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Goldpreis und Schweizer Franken vs Aktien – Blick auf den Risk Off Trade

Gold Barren

Der Goldpreis zeigt heute einen sehr interessanten Verlauf, und der Schweizer Franken setzt einen klaren Trend fort. Beides wollen wir in diesem Artikel in Relation zur Lage am Aktienmarkt besprechen. Dabei kommen wir aber nicht am Ölmarkt vorbei. Der Ölpreis ist heute mit 30 Prozent Verlust gegenüber Freitag gecrasht. Der Öl-Krieg zwischen Saudis und vielen anderen Anbietern ist nun offen ausgebrochen! Das hat heute auch die Aktienmärkte nochmal richtig kräftig zum Fallen gebracht. Dieser Crash wird viele Profi-Trader auf dem falschen Fuß erwischt haben – so hätte man ja annehmen dürfen, dass endlich mal eine technische Aufwärtsreaktion eintritt bei den heftigen Verlusten der letzten Wochen in Dax, Dow und Co? Aber es kam ganz anders.

Goldpreis vor neuem Aufwärtsschub?

Und genau da kommen wir zur interessanten Bewegung im Goldpreis am heutigen Tage. Man könnte nämlich eine Parallele erkennen zum Verlauf zwischen Gold und Dow 30 in den letzten Tagen. Im Chart sehen wir den Goldpreis in rot-grün gegen den Dow 30 auf CFD-Basis, im Verlauf seit dem 25. Februar. Bei dem stark fallenden Aktienmarkt hätte der Goldpreis eigentlich ständig kräftig steigen müssen im Sinne des Risk Off Trades? Dabei geht es nämlich darum, dass Anleger in unsicheren Zeiten aus Aktien fliehen und dafür in den „Sicheren Hafen“ namens Gold flüchten. Aber der Goldpreis stieg nicht wie wild an. Mehrmals während die Aktienkurse die letzten Tage übel abstürzten, brach auch der Goldpreis ein, oder legte Seitwärtsphasen ein.

By the way… am Samstag hat Hannes Zipfel in einem sehr interessanten Artikel beschrieben, warum man darüber nachdenken sollte Gold bei jedem Rücksetzer zu kaufen. Ähnliches wie die letzten Tage sieht man auch heute bei der Bewegung im Gold. Erst reagierte der Goldpreis so wie man es eigentlich erwarten würde. Aktien und Ölpreis verloren heute früh sehr stark, und der Goldpreis stieg schnell um gut 30 Dollar an auf 1.702 Dollar. Dann aber kam der Rückschlag runter auf 1.654 Dollar. Aktuell notiert der Goldpreis bei 1.675 Dollar, und die Tendenz wirkt ganz vorsichtig gesagt „seitwärts oder ein klein wenig bullisch“. Der Grund für die aktuelle Zurückhaltung im Gold könnte der selbe sein, den wir die letzten Tage schon thematisiert hatten.

Wenn dieser Grund nachlässt, konnte der Goldpreis womöglich wieder Fahrt nach oben aufnehmen. Gut beschreiben tut Robert Zach von investing.com die aktuelle Lage. So sagt er, dass es angesichts der massiven Verluste der Futures auf den Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq zu einem so genannten Limit Down kam, also dem maximalen Rückgang pro Handelstag. Da sich wahrscheinlich auf einigen Händlerkonten keine ausreichende Liquidität befunden habe, hätten zusätzliche Einlagen nachgeschossen werden müssen, um Margin Calls zu vermeiden. Um freie Geldmittel zu schaffen, hätten wohl einige Händler ihre Gold-Longpositionen geschlossen, woraufhin es zu einer 45 Dollar-Preiskorrektur auf zwischenzeitlich 1.657 Dollar kam. Andere Händler hätten den Ausverkauf auf eine technische Gegenreaktion zurückgeführt.

Goldpreis vs Dow 30 seit dem 25. Februar

Also, nochmal kurz die Grundidee hinter diesem Szenario: Wenn die Gewinnmitnahmen im Gold zur Deckung von Margin Calls am Aktienmarkt abklingen, kann der Goldpreis dann erneut einen Aufwärtsschub hinlegen? Sicher ist das nicht, aber denkbar! Wie viel Aufwärtspotenzial steckt noch im Goldpreis? Dieser Frage widmet sich Marc Friedrich im folgenden aktuellen Video etwas grundsätzlicher!

