Gold/Silber

Goldpreis trotz Demokraten-Sieg gefallen – was ist hier los?

Ein Barren Gold

Der Goldpreis fiel gestern plötzlich. Warum? Nun, ein kurzer Blick zurück. Gestern Vormittag begleiteten wir den steigenden Goldpreis (von 1.900 Dollar an Silvester bis auf 1.959 Dollar gestern früh gestiegen) mit der Headline-Aussage, dass dies eine Wette auf einen Sieg der Demokraten sei. Denn es sah immer mehr danach aus, dass sie bei der Wahl in Georgia beide Senatssitze gewinnen würden – wie es nun auch bestätigt wurde! Damit beherrschen die Demokraten neben dem Weißen Haus auch beide Kammern im US-Kongress.

Somit kann Joe Biden kräftig neue Schulden machen. Dies ist in der Regel eine gute Nachricht für den Goldpreis. Denn die Anleger suchen dann eigentlich die Sicherheit des Fluchthafens Gold. Höhere Inflationserwartungen sorgen ebenfalls dafür, dass man sein Vermögen mit Gold sichern will.

Und in diesem Fall, wenn der Staat vor einer neuen Schuldenwelle steht, könnte die Inflation in der Tat ansteigen – und die Fed hat bereits klar gemacht, dass sie höhere Preis nicht so schnell eindämmen will. Also hätte der Goldpreis weiter steigen müssen? Aber nein, er begann gestern eine Talfahrt von 1.959 Dollar bis auf 1.900 im Tiefpunkt (aktuell erholt auf 1.921 Dollar).

Goldpreis spürbar gefallen

Was war da los? Nun, der Markt sagte sich offenbar: Bei steigender Inflationserwartung will der Anleiheinvestor einen Ausgleich für die Geldentwertung sehen, also höhere Renditen. Und so stieg die Rendite für die entscheidende Kenngröße, die zehnjährigen US-Staatsanleihen, von gestern früh bei 0,95 Prozent bis jetzt auf 1,05 Prozent. Das wirkt nicht nach viel, aber am Anleihemarkt sind das Welten! Somit werden Anleihen attraktiver, und das zinslose Gold wird weniger attraktiv. Gleichzeitig legte der US-Dollar gestern zu.

Dann stiegen auch noch die Aktienmärkte gestern sprunghaft (Risk On-Szenario), weil man sich dank mehr Staatsschulden einen Schub für die Wirtschaft erhofft. Das war zu viel für das Edelmetall, und der Goldpreis sackte kräftig und schnell ab. Aber die grundsätzlichen Argumente für eine Attraktivität bei Gold sind ja nicht aus der Welt. Die stark steigenden Staatsschulden in den USA und höhere Inflationserwartungen könnten Gold wieder pushen. Aber man sieht ja, wie wacklig die Lage sein kann. Am Freitag schaut der Markt auf die US-Arbeitsmarktdaten, die US-Dollar und Goldpreis erneut in Bewegung versetzen können. Hier noch eine ganz frische Erklärung der gestrigen Geschehnisse bei Gold aus Sicht des Analysten Daniel Briesemann von der Commerzbank. Zitat auszugsweise:

Der neu gewählte US-Präsident Biden verfügt (nach dem Sieg in Georgia) über eine eigene Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses, was ihm das Regieren einfacher machen dürfte. Die neue Konstellation lässt weitere fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen in den USA erwarten. Schon kurzfristig könnten neue Corona-Hilfsmaßnahmen beschlossen werden, die von den Republikanern bislang abgelehnt wurden. Im Vorfeld wurde bereits von einer „blauen Welle“ gesprochen (die Farbe der Demokraten in den USA ist blau). Dies dürfte die Wirtschaft stimulieren und für ein Anziehen der Inflation sorgen. Einhergehend damit dürften die Realrenditen fallen. Auf jeden Fall hat es bereits den US-Dollar belastet: Der handelsgewichtete Dollar-Index ist auf ein neues Mehrjahrestief gefallen.

In einer ersten Reaktion hat Gold hiervon und in seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage profitiert. Es ist auf ein neues 2-Monatshoch von 1.960 USD je Feinunze gestiegen. Wie aus dem Nichts sackte der Goldpreis am Nachmittag aber ab und fiel im Tief bis auf 1.900 USD. Zum Preisrückgang haben wahrscheinlich die gestiegenen Anleiherenditen beigetragen – in den USA ist die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen erstmals seit März über die 1%-Marke gestiegen. Auch hier dürfte die Aussicht auf eine noch expansivere Fiskalpolitik eine Rolle gespielt haben. Über Nacht hat sich Gold um rund 25 USD erholt. Die Unruhen in Washington hatten hierauf aber wohl nur geringen Einfluss.

Chart zeigt Goldpreis-Verlauf in den letzten zehn Tagen
Goldpreis-Verlauf in US-Dollar in den letzten zehn Tagen.



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3 Kommentare

  1. Naja bei Gold habe ich zwischen 2000 – 2021 durschnittlich 7 % Rendite.

    Bei einer 10 Jährigen US Staatsanleihe selbst wenn sie auf 1% Zins ist ist sie abzüglich der Inflation immernoch negativ.

    Daher sehe ich an dieser Stelle keine Gefahr für Gold.

    Wenn ich 10 000€ in Gold anlege habe ich nach 10 Jahren mit 7 Rendite ungefähr 19800€

    Wenn ich 10 000€ in US Staatsanleihen anlege habe ich bei 1% Rendite ca. 11000€ wenn wir allerdings von einer Inflation von 2,4% (im optimistischsten Fall denke es werden eher 4% aber egal) pro Jahr in den USA ausgehe habe ich bei einer 10 Jährgen US Staatsanleihe aus 10 000 nur noch 8700€ gemacht (wenn man die Geldentwertung berücksichtigt)

    Die Rendite der US Staatsanleihe müsste schon höher sein als die Inflation damit es eine reale Gefahr für Gold dastellen könnte, bei der aktuellen Verschuldung ist es äußerst zweifelhaft das die Rendite über 2,4% steigt, selbst in dem unrealistischen Szenario einer 2,4% Verzinsung der US Staatsanleihe würde Gold mit einer durschnittlichen Rendite von 7% immernoch stark ausperformen.

  2. Die wahrheit ist wohl: kein analyst hat eine ahnung warum gold nicht besser performt. Oder man traut es sich nicht auszusprechen. Es spricht schliesslich ALLES für einen anstieg des goldpreises, aber es geschieht einfach nicht. Das ist total irrational und durch logik nicht erklärbar.

  3. @BOERNSCHEN ,Das ist Bubi einfach. Die Welt ist so rosig, d.h. RISK ON . Und bei so rosiger Zukunft steigen Öl , Zinsen, Aktien, Digitalschrott u.s.w. Die sicheren Werte wie Gold sind dann eher weniger gefragt. Die Geldschwemme schwemmt ja alle Probleme weg. Beim Wegschwemmen des heimtückischen Virus könnten sich die Notenbanken noch die Zähne ausbeissen.

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