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Greenflation: Wie lange können wir uns Strom und Gas noch leisten?

"Wir können nicht die Welt dadurch retten, dass wir eine idiotische Energiepolitik betreiben"

Greenflation - wer ist daran schuld?

Die Energiepreise sind in den letzten Monaten geradezu durch die Decke geschossen – und diese sind ein wesentlicher Bestandteil der zuletzt ebenfalls stark gestiegenen Inflation, man spricht deshalb von einer Greenflation. Gemeint ist damit der politisch gewollte Prozeß der Decarbonisierung, also der Abkehr von fossilen Energieträgern zugunsten von nachhaltigen Energieträgern wie Windkraft und Solar. Diese Abkehr aber gibt es – das haben wir in den letzten Monaten erfahren müsse – nicht zum Nulltarif, sondern kostet die Verbraucher eine Menge Geld.

Die Politik hat es aber leider versäumt, diese unangenehme Wahrheit der Bevölkerung auch wirklich zu kommunizieren. Das gilt besonders für die Hüter des Geldes, die EZB: nicht nur beansprucht sie Mandats-widrigerweise, dass sie die Energiepoltitik finanziell mitsteuert, sondern sie verharmlost konstant die Konsequenzen der Greenflation (eine seltene Ausnahme waren kürzlich die Aussagen von EZB-Mitglied Isabel Schnabel).

Die Greenflation wird eine ganze Generation begleiten

Wer aber ist schuld an der Greenflation? Mit einem Wort: die Politik. Denn dass vor allem die Preise für fossile Energie nach oben gehen, ist politisch gewollt. Daher wurde der Carbon-Handel eingeführt, also die Bepreisung für CO2-Emissionen von Firmen. Die Preise für eine Emission einer Tonne CO2 sind (neben dem Gaspreis und dem Strompreis) ein maßgeblicher Treiber der Greenflation:

Greenflation: Preis für eine Tonne CO2

Nun schiebt die Poltitik die Rolle des Schuldigen gerne weit von sich – es seien die Spekulanten, die die Energiekosten so stark nach oben treiben würden. Wirklich? Ist es nicht vielmehr so, dass eine naive Energiepolitik Auslöser der Greenflation ist?

„Greenflation ist ein Euphemismus dafür, dass wir ärmer werden durch grüne Technologien“, sagt daher der Spieltheoretiker Christian Rieck. Denn wir zahlen schlicht mehr für das Gleiche als zuvor.

Nun ist es sicher sinnvoll, alternative Energieträger zu fördern – aber, so formuliert Christian Rieck markant:

„Wir können nicht die Welt dadurch retten, dass wir eine idiotische Energiepolitik betreiben“

Was aber wäre ein vernünftiger Weg, damit die Greenflation nicht aus dem Ruder läuft? Dazu tiefgehende Aussagen von Rieck in folgendem Video:



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2 Kommentare

  1. Ist da irgendetwas geschehen was nicht gewollt und nicht geplant war?
    Verbietet die Wasserentnahme aus Talsperren und aus Tiefbrunnen, und der Wasserpreis explodiert, und es wird gerade im Sommer dann recht ungemütlich.
    Jetzt wird es mit zu wenig Gas und zu wenig Strom auch ungemütlich, aber im Winter.
    Da müssen wir durch, und nach dem Winter sind wir schlauer.
    Wir werden alle immer schlauer; manche vorher und manche hinterher.
    Die genau vor so einem Desaster gewarnt haben sind als Spinner und Umweltschw… beschimpft worden.
    Dieses Jahr werden die letzten Atomkraftwerke, und weitere Kohlekraftwerke und abgestellt.
    Dann sind wir noch schlauer.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Wie immer schwere Kost vom Herrn Finanzprofessor Rieck.
    Seit etwa einem Jahr steigt der Preis im freien Emissions-Zertifikatehandel stark an und erreichte Anfang September 2021 einen neuen Höchststand mit 62 Euro pro Tonne CO2. Dies dürfte insbesondere daran liegen, dass der europäische Emissionshandel zunehmend zum Anlageobjekt für Banken, Hedgefonds und Spekulanten wird.
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/emissionshandel-wie-hedgefonds-den-kohleausstieg-beschleunigen-a-44bf3116-4557-4f05-b1c3-f7a4944f7be3

    Der fatale Fehler ist es nun, diese Zertifikate über Börsen branchenfremden Zockern in die Hände zu spielen, statt sie over the counter (OTC), also direkt zwischen den Beteiligten zu handeln und jährlich angepasst gegen allzu spekulative Exzesse nach oben und auch unten zu deckeln. Ein zweiter fataler Fehler war es, höchst energieintensiven Unternehmen in der Vergangenheit so viele kostenlose Emissionsberechtigungen zu schenken, dass sie durch deren Verkauf erhebliche Zusatzgewinne in Milliardenhöhe erzielen konnten.

