Gold/Silber

Goldpreis steigt trotz Brexit-Wahl und Handels-Deal

Über das systemische Risiko der globalen Überschuldung, Nebenschauplätze wie den Handelsdeal - und den Goldpreis

Der Goldpreis ist in dieser Woche gestiegen – wer denkt, die größten ökonomischen Probleme dieser Welt seien mit einem Handelsdeal der Phase 1 und mit etwas mehr Klarheit in Sachen Brexit beseitigt, der hat die Dimension des eigentlichen Problems der Weltwirtschaft nicht verstanden.

Goldpreis versus explodierende Verschuldung

Das Handelsblatt hat in seiner gestrigen Ausgabe vom Freitag, den 13. Dezember einen bemerkenswerten Leitartikel veröffentlicht, an dem insgesamt neun Redakteure mitgearbeitet haben. Das Thema ist von immenser Bedeutung, weshalb dem Artikel fast 4.500 Wörter und sieben anschauliche Grafiken gewidmet wurden. Der Titel des Artikels, der sich leider hinter einer Paywall verbirgt, lautet: „Das 70-Billionen-Risiko: Wie Schulden die Weltwirtschaft gefährden“.

Dezidiert gehen die neun Journalisten auf das weltweite Problem der historisch hohen Unternehmensverschuldung ein. Sie kommen zu der Erkenntnis, dass die daraus resultierenden Risiken in den Bilanzen von Zombieunternehmen aus Japan, China, Europa und den USA nur noch mit extrem niedrigen Zinsen und aggressiven Gelddruckprogrammen vonseiten der Notenbanken beherrscht werden können.

Bei der FMW hat Wolfgang Müller bereits frühzeitig auf dieses wachsende Risiko für die Weltwirtschaft hingewiesen und die Konsequenzen für Unternehmen, Konjunktur und Geldpolitik in mehreren Artikeln beleuchtet.

Darüber hinaus hat Markus Fugmann dem Thema der Explosion des Volumens minderwertiger Unternehmensanleihen ein separates Webinar gewidmet.

Doch was hat das alles mit dem Goldpreis zu tun? Ganz einfach: Ein Investment in physisches Gold unterliegt keinem Gegenpartei-Risiko. Gold kann nicht pleitegehen. Der Ausfall eines Schuldners ist für ein Gold-Investment nicht relevant.

Damit erfüllt das monetäre Edelmetall eine wichtige Funktion in einem risikodiversifizierten Portfolio. Eine Funktion, die im Zeitverlauf und mit weiter steigender Verschuldung, ohne die kein Wirtschaftswachstum mehr möglich ist, stark an Bedeutung gewinnt.

Gold schützt ganz konkret gegen Ausfallrisiken bei anderen Vermögensanlagen, z. B. bei allen Arten von Schuldpapieren oder Investmentvehikeln, die Anleihen beinhalten (Investment-Fonds, klassische Kapitallebensversicherungen, private Krankenversicherungen, Unternehmenspensionsfonds, Stiftungsvermögen etc.).

Sogar Aktiengesellschaften, die nicht verschuldet sind, können durch den Ausfall von Forderungen erhebliche wirtschaftliche Nachteile erleiden, bis hin zum eigenen Bankrott. Das gilt vor allem für den Bankensektor, wo der Ausfall von Forderungen im Zuge der Lehman-Pleite in einer anschließenden Kettenreaktion zur Weltfinanzkrise führte und selbst gesunde Institute mit in den Abgrund zu reißen drohte.

Das steigende Schuldenrisiko ist ein Nachfragegarant für Gold

Institutionelle Investoren, Notenbanken und Privatanleger verstehen immer mehr, dass eine der größten Herausforderung des modernen Kapitalismus die überbordende Verschuldung auf allen Ebenen ist. Die Besitzverteilung der Forderungen erfolgt dabei asymmetrisch zugunsten weniger Superreicher, die die Zinsen horten und nicht verkonsumieren. Die große Masse der Schuldner baut hingegen immer mehr Verbindlichkeiten zur Aufrechterhaltung des gewohnten Lebensstandards oder zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs auf und ist auf niedrige Zinsen und die Verfügbarkeit ausreichender und noch preiswerter Anschlussfinanzierungen angewiesen. Dies wiederum erfordert eine immer extremere Geldpolitik, die ihrerseits eigene systemische Risiken hervorbringt.

Goldpreis und Nebenkriegsschauplätze

Selbst wenn der Handelskrieg zwischen den USA und China, was wegen der Komplexität der Thematik nicht zu erwarten ist, morgen beendet wäre und der Brexit so glatt wie nur irgend möglich über die Bühne gehen würde, bleibt das systemische Risiko der globalen Überschuldung bestehen und wächst weiter.

