Gold/Silber

Blick auf Inflation und Zinsen Goldpreis schwach – später im Jahr wieder stark? Expertenanalyse

Der Goldpreis schwächelte zuletzt. Laut einer Expertenanalyse könnte es später in diesem Jahr wieder stärker Auftrieb geben.

Gold-Barren

Der Goldpreis zeigte in den letzten Wochen Schwäche. Hält sie an? Womöglich nicht. Blicken wir auf die Hintergründe. Im folgenden TradingView Chart sehen wir als blaue Linie den Goldpreis-Verlauf der letzten zwölf Monate. Mann kann die Entwicklung in drei Phasen unterteilen (siehe Pfeile): Erst der Preisverfall von über 2.000 Dollar auf 1.624 Dollar im Tief – dann folgte von November 2022 bis Januar 2023 der Gold-Anstieg auf bis zu 1.948 Dollar. Und in den letzten drei Wochen ging es wieder abwärts auf 1.825 Dollar.

Goldpreis-Entwicklung in den letzten zwölf Monaten in drei Phasen

Warum diese drei Phasen? Erst belasteten die weltweiten Zinsanhebungen Gold. Denn je höher die Zinsen, desto weniger attraktiv ist in Relation zu Zinsanlagen das zinslose Edelmetall, und der Goldpreis kann sinken! Im Chart sehen wir die steigenden Zinsen der Federal Reserve als orange Linie. Sie stiegen von 0,25 % auf zuletzt 4,75 %. Und wie der Börsenexperte Andre Stagge vor Kurzem in seiner Gold-Analyse es anmerkte: Auch die 6 Monate T-Bills in den USA sind zu beachten, die inzwischen sogar über 5 % Rendite bringen, als Alternative zum gelben Edelmetall.

Warum aber sah man den Anstieg im Goldpreis ab November, wo doch die Zinsen weiter steigen? Es waren die erhöhten Rezessionsaussichten, die Anlass zur Hoffnung gaben, dass eine Zinswende der Notenbanken bevorsteht. Aber in den letzten Wochen gab es aus den USA sehr robuste Konjunkturdaten, und auch in Europa scheint die Rezession (Stand heute) auszubleiben. Also gibt es doch noch weiter steigende Zinsen? Es sieht danach aus. Der Goldpreis fiel deswegen zuletzt wieder.

Experten mit Gold-Analyse

Die Analysten der Commerzbank (CoBa) haben diese Woche ihre Februar-Analyse zum Goldmarkt veröffentlicht. Sie geben einen Blick auf die aktuelle Lage, und einen Ausblick auf die mögliche weitere Entwicklung im Goldpreis. Gold ist eine zinslose Anlage, womit seine Attraktivität wesentlich durch die globalen Zinsaussichten (genau genommen die um die Inflation bereinigten Zinsaussichten), insbesondere für die der USA, dem wichtigsten Kapitalmarkt, bestimmt wird, so die CoBa. Anlagen in Gold würden vergleichsweise gut in Krisenzeiten abschneiden, wenn allgemein erwartet wird, dass die Notenbanken ihre Leitzinsen als Reaktion auf sich eintrübende Wachstums- und damit Inflationsaussichten senken. Denn dies mindere die Renditeaussichten für verzinste Anlagewerte, während jene für Gold unverändert bleiben. Umgekehrt würden sich Investoren in der Regel aus dem Goldmarkt zurückziehen, wenn die Zinserwartungen steigen, weil dies die Opportunitätskosten der Goldanlage erhöht. Auf Basis dieses Zusammenhangs lässt sich laut CoBa die jüngste Entwicklung des Goldpreises gut erklären.

So notierte der Goldpreis zuletzt gut 200 US-Dollar bzw. rund 12% höher als in seinem Tief im vergangenen Jahr. Dies verdankt er in erster Linie der seit dem Herbst rückläufigen US-Inflation, die ein Ende der zuvor aggressiven US-Zinserhöhungen absehbar gemacht hat, so die CoBa. Zuletzt sei der Goldpreis jedoch erneut unter Druck geraten, da sich einerseits der US-Arbeitsmarkt als weitaus resilienter gegenüber der bisherigen geldpolitischen Straffung zeigt und auch die US-Inflation weniger stark fällt als angenommen. Dies habe Spekulationen geschürt, dass die US-Notenbank Fed womöglich ihre Zinsen kurzfristig stärker anheben muss und somit der Zinsgipfel höher ausfällt, als die Notenbank bislang in Aussicht gestellt sowie der Markt eingepreist hat.

Erst einmal leicht pessimistisch

„Auch unsere US-Ökonomen haben angesichts des überraschend dynamischen US-Arbeitsmarktes wie auch des hartnäckigen Preisdrucks ihre Prognosen für Wachstum und Inflation angehoben. Ebenso sehen sie den Zinsgipfel in den USA nun um 25 Basispunkte höher als zuvor (bei 5,50%), wobei die letzte Zinserhöhung im Juni erfolgen wird“. Auf dieser Basis hat die Commerzbank ihre Prognose für den Goldpreis angepasst. Man sieht nun das Risiko, dass sich der Goldpreis kurzfristig noch weiter abschwächt, weshalb die Prognosen für die erste Jahreshälfte von 1.850 Dollar auf 1.800 Dollar je Feinunze gesenkt wurde.

Optimismus für zweite Jahreshälfte

Für die zweite Jahreshälfte bleiben die Experten der Commerzbank jedoch optimistisch und rechnen weiterhin mit einem graduellen Anstieg in Richtung 1.950 Dollar je Feinunze im Goldpreis. Wesentlicher Grund hierfür sei, dass die US-Wirtschaft trotz der jüngst robusten Konjunkturentwicklung den CoBa-US-Experten zufolge letztlich nicht um eine deutlichere Abschwächung herumkommen wird. Immerhin sei der US-Leitzins mittlerweile um 450 Basispunkte seit Frühjahr letzten Jahres erhöht worden und dürfte noch um weitere 75 Basispunkte steigen, was sich in zinssensitiven Sektoren wie dem Bau bereits bemerkbar mache. Mit einer sich zur zweiten Jahreshälfte deutlich abschwächenden Wirtschaftsdynamik in den USA und einer nachlassenden Inflation dürfte sich der Fokus des Marktes recht schnell auf mögliche Zinssenkungen richten, die Gold relativ gesehen wieder attraktiver erscheinen lassen sollten. Diese dürften sich zum Ende des Jahres deutlicher abzeichnen. Die CoBa-Ökonomen rechnen mit einer ersten Zinssenkung der Fed im ersten Quartal 2024.



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