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Griechenland: Bank run in Zeitlupe

Von Markus Fugmann

Man sieht (noch?) keine langen Schlangen vor den Geldautomaten, aber was in Griechenland vor sich geht, ist gewissermaßen ein bank run in Zeitlupe. Nun stehen zwei Ereignisse an, die für den heutigen Freitag weitere Abhebungen in ganz erheblichen Umfang erwarten lassen: erstens das heutige Treffen der Euogruppe (ab 15Uhr). Hier stehen die Vorzeichen stehen nicht wirklich günstig, dass es zu einer Lösung kommt, nachdem der griechische Regierungssprecher heute betont hat, dass Athen nicht bereit sei, das Hilfsprogramm mit den derzeitigen Reform- und Sparauflagen fortzusetzen.

Erschwerend kommt hinzu, dass am kommenden Montag in Griechenland ein Bankfeiertag ist – viele Griechen fürchten nun, dass – sollte auch heute keine Lösung gefunden werden – die Banken in Griechenland auch nach dem Montag geschlossen bleiben könnten.

Seit Ende Dezember sind laut Insidern 25 Milliarden Euro abgehoben worden. 70% davon durch griechische Unternehmen, die die Gelder vorwiegend in „sichere Häfen“ wie die Schweiz oder nach UK transferiert haben. Die restlichen 30% sind von Privatpersonen abgehoben worden – und werden zu Hause versteckt. In den letzten Tagen häufen sich Berichte über Einbrüche, es kam zu Raubmorden.

Offizielle Zahlen zu den Abflüssen von griechischen Banken veröffentlicht die Notenbank Griechenlands erst Ende des Monats. Am Dienstag dieser Woche sind laut Insidern 900 Millionen Euro von griechischen Konten abgeflossen, nachdem das Eurogruppen-Treffen ergebnislos abgebrochen worden war. Am gestrigen Donnerstag waren es Nachmittags bereits 680 Millionen Euro.

Kapitalverkehrskontrollen scheinen da nur eine Frage der Zeit. Zwar hat die EZB offiziell dementiert, Griechenland zur Einführung derartiger Kontrollen zu drängen, doch dürften hinter den Kulissen schon Vorbereitungen getroffen werden, sollten die Abflüsse weiter anhalten oder sogar noch steigen. Die von der europäischen Notenbank gewährten Notkredite sind zwar am Mittwoch noch einmal um 3,3 Milliarden Euro aufgestockt worden – das war aber deutlich weniger als die von der Athener Regierung geforderten 10 Milliarden. Sollte auch das heutige Eurogruppen-Treffen ergebnislos verlaufen, ist daher am heutigen Freitag mit einem Rekordabfluss von Geldern zu rechnen. Viele Griechen hatte während der Krise 2012 ihre Gelder nach Zypern verschoben – mit dem bekannt ungünstigen Ausgang. Die Griechen, so scheint es, wollen denselben Fehler nicht zweimal begehen. Derzeit kursiert eine Fotmontage: sie zeigt eine Griechin an einem Bankautomaten, die aber kein Geld erhält und am Display Angela Merkel sieht, die ihr den Stinckefinger zeigt..



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1 Kommentar

  1. Diese Fotomontage vor dem Geldautomaten ist zudem wohl auf Zypern entstanden…^^

    http://www.zerohedge.com/news/2015-02-19/greek-deposit-run-accelerates-ahead-mondays-bank-holiday

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