Diese Tatsache ist auch der Grund für die anhaltende Stärke des Goldpreises – vor allem jenseits der Notierungen in US-Dollar. Der Degussa-Chefvolkswirt Prof. Thorsten Polleit zeigt regelmäßig die Entwicklung des Goldpreises in den wichtigsten Währungen der Welt und berechnet einen „Weltgoldpreis“ der seit dem Jahr 2001 rasant ansteigt und in diesem Sommer über sein bisheriges Allzeithoch weit hinausgeschossen ist.

Doch auch in US-Dollar zeigt der Goldpreis trotz der jüngst konstruktiven Nachrichten von der Handelskriegsfront Stärke:

Der Goldpreis steigt trotz des Deals zwischen den USA und China

Der Grund dafür ist simpel und wird in dem erwähnten Handelsblatt-Artikel aufgegriffen und grafisch belegt: Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ff. hat sich die globale Verschuldung in Summe permanent weiter erhöht – absolut und in Relation zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt.

Der einzige Grund, warum es aktuell keine Wiederholung der durch zu hohe Immobilienschulden in den USA ausgelösten Finanzkrise im Jahr 2008 gibt, ist die desperate Geldpolitik und nicht die Rücknahme irgendwelcher Zölle und Handelsbarrieren. Die helfen zwar kurzfristig der Weltwirtschaft, lösen aber das Schuldenproblem nicht, da dieses nicht vom Handelskrieg ausgelöst wurde, sondern bereits davor entstand und das globale Wachstum, z. B. in China, bereits im Jahr 2018 stark belastete (damals spielten Zölle effektiv noch keine Rolle).

Warum also auf Gold als Investments verzichten, nur weil zwei Nebenkriegsschauplätze sich ein wenig abkühlen (Brexit und Handelskrieg).

Die Zentralbanken werden in diesem Jahr laut World Gold Council erneut Rekordsummen an neuem Gold in ihre Tresore einlagern.

Bereits zum Jahresende wird die Fed ihre Bilanzausweitung nochmals verstärken. Sowohl die EZB als auch die Fed haben zudem auf „Symmetrische Inflationsziele“ umgestellt, um auch nach dem Erreichen der selbst gesteckten Teuerungsziele weiter eine expansive Geldpolitik betreiben zu können. Sie werden wissen, warum.

Fazit

Die Entscheidung, sich von physischen Goldbeständen oder Minenaktien zu trennen, nur weil gerade zwei von Politikern künstlich geschaffene Probleme etwas an Relevanz verlieren, verkennt die übergeordnete Entwicklung der Extremverschuldung. Diese wiederum zwingt die Zentralbanken zu extremer Geldpolitik. Diese wiederum führt zu unkalkulierbaren Nebenwirkungen, weshalb die Zentralbanken sich selbst mit Gold gegen systemische Risiken absichern.

Die zunehmende Notwendigkeit, neben Aktien und anderen Vermögenswerten auch Gold als Vermögenswert mit besonderen Risikoschutzeigenschaften im Vermögensmix zu halten, wird dazu führen, dass auch der Goldpreis, ebenso wie die Preise anderer zins- und liquiditätssensitiven Assets, weiter steigen wird. Es gibt mit Blick auf die Schuldenproblematik und die Geldpolitik keinen Grund, etwas anderes anzunehmen.

Der Goldpreis konnte sich in dieser Woche stabilisieren



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Ein Freund war bei Proaurum in München. Er meint, die Leute kaufen wie verrückt Gold und Silber. Die Schlange ging bis auf die Straße.

    Man darf auch die Schulden der Staaten nicht vergessen. Auch wenn sie normalerweise viel mehr Macht als Unternehmen haben, ist da auch eine Riesenblase. Wurde vielleicht im Handelsblatt nicht so erwähnt. ?
    Dann gibts ja auch noch den Punkt, wenn denn auf der Gegenseite der Schulden steht. Der müßte doch in Forderungen schwimmen. Wer ist denn das eigentlich? Wird eigentlich nie thematisiert. In der Presse.

    1. Tippfehler: „wer denn auf der Gegenseite der Schulden steht“ statt „wenn“

    2. Meine liebe Sabiine mit Doppel-i
      Sie haben so viele Freunde, die uns dauernd von gelbwestenähnlichen Szenarien oder von Live-Schaltungen aus süddeutschen Auto-Abgas-Verbrechern berichten. Sie stellen plötzlich kritisch linksgrüne Fragen, die andere Menschen bereits seit langen gestellt haben.

      Folgender Vorschlag:
      Sie üben erst einmal, Ihren Namen zu schreiben, sagen wir 50 Mal.
      Danach fragen wir, wenn denn auf der Gegenseite der Schulden steht.
      Dann gehen wir in die Presse und thematisieren das Ganze mit all den Zeugen 😩

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage