Gold/Silber

Goldpreis: Wie hoch geht es? Zyklen seit dem Ende von Bretton Woods

Wie lange liefen die bisherigen Aufwärtsbewegungen beim Goldpreis in der Vergangenheit - und wie hoch kann es noch gehen? Ein kleiner Blick zurück

Die Marke von 2000 Dollar ist beim Goldpreis geknackt – ein Anstieg von 35 Prozent seit Jahresanfang auf Dollarbasis steht nun zu Buche. Das gelbe Edelmetall ist Tagesgespräch, die Hausse nährt die Hausse und neue Höchstkurse locken bekanntlich immer mehr Anleger an. Der aktuelle Zyklus ist schon ein paar Jahre alt. Wie lange liefen die bisherigen Aufwärtsbewegungen beim Goldpreis in der Vergangenheit? Ein kleiner Blick zurück.

Die aktuelle Hausse beim Goldpreis

Über die Gründe für den ungebremsten Anstieg des Edelmetalls braucht an dieser Stelle nicht mehr geschrieben zu werden. Sehr viele Autoren haben die großen Treiber schon in vielen Einzelheiten dargelegt, von denen die Erosion des Anlagezinses sowie das sinkende Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Zentralbanken wohl die bedeutsamsten sind.

Seit dem letzten Tief beim Goldpreis vom Dezember 2015 mit 1048 Dollar geht es nun schon über vier Jahre nach oben, zunächst in leichten Wellenbewegungen – aber der richtige Schub nach oben kam erst im letzten Jahr. Vor gut 14 Monaten lag der Goldpreis noch unter 1300 Dollar, die große Beschleunigung gab es in diesem Jahr von knapp über 1500 Dollar auf nunmehr bereits 2072 Dollar in der Spitze.

Die Goldzyklen nach dem Ende der Koppelung

Die USA waren im letzten Jahrhundert die Goldaufbewahrer der Welt. Bis 1944 lagerten 70 Prozent der Goldbestände in den USA. In seiner Funktion als Weltleitwährung legte man den Umtausch einer Feinunze Gold auf 35 US-Dollar fest. Dies wurde bald zum Problem, da es bald nicht mehr genug Gold gab, um die Dollarreserven aller Mitgliedsländer gegen Gold einzutauschen.

Der Run auf das Edelmetall begann, als Präsident Richard Nixon am 15. August 1971 die Bindung zwischen US-Dollar und Gold aufhob, Bretton Woods von 1944 war damit Geschichte.

Es begann der erste Goldrausch, parallel zur Abwertung des Greenbacks von 37 Dollar Anfang der Siebziger bis auf 850 Dollar im Januar 1980. Zu dieser Zeit herrschte Stagflation, eine Periode steigender Preise bei sehr geringem Wirtschaftswachstum. Vielleicht auch ein künftiges Szenario?

Nach diesem Hoch gab es eine lange Phase der Dürre für Goldanleger – was verschiedene Ursachen hatte.:Liberalisierungen durch Ronald Reagan und Maggie Thatcher, politische Großereignisse wie der Fall des Eisernen Vorhanges oder der Berliner Mauer, aber auch die stetig steigenden Aktienkurse ließen das Edelmetall uninteressant werden. Während die US-Techwerte explodierten, fiel der Goldpreis bis 2001 auf teilweise 250 Dollar – zwei Jahrzehnte Rückgang. Erst nach dem Platzen der Dotcom-Blase und den geopolitisch explosiven Auswirkungen des 11. Septembers 2001 wurde das Edelmetall wieder interessant für viele Anleger.

Der zweite Goldzyklus führte den Preis des Edelmetalls bis auf sein bisheriges Hoch von 1921 Dollar am 6. September 2011. Der Boom dauerte ähnlich lange wie der erste, knapp eine Dekade.

