Allgemein

Grenke weiter auf Talfahrt nach neuen Fragen von Viceroy

Die Aktie ist weiter auf Talfahrt und verliert über -20%. Immerhin scheinen Anleihen von Grenke bisher nicht von der EZB gekauft worden zu sein..

Die Grenke Aktie ist weiter auf Talfahrt und verliert über -20%– trotz der Erwiderung des von Viceroy Research beschuldigten Unternehmens, wonach die Vorwürfe von massivem Bilanzbetrug unhaltbar seien. Grenke hatte heute Morgen mitgeteilt: „Dieser Bericht enthält Unterstellungen, die Grenke auf das Schärfste zurückweist. Ein zentraler Vorwurf lautet, dass von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen 1.078 Mio. Euro liquiden Mitteln ein substanzieller Anteil nicht existiere. Dies ist nachweislich falsch.“

Der Vorwurf erinnert also stark an den Fall Wirecard – hier zeigte sich bekanntlich, dass die angeblich auf einem Wirecard zugehörigen Treuhänderkonto liegenden 1,9 Milliarden Euro gar nicht existierten. Grenke weist in seiner Stellungnahme bisher also nur diesen Vorwurf zurück – andere Punkte wolle man später entkräften.

Gestern hatte Viceroy Research, hinter der der Hedgefonds Fraser Perring steht, Grenke vorgeworfen, nicht nur Bilanzfälschung zu betreiben, sondern es Betrügern zu ermöglichen, im Bereich Krypto und Binäre Optionen Kunden gezielt zu prellen. All das passiere über das von Grenke betriebene Bankgeschäft (das Unternehmen hat seit 2009 eine Banklizenz durch den Kauf der ehemaligen Privatbank Hesse Newman):

„Grenke’s bonds are hovering above junk territory due to capital adequacy stemming from its banking business, which we believe is hiding fake cash, and is actively used to launder money for binary options scams, crypto scams, and fraudulent unregulated trading platform.“

Auch das wiegt schwer – schließlich handelt es sich, sollten die Vorwürfe stimmen, um Betrug in besonders schwerem Fall. Viceroy Research hat auf die bisher doch eher maue Erwiderung von Grenke heute unmittelbar reagiert und wirft dem Unternehmen „selektive Blindheit“ vor:

„Grenke have made scattered responses to the press and via a press release. As fascinating and incriminating as the responses have been, it is the lack of response to key issues that are of greater concern to Grenke investors.“

In dem kurz nach dem Grenke-Statement veröffentlichten Dokument stellt Viceroy Research heute weitere Fragen, die teilweise sehr technisch erscheinen.  Zentral aber ist die Frage von Viceroy: wenn Grenke angeblich ausreichend mit Kapital ausgestattet sei – also die von Grenke behaupteten liquiden Mittel tatsächlich vorhanden wären – warum nehme dann das Unternehmen extrem teure Finanzierungsmittel in Kauf?

„Why does Grenke continue to load up on expensive unsecured debt, enter expensive asset backed commercial paper programs, and issue capital and hybrid notes if it’s sitting well above capital adequacy requirements with 2 years of revenues on its balance sheet?“

So oder so: kaum verebbt der Sturm um Wirecard, kommen in Deutschland mit Grenke und in den USA mit Nikola zwei weitere Unternehmen in den Verdacht, massiv Manipulationen zu betreiben. Brisant scheint uns, dass es gerade die Notenbanken sind, die mit ihrer Geldpolitik die Märkte mit Liquidität fluten und auch vor dem Kauf von hochspekulativen Unternehmensanleihen nicht zurück schrecken. Immerhin scheinen Anleihen von Grenke bisher nicht von der EZB gekauft worden zu sein – anders als etwa 2017/2018 bei dem Skandal um Steinhoff..

Grenke und der Vorwurf der Bilanzfälschung und des Betruges

Foto: Sir Lucan, CC BY 3.0



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Eine Manipulation der Bilanz bei Nikola in den USA sehe ich nicht – weshalb? Aus dem einfachen Grund, weil dort noch keine Umsätze stattfinden. Nikola ist ein Start-Up und wird erst ab dem Ende des kommenden Jahres Umsätze erzielen. Ich würde bei Nikola den Partnern von Nikola, wie Bosch, General Motors, Nel Asa, CNH etc. mehr Gewicht geben, als einem Short Seller der sich über ein Werbevideo aufregt… Wenn das Ökosystem mit der Herstellung von Wasserstoff und den Vertrieb durch ein eigenes Wasserstoff Tankstellen Netz tatsächlich funktioniert, diese Partnerschaft ist Nikola uns noch schuldig, wird aber für 2020 noch erwartet, dann sehe ich Nikola aus dieser Perspektive als unterschätzt an und in keinem Vergleich mit irgendwelchen anderen Unternehmen im Green Energy Bereich.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage