Gold/Silber

Goldpreis reagiert nicht wie gedacht – was ist da los? Expertenkommentare

Ein Barren Gold

Der Goldpreis fungierte diese Woche eindeutig nicht als sicherer Fluchthafen für Anleger, die vor Unsicherheit am Aktienmarkt fliehen wollen aufgrund der sich deutlich verschärfenden Corona-Lage, wodurch die globale Konjunktur in Mitleidenschaft gezogen wird. Gestern berichteten wir schon über den Absturz im Goldpreis zusammen mit dem Absturz an den Aktienmärkten. Ein ähnlicher Verlauf wie schon im März. Aktien, Öl und Goldpreis fielen kräftig, der US-Dollar als weltweit großer vermeintlicher sicherer Hort konnte profitieren. So auch gestern.

Goldpreis weiter unter der Fuchtel des starken US-Dollar

Der Goldpreis fiel von 1.910 Dollar im Tief bis auf 1.869 Dollar. Über Nacht konnten sich Märkte wie Aktien und Gold beruhigen, und das Edelmetall notiert jetzt bei 1.877 Dollar. Aber es kann weiter bergab gehen. Im Chart sehen wir im Vergleich seit Ende letzter Woche in blau den Dollar-Index (Währungskorb des US-Dollar gegen andere Hauptwährungen) gegen den fallenden Goldpreis in rot-grün. Es ist wie schon im Frühjahr erstaunlich, dass Gold als Fluchthafen überhaupt nicht funktioniert. Braucht es an den Aktienmärkten erst wieder eine gewisse Beruhigung, bis die Gold-Bullen voll auf steigende Kurse setzen? Heute um 13:45 Uhr steht die EZB-Zinsentscheidung an, und wichtiger wird dann die PK der EZB ab 14:30 Uhr sein. Aussagen von Christine Lagarde könnten Aktienmärkte, Devisenkurse und auch den Goldpreis in Bewegung bringen.

Expertenkommentare

Daniel Briesemann von der Commerzbank kommentiert ganz aktuell die Entwicklung bei Gold. Die Risikoaversion an den Finanzmärkten nehme dramatisch zu, und Gold befinde sich im Abwärtssog der Finanzmärkte. Der Goldpreis habe gestern nicht von der hohen Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge der Ankündigung neuer Lockdown-Maßnahmen in verschiedenen europäischen Ländern profitiert, und sei mit in den Abwärtssog der Finanzmärkte geraten. Dabei sei der Goldpreis auch unter die charttechnisch wichtige 100-Tage-Linie gerutscht, was zu Anschlussverkäufen führte. Anzulasten sei der Preisrutsch dem festen US-Dollar, der als sicherer Hafen gefragt war. Dass Gold von dieser Eigenschaft nicht profitiert hat, erstaunt uns, so Daniel Briesemann. Der Preisrückgang sei diesmal nicht als Kaufgelegenheit erachtet worden. Die ETFs verzeichneten mit 7,6 Tonnen sogar die höchsten Abflüsse seit fünf Wochen. Die industriellen Edelmetalle seien wesentlich stärker gefallen als Gold. Silber brach zeitweise um 5,5% auf 23 USD je Feinunze ein. Palladium rutschte im selben Ausmaß ab. Platin hielt sich mit einem Minus von 3% noch halbwegs. Erst im späten Handel haben sich Gold und Co. etwas erholt.

Jasper Lawler von der London Capital Group kommentiert die Lage bei Gold aktuell so, dass der US-Dollar der klare Nutznießer gewesen sei – er habe einen fallenden Goldpreis und fallende Kurse bei wichtigen Devisen verursacht. EUR/USD fiel trotz 1,18 und GBP/USD schloss unter 1,30. Sogar Bitcoin fing etwas Flak ein und zog sich von einem 18-Monats-Hoch zurück, so Jasper Lawler.

Chart zeigt Kursverlauf von Goldpreis gegen US-Dollar



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6 Kommentare

  1. Ich hab´s ja schon hier und in verschiedenen anderen Foren geschrieben. Hinz und Kunz, jeder Michl und Gretl ist in Gold Long. Deshalb gehts nicht hoch. Es braucht unbedingt einen Rausschüttler nach unten. Ziele um die 1700 oder noch tiefer, wären zu begrüßen.

  2. Komische Ansicht, Gold das als beste Krisenanlage erst das 2010 er Niveau erreicht hat ,sollte ausgeschüttelt werden , währende der gute Herr Zimmermann / Frau oder Diverse nach 500 bis 1000% Aktienkursgewinnen bis jetzt nur eine Richtung kannte, nämlich nach oben. Ausserdem hat er kürzlich auch Corona als abgehakt erklärt. Wenn jetzt die Aktien so richtig durchgeschüttelt werden ,wird der Goldpreis erst so richtig hochgerüttelt. Vielleicht liegen sie richtig, es könnte auch sein ,dass ihem Aktienkonto die grosse Schüttelphase noch bevorsteht.

  3. In erster Linie müssen hier wie im März Positionen aufgrund der Verluste bei den Aktien auch im Gold glattgestellt werden.

  4. Auch der T- Bond als sicherer Hafen ist relativ wenig gestiegen.Die Märkte sind wie blockiert. Auch die Asienrampe funktioniert nicht mehr zuverlässig.Mindestens dieTODSICHEREN Ramschanleihen verlangen etwas höhere Zinsen. (auf sehr tiefem Niveau) Es scheint, dass die Marktzauberer den Zauberstab verloren haben.

  5. @ Übelkeit, das glaube ich auch, wenn man Margin- Call hat , verkauft man zuerst das zweifelhafte Gold ( man hat ja noch Bitcoin ? ) Die unschlagbaren Tech Aktien ,die 10 Jahre so grosse Freude machten, werden erst im Notfall verkauft. Wenn es so abläuft wie anfangs Jahr und nur ein Teil der Fallhöhe genutzt wird, dann Prost.
    P. S Wie kann man Leute bezeichnen, die mit teils langjähriger Erfahrung schon den letzten Crash vor einigen Monaten vergessen haben ? Ist es ähnlich wie bei Corona , DIE ZWEITE WELLE ?

  6. Wir müssen uns an ständig neue, stets fluktuierende Erklärmuster gewöhnen und uns dieser gleich wieder entwöhnen, die Finanzwelt ist im stetigen Wandel:

    Bis Corona war Gold ein bomensicherer Hafen.
    Seit Corona ist USD der sicherste Hafen überhaupt (Gründe dafür gibt es genug auf Twitter).
    Bis Corona liefen regelmäßige „leichte“ Aktienmarkt-Korrekturen, wie gerade wieder derzeit, in entsprechend anhaltende Gold-Long-Szenarien.
    Heute braucht man Cash, sofort und egal woher, um die „leichten“ Aktienmarkt-Korrekturen und Margin-Calls zu finanzieren.

    Gut, dass es angeblich so viel Cash und Liquidität gibt, dass nichts, gar nichts passieren kann. Und doch muss man die hoch volatile Liquidität ständig aus dem tonnenschweren und prinzipiell trägen Hafen Gold schöpfen, kaum dass die virtuellen Aktienmärkte etwas wanken?

    Nicht Hinz und Kunz, nicht Michl und Gretel sollte man im Fokus bewahren.
    Donald und Jay, Criminal Christine und Global Tina sind die Player, die Golden Markus ständig die Krallen stutzen.

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