Die nächste Baisse beim Goldpreis dauerte gerade einmal, wie oben erwähnt, gut vier Jahre und führte die älteste Währung der Welt in Richtung 1000 Dollar.

Wir befinden uns also gerade im dritten Gold-Bullenmarkt seit seiner Freigabe, mit aktuell fast einer Verdoppelung seines Wertes zum letzten Tief. Aber welche Steigerungen haben Zyklus eins und zwei eigentlich gebracht?

Von 37 auf 850 Dollar, fast ein Faktor 23 und von 250 auf 1927 Dollar fast Faktor 8. Damit könnte man doch ein erhebliches Kurspotenzial in der aktuell noch recht kurzen Goldhausse erwarten.

Übrigens:

Eigentlich erreichte der Goldpreis am 21. Januar 1980 mit 850 US-Dollar sein historisches Hoch. Dieser Kurs wird als reales Allzeithoch des Goldkurses betrachtet, da der Wert damals inflationsbereinigt laut US-Außenministerium 2.330,51 US-Dollar betrug.

Was sagen die Analysten?

Gute Stimmung allerorten, wie oft etwas „behind the curve“. Die Analysten von Goldman Sachs erwarten ein Überschreiten der 2300-Dollar-Marke innerhalb der nächsten sechs bis zwölf Monate, die Citigroup 2300 bis 2500 Dollar, die Bank of America hält sogar 3000 Dollar für möglich.

Mit der immergleichen Begründung: der Nullzinspolitik der Notenbanken mit ihren Kollateralschäden.

Jetzt erkennen die Banker plötzlich die Unterinvestition der Investoren in Gold – nur drei Prozent in Relationen zur Marktkapitalisierung der Welt-Aktienmärkte.

Die Bofa-Analysten weiter: „Es wäre angeraten die Portfolios auf einen Goldanteil von 4,5 Prozent anzuheben.“

Was natürlich gewaltig wäre, hierzu müsste man fast 50.000 Tonnen an Gold erwerben – und dies bei einer jährlichen Fördermenge von etwa einem Zehntel dieser Menge.

Aber es gibt auch warnende Stimmen. Derartige Kursanstiege werden immer von heftigen Korrekturbewegungen begleitet. Dafür sorgen schon die Spekulanten, die ihre Wetten auf Gold erhöhen. Sechs Wochen von 1750 auf 2000 Dollar, vier Monate von 1500 auf 2000, wenn das kein extremer Anstieg beim Goldpreis ist!

Fazit

Sicherlich ist es in der jetzigen Zeit etwas vermessen darauf zu setzen, dass es tatsächlich zu einer derartigen Preisexplosion kommen könnte, wie in den letzten Zyklen seit der Aufgabe der Goldpreisbindung. Im Zeitalter der großen Verschuldung wird der Staat nicht auf die riesigen Abschöpfungsgewinne verzichten wollen und auch mancher Großinvestor könnte dies zum Abbau von Schulden nutzen. Auch dürfte die Schmuckindustrie von so hohen Preisen nicht begeistert sein.

Aber das große Experiment „Finanzielle Repression“ – Schuldenabbau durch Zinsschwund bei gleichzeitiger moderater Inflation – hat einen sehr großen Nutznießer und treibt weiterhin die Hausse beim Goldpreis.

Die Zyklen beim Goldpreis geben Hinweise, wie weit das Edelmetall noch steigen kann



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2 Kommentare

  1. „und neue Höchstkurse locken bekanntlich immer mehr Anleger an.“

    Ja, die Bild-Zeitungsleser, wie war das nochmal, mit der „Hausfrauen-Börse“ ? :D ;)

    „Gold steigt auf über 2000 – Soll ich Gold kaufen ..?!?“

    Und Herr Müller, sie sagten in USD denominiert, super !

  2. In einem Fiatmoneyponzimindestreservesystem kann man keine Schulden abbauen sonst verschwindet das Geld. Nur durch einen Reset ist dies möglich.

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