Anleihen

Griechenland: Anleger stürmen Anleiheauktion – gutes Geschäft dank EZB

Die Akropolis in Athen

In Griechenland, da knallen die Korken im Finanzministerium? Und das alles dank der EZB-Entscheidung vom 23. April, dass man aufgrund der Coronakrise auch durch Ratingagenturen als Schrottanleihen eingestufte Anleihen aufkaufen will. Somit wird die EZB auch griechische Staatsanleihen aufkaufen, was bisher ausgeschlossen war. Dank der jüngsten Ausweitung der Sonderkäufe (PEPP) wird man nun wohl griechische Staatsanleihen in einer Größenordnung von bis zu 27 Milliarden Euro aufkaufen. Da ist also „viel zu tun“.

Man darf annehmen, dass die EZB vorwiegend die neu emittierten Anleihen aufkauft. Aber da man natürlich den Anschein einer direkten Staatsfinanzierung vermeiden muss, kauft die EZB mit ihren Programmen die Anleihen immer erst am Sekundärmarkt, also im freien Anleihehandel, und niemals am Primärmarkt, also der Erstauktion. Das bedeutet: Banken, Fonds und andere Institutionelle, die in der Erstauktion kaufen, wissen ganz genau, dass die EZB ihnen die griechischen Papiere danach im freien Handel aus der Hand reißen wird. Kursgewinne sind quasi im Schlaf möglich. Wann hat man bitte schön jemals so einfach Geld verdient. Kaufen, und gleich weiterverkaufen zu wohl höheren Kursen, an einen Player am Anleihemarkt, der kaufen muss, weil er unersättlich ist.

Anleger „prügeln“ sich um neue Anleihen aus Griechenland

Die Institutionellen übernehmen für die EZB die „lästige“ Arbeit in der Erstauktion, damit nach außen hin (keine Staatsfinanzierung) die Optik stimmt, und gegen einen netten Aufpreis reicht man die Papiere weiter an die Zentralbank in Frankfurt. Gestern war wieder ein großer Tag in Griechenland. Die staatliche Schuldenagentur PDMA wollte für 10 Jahre ein Volumen von 3 Milliarden Euro aufnehmen. Bei einfach verdientem Geld stehen die Anleger natürlich Schlange. So lag das Nachfragevolumen bei gigantischen 15,75 Milliarden Euro! (hier die Details) Die Rendite ist mit 1,55 Prozent erschreckend niedrig! Aber bei einer fünffach größeren Nachfrage, da sinkt natürlich die Rendite.

Griechenland hat noch aus den Hilfsmaßnahmen der Europartner einen Cash-Puffer. Aber man darf davon ausgehen, dass Athen die Gelegenheit, die man durch die EZB nun erhalten hat, nutzen wird. Es dürfte nun öfters Anleiheemissionen geben, wo man zu geringen Kosten Geld aufnimmt. Dank der EZB-Maßnahmen ist die Rendite niedrig. Griechenland als Staat freut sich. Die Anleger freuen sich über ein gutes und einfaches Geschäft, wenn man die Anleihen an die EZB weiterreicht. Tja, das Risiko des Emittentenausfalls, das wandert in die Bücher der EZB – es endet also als Problem der Steuerzahler in der Eurozone. Aber hey, was soll´s? Man sieht es ja. Egal was passiert, es wird eine Endlos-Umschuldung veranstaltet, durch die Pleiten von Griechenland, Italien und Co de facto ausgeschlossen werden.

Am 18. März war die Rendite für zehnjährige griechische Staatsanleihen im Zuge der Coronakrise auf bis zu 3,79 Prozent angestiegen. Dank des Total-Aufkaufs der EZB konnte die Rendite jüngst auf bis zu 1,32 Prozent sinken (aktuell 1,41 Prozent). Hier sehen wir den Rendite-Chart im Verlauf der letzten 20 Jahre.



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1 Kommentar

  1. Das ist und bleibt eine neverending Story. wir sind über dem point of no return schon lange hinaus. Der einzige Ausweg wäre der Zerfall der EU als Währungsunion. Und da man davor noch mehr Angst hat als die Schulden an die Steuerzahler weiterzugeben, kann man nicht anders. Die Verantwortlichen bei der EZB wissen das ganz genau. Aber die Entscheidung kann nur Pest oder Cholera sein. Mehr gibts nicht. Irgendwann wachen wir auf ( es wird natürlich ein Samstag sein ) und es heisst dann das die Banken geschlossen bleiben und die Währung einen neuen Namen hat. Der Wechselkurs wird nicht zu unseren gunsten sein. Darauf können wir uns verlassen. Es wird keinen anderen Ausweg geben.

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