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Griechenland: Fatale Erinnerungen an die Eurokrise!

Nach dem Macron-Sieg sind inzwischen so viele Geld nach Europa zurück geflossen, dass sich die EU-Verantwortlichen nun eigentlich kein erneutes Hochkochen der Euro-Krise erlauben können. Genau das weiß Griechenlands Ministerpräsident Tsipras - und reizt sein Blatt daher weidlich aus!

FMW-Redaktion

Es war ja auch viel zu ruhig um unsere Freunde aus Griechenland in der letzten Zeit! Da stimmte kürzlich das Parlament den Bedingungen zu für die Auszahlung einer weiteren Rettungs-Tranche, ab kaum jemand bekam das mit ausserhalb Griechenlands. Zwar folgte dann ein Art Generalstreik in Griechenland, aber das hielt man im Ausland eher für ein typisches volkstümliches Gebahren: die Griechen streiken, was denn sonst?

Nun aber streikt offenkundig die Regierung in Athen gegenüber ihren Gläubigern – und will, wie Finanzminister Tsakalotos gestern wohl nach einem imperativischen Telefonat mit Ministerpräsident Tsipras verkünden musste, mit den neuen Krediten auch gleich den lange ersehnten Schuldenschnitt. Nur will das der Wolfgang Schäuble nicht, der dann nämlich im Vorfeld der Bndestagswahlen den Deutschen erklären müsste, dass zum wirklich ersten Mal konkret sich deutsche Kredite in Rauch aufgelöst haben. Das passiert zwar perspektivisch so oder so, aber eben nicht jetzt – und das ist in Kreisen der Politik ein nicht ganz unwesentliches Argument. Noch kann man das lustige Märchen aufrecht erhalten, dass deutsche Gelder an Griechenland nicht verloren sind.

Athen hat nun zwei Druckmittel: einerseits den IWF, der den Schuldenschnitt fordert – solange nicht die eigenen Kredite betroffen sind, selbstredend. Und das zweite ist: wer sehr viele Schulden hat, hat gegenüber den Kreditgebern eine bessere Ausgangsposition, weil die Gegenseite sehr viel zu verlieren hat. Zum Beispiel die EZB, die für 20 Milliarden Euro griechische Anleihen in ihren Büchern hat (die anderen Notenbankern der Eurozone weitere sechs Milliarden, die im Zweifel auch an der EZB kleben bleiben). Im Juli stehen nicht unerhebliche Zinszahlungen an, insgesamt muß Griechenland sieben Milliarden Euro an die Gläubiger überweisen).

„Wir haben bei den Reformen getan, was wir versprochen haben“, so Tsakalotos gestern Abend vor Journalisten, nun seien die Geldgeber am Zug. Die Logik ist bestechend: man erfüllt Auflagen der Kreditgeber, und erwartet für deren Erfüllung (worüber es jedoch unterschiedliche Meinungen gibt) einen Schuldenschnitt. Prima Argument: mit dieser Logik könnten etwa Kunden, die ein Immobiliendarlehen einer Bank erhalten haben, gleich von der Bank eine Senkung der Schuldenlast fordern – weil man doch so brav war!


Griechenlands Finanzminister Tsakalotos
Foto:Unbekannt/Sinn Fein – https://www.flickr.com/photos/sinnfeinireland/16121694663/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41404329

Richtig ist: wo soll das Wachstum herkommen, angesichts des gewaltigen Schuldenberges, der ja bedient werden muß? Investitionsgelder sind da nicht vorhanden, klar. Allerdings ist es auch eine Wahrheit, dass Athen faktisch das Geld bisher unverzinst bekommen hat – und das mit den katastrophalen Bonitätseinstufungen seitens der Ratingagenturen!

Aber Athen hat eben das Druckmittel, einfach die im Juli fälligen Zahlungen nicht zu leisten – und das weckt Erinnerungen an noch nicht so lange vergangene Zeiten, als Griechenland das wichtigste Thema an den Märkten war. Tsipras könnte Neuwahlen androhen, ein Referendum über den Ausstieg aus dem Euro etc. Und genau das ist das Schreckgespenst für Schäuble und Co.

Während die Märkte den Brexit (vorläufig!) verkraftet haben, weil die Briten eine andere Währung haben, wird das mit Griechenland trotz der viel geringeren Bedeutung des Landes im Vergleich zu UK eben viel schwieriger. Nach dem Macron-Sieg sind inzwischen so viele Geld nach Europa zurück geflossen, dass sich die Verantwortlichen nun eigentlich kein erneutes Hochkochen der Euro-Krise erlauben können. Genau das weiß Tsipras – und reizt sein Blatt daher weidlich aus!



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4 Kommentare

  1. Erst nimmt man die Griechen in die Euro-Familie auf, wo sie nie etwas zu suchen hatten und dann rettet man sie mit immer neuen Milliarden, die sie nie zurückzahlen können. Und dann wundert man sich, wenn sich die Griechen als Teil dieses Zirkus eine passende Rolle aussuchen?

    Das Euro-Schiff ist in desolatem Zustand und mit Flickschustereien nicht mehr zu retten. Je länger solche Versuche andauern, desto sicherer ist sein Untergang.

    Die Politiker haben Gesetze erlassen, nach denen ein Unternehmen bei Überschuldung Insolvenz anmelden muss, ansonsten sich die Geschäftsführer oder der Vorstand strafbar machen. Wo bleibt die Strafverfolgung der Politiker, die sich nicht an ihre eigenen Gesetze halten?

  2. und wieder…, wer einmal lügt, dem glaubt man… ????

    welche seite ich meine, suchen sie es sich aus!

  3. Ehrlich gesagt fehlen mir bei so einem zynischen Artikel die Worte!
    Da wird ein EU-Land in Not gezwungen sich selbst zu zerstören und selbst bei einer Jugend-Arbeitslosigkeit von 50%, bei unkontrollierter Migration und mittlerweile tausenden Toten aufgrund des zusammengebrochenen Gesundheitssystems wird hämisch die weitere Zerstörung zelebriert.
    Nun ja, die übrige Welt schaut zwar tatenlos zu, denkt sich aber ihren Teil dabei – über Deutschland, #ThisIsACoup lässt grüßen. Da hilft auch keine Image-Kampagne ala „Refugees Welcome“ mehr.
    Brexit und Trump sind dann die konsequenten Folgen. Und wenn Macron nicht Erfolg hat, oder Renzi usw., dann halt noch ein paar weitere mehr.
    Im übrigen täte Griechenland gut dabei sich stärker an Russland oder auch Großbritannien oder auch den USA anzunähern. Die Chancen dafür waren nie so gut wie heute!

    1. und genau das, ist doch das schöne an der demokratie, alle haben ihr schicksal selber GEWÄHLT! ich finde die „europäischen werte“ super !!! :-)

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