Gold/Silber

Goldpreis zwischen Liquiditätsloch und Helikoptergeld

Können oder wollen die Händler kein weiteres Eigenkapital auf das Terminmarktkonto überweisen, werden riesige Mengen an virtuellem Gold verkauft, die die physische Nachfrage nach Barren und Münzen momentan noch übersteigen und somit den Spot-Preis am Weltmarkt negativ beeinflussen. Gleichzeitig müssen im stationären Einzelhandel und sogar im Online-Handel mangels Metall Bestellungen abgelehnt werden oder können nur mit großen Lieferverzögerungen bedient werden. Eine sehr ähnliche Situation gab es bereits während der Lehman-Krise im Jahr 2008.

Die Weichen für die Fortsetzung der Gold-Hausse sind bereits gestellt

Mit den bereits beschlossenen bzw. geplanten Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie sind die Weichen für eine Fortsetzung der Goldpreis-Hausse bereits gestellt. Die Gründe für die bis vor acht Handelstagen, trotz bereits kollabierender Aktienmärkte, auf neue Rekordstände gestiegenen Goldpreise werden noch weiter verstärken: explodierende Verschuldung, Null- und Negativzinsen sowie heiß laufende digitale Notenpressen bis hin zum Helikoptergeld. Lediglich ein sich temporär auftuendes Liquiditätsloch sowie die Glattstellung von fremdkapitalfinanzierten, virtuellen Gold-Kontrakten an der COMEX belasten aktuell den Goldpreis.

Wenn die Geschwindigkeit der Reduzierung (Glattstellung) spekulativer Goldkontrakte an den Terminmärkten anhält, dürfte der Goldpreis spätestens Ende März/Anfang April drehen und eine Entwicklung vollziehen, wie in der Finanz- und System-Krise 2008 ff. mit wieder dynamisch ansteigenden Preisen auf neue Rekordstände – auch in US-Dollar. Bis dahin werden zusätzliche drastische Maßnahmen vonseiten der Geld- und Fiskalpolitiker den Goldpreis flankierend unterstützen. In den nächsten Wochen wird dieses aus dem Nichts erzeugte Geld dann auch mehr und mehr bei den Bedürftigen ankommen. Die Notenbanken werden das Liquiditätsloch mit der ihnen unendlich zur Verfügung stehenden Liquidität in Form von Helikoptergeld, US-Dollar-Swaps, QE-Programmen, Schwundgeld oder Dollar-Konfetti-Paraden nach und nach stopfen.

Der Unkonventionalität der Maßnahmen und der Menge des erzeugbaren Fiat-Geldes sind dabei naturgemäß in einem global ungedeckten Geldsystem keine Grenzen gesetzt. Ein Beispiel dafür ist die Ankündigung des US-Finanzministers Steven Mnuchin, im Rahmen eines Billionen-Dollar-Stimulusprogramms jedem US-Haushalt innerhalb der nächsten 14 Tage in zwei Tranchen bis zu 4.000 US-Dollar zu schenken. Offiziell trägt dieses Geldgeschenk den Namen „Tax Refund“. Doch die USA haben die vereinnahmten Steuern längst ausgegeben und fahren ein Billionendefizit im Staatshaushalt. Daher ist dieses Geld auch keine „Steuerrückerstattungen“, sondern Geld aus der digitalen Notenpresse der Fed.

Fazit und Ausblick

Nachdem nun auch der Markt für Staatsanleihen der USA unter Druck gerät, obwohl dieser unter den Anleihen der Industrieländer immer noch die höchsten Renditen bietet, bleibt nicht mehr viel Auswahl bei den sicheren Häfen. Doch der Grund für die jüngsten Goldpreisrückgänge dürfte lediglich temporärer Natur sein. Die Bereinigung der noch offenen spekulativen Kontrakte an der COMEX schreitet zügig voran, womit einer der größten Belastungsfaktoren für steigende Goldpreise zunehmend an Bedeutung verliert. Während die global explodierenden und ohnehin schon historisch hohen Staatsdefizite (besonders in den USA) die Qualität der staatlichen Schuldenpapiere immer weiter herabsetzen und damit diesen angeblich sicheren Hafen immer unattraktiver machen, sprechen die extrem inflationistischen Maßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik auf der Zeitebene ganz klar für den Goldpreis.

Was bringt einem Privatanleger eine Anleihe mit Nullkupon zu einem Preis weit über dem Nennwert (zu dem die Anleihe getilgt wird). Zudem völlig unklar ist, ob die Währung, in der die Anleihe in vielen Jahren getilgt wird, überhaupt noch irgendeine Kaufkraft besitzt. Bei Gold kann man sich solche Sorgen bezüglich des realen Werterhalts ersparen. Die rückläufige Nachfrage nach staatlichen Schuldpapieren ist daher auch Ausdruck des Misstrauens privater und institutioneller Investoren in die Solidität der Staatsfinanzen. Von diesem wachsenden Misstrauen konnte der Goldpreis in der Vergangenheit stets profitieren. Ohne Ausnahme und egal, wie lange man in den Geschichtsbüchern zurückblättert. Also, warum sollte dieses Mal in Sachen Goldpreis alles anders sein?



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2 Kommentare

  1. @Herr Zipfel,
    Der Ausmass der Krise, Wirkungslosigkeit der fiskalischen Rettungsmaßnahmen, enorme weltweite USD-Liquiditätsnachfrage und der globale wirtschaftliche Stillstand sind für mich die Gründe, warum ich denke, dass der deflationäre Schock uns noch bevorsteht.
    Technisch wird diese Annahme durch den VIX-Stand untermauert, der zeigt trotz erheblicher Kursverluste an den Märkten immer noch, dass die Lage nicht ein mal so schlimm ist, wie 2008!
    Ich denke, es werden weitere Liquidationen folgen, mit weiteren negativen Auswirkungen für Gold.

    1. Negative Auswirkungen auf das Gold?
      Seid ihr wirklich alle blind?

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