Dax vs MCSCI vs Goldpreis Cantillon im Chart

Dabei ist noch zu berücksichtigen, und auch das wird in den Medien gern vergessen zu erwähnen, dass die Kursgewinne aus physischem Anlagegold nach 12 Monaten und einem Tag Haltedauer steuerfrei sind. Dies trifft auch für den im Portfolio enthaltenen ETF Xetra-Gold zu.

Fazit und Ausblick

Die ausbleibende oder tendenziell negative Berichterstattung zu der Rekordjagt beim Goldpreis in nahezu allen Währungen (außer noch dem US-Dollar) hat die Deutschen in der Vergangenheit nicht davon abgehalten, das gelbe Edelmetall gegenüber den angepriesenen Aktien zu präferieren. Diese Entscheidung zahlt sich nach einer temporären Phase der Underperformance nun im Zuge des Fortschreitens der Systemkrise und dem Auftauchen „Schwarzer Schwäne“, wie dem Coronavirus, erneut aus.
Auch im Jahr 2020 spricht das wirtschaftliche, geopolitische, fiskalpolitische und geopolitische Umfeld dafür, dass die ultimative Reservewährung Gold die Aktienmärkte erneut outperformt.



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12 Kommentare

  1. Ein wirklich gut verfasster Artikel. Dafür meinen Dank!
    Was evtl. etwas zu kurz kommt, ist die Tatsache, dass sich ETF innerhalb des Bankensystems befinden bzw. von diesem Abhängig sind. Weiterhin, haben ETF wie SPDR keine Pflicht in Hardware auszuzahlen, was sich im Kriesenfall schlecht machen würde. Sicherheit kann nur von physischem Gold ausgehen, welches an einem sicheren Platz aufzubewaren ist.

    https://www.goldseiten.de/artikel/440369–Es-gibt-gute-Gruende-auf-physisches-Gold-und-nicht-auf-Gold-ETFs-zu-setzen.html
    Artikel von Prof. Polleit

  2. In der Tat ist es erstaunlich, dass dem gelben Edelmetall nicht nur eine relativ geringe Aufmerksamkeit zuteil wird, sondern es fast immer auch nur als Beimischung von nicht mehr als 10% empfohlen wird, obwohl die gleichen Leute aber mit einer Verdopplung des Goldpreises und gar einer Vervielfachung des Silberpreises rechnen. Die anderen 90% des Vermögens empfehlen sie dann in Anlageformen zu investieren (Immobilien, Aktien, Anleihen etc.), die sich im Wert ganz sicher nicht mehr in naher Zukunft verdoppeln oder vervielfachen werden. Welch eine Logik in deren Empfehlungen. Aus meiner Sicht sollte der Goldanteil viel höher sein und noch höher der Anteil in Silber.

      1. Wie gut, dass ich auf die Gegenargumente nicht gehört hatte. Der Autor lag nämlich komplett daneben. Seit dem er den Artikel schrieb, ist Gold um mehr als 22 Prozent gestiegen. Dumm gelaufen. :-)))

        1. @Hesterberg

          Ich hatte die Gegenargumente gehört, aber nicht beachtet. Zuerst alle Für und Wider anhören, dann selbst denken und entscheiden, ist immer noch die beste Strategie.

    1. Wer nicht gerade Multimillionär ist und in eine Immobilie investiert, wird aufgrund des hohen Kaufpreises wohl kaum noch einmal eine ähnlich hohe Summe für Gold und Silber zur Verfügung haben. Hier bewirkt alleine schon die absolute Summe einen sehr hohen prozentualen Anteil. Weiterhin wirft eine nicht selbst genutzte Immobilie durch Vermietung neben der Wertsteigerung regelmäßige Einnahmen ab, welche zur Tilgung einer evtl. Finanzierung genutzt werden können.

      Gold hingegen dümpelt unterm Apfelbaum vergraben Jahrzehnte vor sich hin und harrt der Super-Krise, die da kommen möge. Eine Verdoppelung oder Vervielfachung ist zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht absehbar. Dazu hätte man in 2008 beim Dip oder in 2006 oder früher kaufen müssen. Auch Immobilien haben sich in diesem Zeitraum im Wert verdoppelt und gleichzeitig noch stolze Summen an Mieteinnahmen bzw. Mietersparnis bei Eigennutzung abgeworfen.