    Das bisher Gesagte betrifft ausschließlich den angeblich „idiotisch-energiepolitischen“ CO2-Preis und hat nichts mit den utopischen Rohstoff-Beschaffungspreisen zu tun, die durch künstliche Verknappung (russisches Gas) bei gleichzeitiger Nachfrageexplosion vor allem durch China entstanden sind.

    Der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Einfamilienhäusern (EFH) mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh ist 2021 gegenüber dem Vorjahr um 18% gestiegen und lag Ende des Jahres bei 7,06 ct/kWh (2020: 5,97 ct/kWh).
    Steuern, Umlagen und Abgaben machen etwa 20 bis 25% des Gaspreises für Haushaltskunden aus, Beschaffung, Vertrieb und Marge etwa 50 bis 54%.
    https://www.stadtwerke-detmold.de/preisbestandteile
    Der CO2-Preis schlägt in der Gesamtrechnung mit etwa 0,54 ct/kWh (inkl. MwSt.) zu Buche, während die Großhandelspreise im selben Zeitraum um etwa 8 ct/kWh zur Verteuerung beigetragen haben (Stand Ende 2021). Aktuell sind es sogar 14 ct/kWh, der CO2-Preis von etwa 0,54 ct/kWh bleibt davon selbstverständlich unberührt.

    Summa summarum:
    Verteuerung durch Großhandelspreise: 14 Cent
    Verteuerung durch politisch festgesetzten höheren CO2-Preis: 0,55 Cent
    Verteuerung durch Zertifikatzockereien an den Börsen: 0,55 Cent
    Richtig, wir zahlen schlicht mehr für das Gleiche als zuvor. Mit grünen Technologien hat das aber nur sehr bedingt und anteilsmäßig wenig zu tun.

    Man sollte also die Kirche im Dorf lassen und nicht die 3 bis 4% allzu hoch hängen, die der politisch festgesetzte CO2-Preis zur aktuellen Teuerung beigetragen hat. Im Übrigen schwafelt der Herr Professor auch ansonsten sehr viel wirres Zeug, wenn er beispielsweise Windräder mit dem Stau im Berufsverkehr vergleicht und daraus irgendwelche haltlosen Schlüsse auf exorbitant teuren Ökostrom zieht. Ist es nicht vielmehr so, dass die Energiegestehungskosten aus Erneuerbaren unvergleichlich günstig sind? Und dass der zögerliche Ausbau weniger auf knappe Ressourcen, als vielmehr auf die unfassbar bürokratischen Genehmigungsverfahren und den absoluten Unwillen mancher Bundesländer zurück zu führen ist? Vom Antrag bis zur Inbetriebnahme gehen schließlich etwa 75% der Zeit für bürokratischen Wahnsinn flöten.

    Positiv anzurechnen ist, dass Herr Rieck mit den Plänen der derzeitigen Regierung konform geht und moderne, später leicht auf Wasserstoff umrüstbare Gaskraftwerke als Übergangstechnologien befürwortet. Auch im Zeitplan dafür stimmt er grob überein. Er spricht von 20 bis 30 Jahren, die Ziele der Bundesregierung sehen einen Ausstieg aus der Kohlekraft bis spätestens 2038 und Klimaneutralität bis spätestens 2045 vor. Was, nebenbei bemerkt, meiner Ansicht nach 10 Jahre zu viel sind und einfach den unvermeidlichen Kompromissen in einer Koalition geschuldet ist. Umso widersprüchlicher erscheint in diesem Licht dann wieder seine pure unbewiesene Behauptung, dass „in unserer idiotischen Energiepolitik jetzt alles sofort und auf einmal passieren muss.“ Da scheint er doch nicht immer den anti-grünen Ideologen so ganz zügeln zu können.

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