Schweizer Franken im Trend

Der Schweizer Franken ist da weniger unklar in seiner Richtung. Neben Gold, aber auch Yen und Staatsanleihen, ist der Schweizer Franken einer der Fluchthäfen. Während der Goldpreis sich noch etwas schwer tut, zeigt der Franken einen viel eindeutigeren Trend, nämlich stetig nach oben gegenüber dem Euro im großen Bild! Klarer könnte ein Trend kaum sein! Mit 1,0542 notierte Euro vs Schweizer Franken heute früh so tief wie seit Sommer 2015 nicht mehr. Mit aktuell 1,0610 ist der Kurs zwar zurückgekommen gegenüber heute früh, aber die Franken-Aufwertung läuft im großen Bild betrachtet weiter (im Chart fallender Euro und somit steigender Franken seit 2018). Natürlich ist das ein Horror für die Schweizerische Nationalbank (SNB), die seit Jahren mit Interventionen versucht den Franken billig zu halten. Aber der Drang des Marktes hin zum Franken scheint weiterhin stärker zu sein. Oder sind wir in diesen Sekunden, wo dieser Artikel hier online geht, gerade Zeuge von einer massiven SNB-Intervention, und der Franken setzt zur Abwertung an?

Milan Cutkovic von Axitrader beschreibt die Lage am Markt heute so, dass kurzfristig dürften weiterhin die sicheren Häfen gefragt bleiben dürften – vom Schweizer Franken über den japanischen Yen bis hin zum Gold. Die Marktteilnehmer hätten aber ein wachsames Auge auf den Euro-Kurs zum Schweizer Franken, da die Wahrscheinlichkeit einer stärkeren Intervention der Schweizer Nationalbank zunehme, sollte es zu einer Bewegung in Richtung Parität kommen. Also, Augen auf beim Franken, und… so möchten wir anmerken, eventuell weiteres Aufwärtspotenzial beim Goldpreis?

Euro vs Schweizer Franken seit Sommer 2015



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8 Kommentare

  1. „Gold auf 50-100.000 Dollar…“
    Sorry, aber das kann ich beim besten Willen nicht mehr Ernst nehmen. Keine Notenbank, kein Staat, keine Regierung, keine Diktatur würde sowas zulassen. In einem derartigen Szenario würde es Krieg und Zerstörung geben und am Ende würden wir wie Ötzi herumlaufen mit einer Goldmünze zu 100.000 Dollar in der Hand. Kurze Zeit später wegen Goldbesitzes zum Tode verurteilt. Marc Friedrich you are the best🤩.

  2. Ich stehe dem Argument der Notverkäufe bei Gold zur Liquiditäsbeschaffung skeptisch gegenüber. Andernfalls würde dies auch bei den Anleihen der Fall sein, die deutlich liquider sind und auch in höherem Volumen in den Portfolios weltweit enthalten sind. Doch dieser „sichere“ und völlig überbewertete Hafen darf brutal ansteigen – ohne jeden Notverkauf. Hier geht es möglicherweise eher darum, den Goldpreis so lange wie möglich auszubremsen.

    1. @Hannes, hmm, Anleihen aber bedürfen keine Hinterlegung von Eigenkapital und können bei Repos als Sicherheit hinterlegt werden für neue Liquidität – das ist also sehr wertvoll für die Player..daher verkaufen sie eher nicht Staatsaneihen, anderes als gehebelte Positionen auf GGold..

      1. @Markus: Ja, für die großen Player, die ihre Bond-Positionen am Repo-Markt refinanzieren können, mag das absolut stimmen. Für alle anderen „normalen“ Investoren mit Aktien-/Anleihe-Mischportfolios eher nicht. Aber die „Großen“ machen natürlich die Preise. Egal, sobald die Fed die Märkte mit Liquidität flutet, wird auch dieser Belastungsfaktor für Gold wegfallen.

  3. bitte nicht die eventuell deflatorischen Tendenzen dieses ganzen aktuellen Umfeldes unterschätzen.
    Ich bin auch ziemlich long Gold aber man darf nicht zu euphorisch werden. Vielleicht gibt es daher eine Pause im Gold.

    1. Was war noch einmal „King“ bei einer Deflation? Ach ja, Cash! (und Puts :-) Das gleiche Spielchen hatten wir doch schon mal 2008 gehabt, wo es auch ans Eingemachte ging, und alles gemeinsam in den Keller rauschte!

      1. @Lausi

        Cash ist King, klar, solange die Bank solvent ist. Die Frage ist, was crasht zuerst, die Hausbank oder das Aktiendepot? Die gute Nachricht: Das gut gestreute Aktiendepot geht nicht auf Null. Die schlechte: Das Bankkonto geht auf Null (ausgenommen die Einlagensicherung…vielleicht).

  4. Einige kleinere Notenbanken, nicht Fed oder Ezb, könnten gezwungen sein, Gold zu verkaufen, was sich auf den Preis auswirken würde, oder? Im Sinne von Kleinvieh macht auch Mist.

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