Gold/Silber

Jüngste US-Daten halfen Goldpreis steigt – Top-Analyst mit Erläuterungen und Warnung

Der Goldpreis steigt spürbar. Das erkennbare Ende der höheren US-Zinsen hilft. Ein Top-Experte erläutert und warnt aktuell zum Thema Gold.

Münzen und Barren aus Gold

Der Goldpreis hat alleine in den letzten acht Wochen mehr als 240 Dollar zugelegt. Seit Jahresende 2022 waren es +67 Dollar. Fallende Anleiherenditen in den USA und der schwäche Dollar helfen Gold. Aber was sind die Gründe für diesen Anstieg, und wo liegen die Risiken, wenn man auf weitere Anstiege hofft?

Top-Analyst über den Anstieg im Goldpreis

Carsten Fritsch ist Analyst bei der Commerzbank. Er hat sich heute zum ansteigenden Goldpreis in einer Analyse geäußert. Hier zeigen wir auszugsweise einige seiner Aussagen. Der Anstieg im Goldpreis setzte somit den am Freitag nach den US-Arbeitsmarktdaten und dem ISM-Dienstleistungsindex begonnenen Anstieg fort. Vor Veröffentlichung dieser Daten notierte Gold noch bei 1.835 Dollar. Zwar wurde für Dezember ein erneut robuster Beschäftigungsaufbau von gut 220.000 neuen Stellen gemeldet. Zudem ging die Arbeitslosenquote unerwartet auf 3,5% zurück. Sie liegt damit wieder auf dem zyklischen Tief, das unmittelbar vor der Corona-Pandemie und an zwei weiteren Monaten im letzten Jahr erreicht wurde. Die Zinserhöhungserwartungen hätten daraufhin eigentlich ansteigen und Gold unter Druck geraten müssen. Es passierte aber das Gegenteil. Denn trotz des weiterhin angespannten Arbeitsmarktes hat sich das Lohnwachstum überraschend deutlich abgeschwächt, was die Inflationssorgen dämpfte.

Dämpfende Faktoren

Fast noch schwerer wog laut Carsten Fritsch aber der Absturz des ISM-Dienstleistungsindex im Dezember unter die kritische Marke von 50, was auf eine wirtschaftliche Schrumpfung in diesem für die US-Wirtschaft dominierenden Sektor hindeutet. Wichtigster Grund hierfür dürften die kräftigen Fed-Zinserhöhungen der vergangenen Monate gewesen sein (hier die Details von der Fed). Diese massive geldpolitische Straffung scheint also die von der Fed beabsichtigte Wirkung zu zeigen, wenn auch noch nicht am Arbeitsmarkt. Die Inflationssorgen haben nach der Veröffentlichung der US-Daten am Freitag entsprechend abgenommen, während die Rezessionssorgen zugenommen haben. Die Fed-Zinserwartungen sind daraufhin spürbar gesunken, was auch die Anleiherenditen und den US-Dollar unter Druck gesetzt hat. FMW: Daraufhin stieg der Goldpreis weiter an, siehe Chart.

Carsten Fritsch schreibt weiter: Am Donnerstag werden die US-Inflationsdaten für Dezember veröffentlicht, die dem Goldpreis weiteren Rückenwind geben könnten. Denn die seit dem Sommer zu beobachtende Verlangsamung des Preisauftriebs dürfte sich im vergangenen Monat fortgesetzt haben. Der Markt rechnet mit einem Rückgang der Inflationsrate von 7,1% auf 6,5%, unsere Volkswirte sogar auf 6,4%. Niedriger war sie zuletzt vor mehr als einem Jahr. Allerdings besteht inzwischen bereits eine beträchtliche Diskrepanz zwischen der Erwartung der Marktteilnehmer hinsichtlich der Fed-Geldpolitik in diesem Jahr und dem, was die Fed nach wie vor kommuniziert. Der Markt erwartet laut Fed Fund Futures einen Zinsgipfel von weniger als 5% im Frühjahr und gegen Ende des Jahres erste Zinssenkungen. Die Fed sieht den Zinsgipfel bei über 5%, und erteilt Zinssenkungen in diesem Jahr bislang eine klare Absage.