      Richtig ist, dass nun ein Level erreicht ist, bei dem man mehrfach prüfen und überlegen sollte, ob sich eine Investition lohnt. Bei Edelmetallen sehe ich beim derzeitigen Kurs allerdings auch kaum Potenzial für die genannten Steigerungsraten. Vermutlich hängt die individuelle Anlagestrategie davon ab, wie sehr man an den wirtschaftlichen Super-GAU, an Armageddon und den Zerfall der EU glaubt oder nicht.

  3. Es stimmt schon zuversichtlich, dass Gold seit 20 Jahren eine Rendite von 8,7 Prozent vorweisen kann. Nur eben nur auf die diese beiden Dekaden bezogen. Vor einer Dekade lag der Preis schon bei 1000 Euro. Gold kostete im Jahr 2000 um die 300 Euro, wie in den Jahren 1995 und 1990. Zum Start des Dax Ende 1987 (Dax 1000), lag der Wert des Goldes umgerechnet bei 400 Euro und im Jahr 1980 sogar bei 500 Euro. Gold ist eine Versicherung, aber für eine langfristige Anlage ist erkennbar auch der Zeitpunkt des Einstiegs entscheidend. Bestimmt könnte jetzt der Zeitpunkt günstig sein. Aber die Empfehlung Gold nur zu 10 Prozent beizumischen, hat sicher auch historische Gründe. Selbst Degussa-Chef Markus Krall rät zu keiner höheren Quote. Seit einem Jahrhundert ist die Goldperformance wieder eine andere und man sollte nie vergessen, dass Goldhandel im schweren Krisenfall verboten wird, sonst könnte man sich bei einer Währungsreform als mehrfacher Barrenbesitzer ganze Immobiliensiedlungen unter den Nagel reißen. Gold ist meiner Ansicht nach werttechnisch nur etwas für eine zyklische Krise, aber nichts für eine Krise des Zahlungssystems. Der Staat möchte ganz gerne den Bargeldverkehr beschränken, um auf das Kapital der Bürger einen höheren Einfluss zu bekommen. Würde man dann ausgerechnet den Eigentümern von Gold im Notfall eine gewichtige Rolle im Geldsystems überlassen?

    1. Naja, da gibts ja dann noch Silber. Das kann man schlecht verbieten, da es auch ein zu weitreichendes Industriemetall ist. Und im Chaos lassen sich schwerlich Zwangsmaßnahmen durchführen. Viele Bürger sind schon so stinksauer.

      Und zu obigem Anfangssatz: „Gut zwei Drittel der Deutschen besitzen Gold“, das glaub ich nicht. Wenn ich meine Umgebung frage, alles guter Mittelstand, so hat niemand von denen Gold, außer den Ehering und die Zähne. Selbst 1 Drittel fällt mir schwer, zu glauben.
      Und die junge Generation hat gar kein Geld mehr, um es auf die Seite zu legen. Auch glauben die wenigstens an einen Crash. Vielleicht irgendwann später mal. Aber doch nicht jetzt. Und dann kann man immer noch vorsorgen. So die allgemeine Meinung der Masse. So ja auch das Wahlverhalten! Weiterwurtscheln wie bisher. Die Banken, Regierung und Medien sagen im Großen und Ganzen die Wahrheit und hauen uns schon raus. Kleine Ausreißer, egal.

      Ach, und die Welt geht heuer auch unter. Laut Weltklimarat.
      https://www.focus.de/wissen/klima/klimawandel_aid_125121.html

      1. @sabine, wenn Sie die Artikel, auf die Sie verlinken, auch mal lesen würden, anstatt immer nur zu polemisieren, wüssten Sie, dass der Weltklimarat vor 13 Jahren folgende Aussage getroffen hat: Die Wissenschaftler fordern darin, die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau von höchstens 420 ppm zu stabilisieren. Derzeit liegt die durchschnittliche Konzentration bei etwa 410 ppm.

  4. Den berühmten Artikel von Alan Greenspan sollte man nicht vergessen, besonders die letzten Zeilen.

    http://docs.mises.de/Greenspan/Greenspan_Gold.pdf

  5. „Gut zwei Drittel der Deutschen besitzen Gold und nur 16 Prozent Aktien“

    Was sagt uns das? Daß Gold kein gutes Investment ist! 😀

  6. hallo Herr Zipfel, ich habe auch ihr video „ausis gold&silber“ auf youtube gesehen. schön das sie sich von der grippe erholt haben und ein grosses danke schön für ihre exzellente analyse.
    vg md

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