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Griechenland: Geldabfluß geht weiter

Von Markus Fugmann

Laut Angaben eines namentlich nicht genannten Insiders gegenüber Nachrichtenagenturen haben griechische Bürger und Unternehmen auch in der letzten Woche wieder 1,2 Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass in Griechenland zeitnah Kapitalkontrollen eingeführt werden – ein möglicher Zeitpunkt wäre das Wochenende nach dem 01.Mai, der in Griechenland ein Bankfeiertag ist.

Dass die Regierung die Einführung von Kapitalkontrollen erwägt, verdeutlichen auch die Aussagen des stellvertretenden Ministerpräsidenten Yannis Dragasakis in einem gestern veröffentlichten Interview mit der Syriza-nahen griechischen Zeitung Avgi: sollte der Kapitalabfluß anhalten, sei die Regierung gezwungen eigene Maßnahmen zu ergreifen, die man derzeit noch vermeiden wolle, so Dragasakis. Gemeint sind damit offenkundig jene Kapitalkontrollen.

Am heutigen Montag kommt es zu einer Telefonkonferenz zwischen Griechenland und den Institutionen, am Mittwoch ist das nächste Treffen geplant. Derzeit scheint die Stimmung bei den Verantwortlich zu sein, dass eine Staatspleite Griechenlands für die Finanzmärkte verkraftbar sei. So sagte der ehemalige Bundesbankchef und derzeitige UBS-Verwaltungsratpräsident Axel Weber in einem Interview mit der „Neuen Züricher Zeitung“ am Samstag:

„Ich komme gerade vom Treffen des Internationalen Währungsfonds zurück. Da lautete der Konsens zunehmend, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands auch systemisch beherrschbar wäre.“

Damit wird auch die Drohkulisse, die Athen für eine Staatspleite stets ins Feld geführt hatte, weniger erschreckend. Möglich ist, dass die Tspiras-Regierung Neuwahlen ausrufen wird, um sich ein noch robusteres Mandat für die Verhandlungen mit den Gläubigern zu holen. Allerdings ist die Zustimmung für die neue Regierung inzwischen deutlich zurück gegangen: so sind nur noch 46% der Griechen mit der Arbeit der Regierung zufrieden, wie eine Umfrage der Universität von Mazedonien für Skai TV gezeigt hat. Im Vormonat waren noch 56% zufrieden mit der Regierung gewesen.

Nach einer Umfrage von Kappa Research, die in der griechischen Wochenzeitschrft „To Vima“ veröffentlicht wurde, sind 71.9% der Griechen für eine Einigung, während sich 23,2% für eine Konfrontation mit den Gläubigern aussprechen.



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