Spekulativer Preisanstieg bei Gold

Von daher ist laut Carsten Fritsch für den Goldpreis von entscheidender Bedeutung, welches der beiden Szenarien letztlich eintreten wird. Sollte der Markt auf die Richtung der Fed einschwenken, droht dem Goldpreis ein erheblicher Rückschlag. Das scheinen seiner Aussage nach auch die ETF-Anleger so zu sehen, die sich trotz des kräftigen Preisanstiegs mit Käufen weiterhin zurückhalten. Das ist zumindest ungewöhnlich, da die ETF-Anleger in der Vergangenheit häufig Trendfolger waren. Der jüngste Preisanstieg dürfte somit stark spekulativ getrieben sein, wie der erneute Anstieg der Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger in der letzten Berichtswoche zeigt. Diese stiegen laut der US-Aufsichtsbehörde CFTC in der Woche zum 3. Januar die fünfte Woche in Folge, und erreichten mit 54.600 Kontrakten das höchste Niveau seit Juni 2022. Der Anstieg im Goldpreis seit Freitag legt laut Carsten Fritsch nahe, dass sich der Positionsaufbau fortgesetzt hat. Solange der Goldpreis weiter zulegt, könnten weitere spekulative Finanzanleger auf den fahrenden Zug aufspringen und damit den Preisanstieg verlängern.

Warnung

Allerdings wird einmal der Punkt kommen, an dem der Anstieg im Goldpreis ins Stocken geraten wird und daraufhin erste Long-Positionen geschlossen werden, so Carsten Fritsch. Auslöser dafür könnte eine Annäherung der Markteinschätzung hinsichtlich der Fed-Geldpolitik an die Aussagen der Fed-Offiziellen sein. „Wir warnen daher davor, den aktuellen Preisanstieg fortzuschreiben. Es wird auch wieder Rücksetzer geben. An unserer grundsätzlich positiven Einschätzung der Preisaussichten für Gold ändert das nichts. So gehen auch wir davon aus, dass die Fed die Zinsen am Jahresende senken wird, weil die Inflationsrate bis dahin stark genug gefallen ist und auch der Arbeitsmarkt nicht mehr so angespannt sein dürfte wie derzeit noch. Spätestens dann dürften auch die ETF-Anleger in den Markt zurückkehren. Wir rechnen für Ende 2023 weiterhin mit einem Goldpreis von 1.850 Dollar je Feinunze. Allerdings sind die Aufwärtsrisiken für diese Prognose zuletzt gestiegen“, so seine Worte.

Goldpreis-Verlauf seit Mai 2022 im Vergleich zum US-Dollar Die blaue Linie zeigt die Entwicklung im Goldpreis seit Mai 2022, im Vergleich dazu in orange der US-Dollar-Index. Chart: TradingView



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1 Kommentar

  1. Über 11% steuerfreier Kapitalertrag in den letzten 12 Monaten bei Gold (in Euro) ist ja auch schon was.

    Wer kann, sollte vielleicht einen Teil seines physischen Goldes in Silber umschichten; zumal wenn die Planung über 20 oder 30 Jahre läuft. Gerade im Zollfreilager gegen eine geringe Gebühr möglich.
    Im Moment werden weltweit mal gerade etwa 2% der verbrauchten Energien aus „Erneuerbaren“ hergestellt.
    Es wird noch viel Silber in der Industrie benötigt.

    Silber wird knapp: Solarindustrie muss es einsparen – Goldreporter

    https://www.goldreporter.de/silber-wird-knapp-solarindustrie-muss-es-einsparen/z-news/110750/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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