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Schwarzer-Schwan-Fondsmanager „Größte Zeitbombe in der Finanzgeschichte“

Die globale Verschuldung ist ein Riesenproblem. Ein pessimistischer Fondsmanager sieht die "Größte Zeitbombe in der Finanzgeschichte".

Mark Spitznagel

Universa Investments hat seinen Kunden mitgeteilt, dass die ausufernde Verschuldung in der gesamten Weltwirtschaft die Märkte in einem Ausmaß erschüttern wird, das mit der Großen Depression vergleichbar ist. Der Hedgefonds wird von Nassim Taleb beraten, dem Autor des Buches “Der Schwarze Schwan“. “Es handelt sich objektiv um die größte Zeitbombe in der Finanzgeschichte — größer als in den späten 1920er Jahren und wahrscheinlich mit ähnlichen Folgen für die Märkte”, schrieb Mark Spitznagel, 51, Chief Investment Officer des Unternehmens, diese Woche in einem Brief an die Investoren, der Bloomberg vorliegt.

Am Freitag sagte US-Finanzministerin Janet Yellen, sie sei mit den Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten zufrieden, wolle aber die Rezessionsrisiken nicht kleinreden. Während das Modell von Bloomberg Economics die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in diesem Jahr auf 100 % beziffert, sagen einige einen milden Abschwung aufgrund eines starken Arbeitsmarktes und einer nachlassenden Inflation voraus. Universa ist ein sogenannter Tail-Risk-Fonds, der die Anleger in den widrigsten Marktumständen schützen soll. Für diese Art von Fonds besteht ein Anreiz, eine schlechte Wirtschaftslage vorauszusehen, da sie in Zeiten eines Marktabschwungs besonders erfolgreich sind.

„Zu stark gehebelt“

Mark Spitznagel kritisiert seit langem die Zentralbanken dafür, dass sie die Zinsen zu niedrig halten, und sagte letztes Jahr voraus, dass “wenn diese Kreditblase jemals platzt, es das katastrophalste Marktversagen sein wird, von dem man je gelesen hat.”

In dem Schreiben von dieser Woche erging er sich erneut in flammender Rhetorik über die globale Verschuldung. “Die Korrektur, die einst natürlich und gesund war, ist stattdessen zu einem ansteckenden Inferno geworden, das das gesamte System zerstören kann”, schrieb er. “Die Welt ist heute einfach zu stark gehebelt, das Schuldenkonstrukt ist einfach zu groß.”

Nach Angaben von LCH Investments haben Hedgefondsmanager im vergangenen Jahr mehr als 200 Milliarden Dollar verloren, was eine Debatte darüber ausgelöst hat, wie man sich auf einen Abschwung vorbereiten kann. Die Strategie von Universa könnte laut Spitznagel eine durchschnittliche Rendite von 402 % auf das investierte Kapital erbringen, wenn der S&P 500 in einem Monat um 10 % fällt. Die Rendite könnte 10.251 % betragen, wenn der Index um 30 % abstürzt, so Spitznagel in seinem Schreiben.

“Dieses Auszahlungsprofil ist die Kernkompetenz der Universa”, so Spitznagel. “Wir haben es seit Jahrzehnten verfeinert.” Hätte ein Anleger 2% seines Portfolios in Universa investiert, läge die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in den letzten fünf Jahren bei 10,4 %, heißt es in dem Schreiben. Die Gesamtrendite für den S&P 500 vom 30. Januar 2018 bis zum 30. Januar 2023 betrug mehr als 55 %. Universa machte keine Angaben zu den Renditen für das Jahr 2022, in dem der S&P 500 das Jahr mit einem Minus von 19,4 % abschloss.

Weltuntergangsprognosen

Mark Spitznagel und Nassim Taleb haben schon früher vor der Lage der Wirtschaft gewarnt, und nicht jede Weltuntergangsprophezeiung trifft ein. Im Oktober 2013 erklärte Spitznagel gegenüber CNBC, der Markt stehe kurz vor einem “großen Crash” und könnte um bis zu 40 % einbrechen. Trotz Phasen der Marktvolatilität stieg der S&P 500 im Trend bis März 2020 an — als er dann wegen des Stillstands der Weltwirtschaft im Zuge der Pandemie in den Keller ging.

Während Mark Spitznagel für dieses Jahr eine depressionsähnliche Rezession vorhersagt, glauben viele Analysten und Ökonomen, dass der Abschwung der US-Wirtschaft kaum schaden wird. Der Chefvolkswirt von Moody’s Analytics, Mark Zandi, schrieb diesen Monat, dass die US-Wirtschaft eine tiefgreifende Rezession umschiffen, dabei allerdings mit einer höheren Arbeitslosigkeit und einem stockenden Wachstum konfrontiert sein wird. Die Federal Reserve wird ihre nächste Entscheidung am Mittwoch bekannt geben, und es wird allgemein erwartet, dass sie die Zinssätze um einen Viertelpunkt anhebt.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Ein Schwarzer-Schwan-Fond habe ich schon immer gesucht. Allerdings macht mich der Name des Fondmanagers etwas stutzig. Bei dem Namen Spitznagel kann man ja gar nicht anders, als für das Platzen der Kreditblase zu plädieren…

  2. Wieder nichts „neues unter der Sonne“ (AT, Pred 1.9). Es ist sooooo öde. Werden diese „Prognosen“ und die Artikel darüber inzwischen eigentlich von Bots erzeugt?

    „Prophezeiungen“ treffen nun mal nie ein. Denn eine wesentliche konstituierende Eigenschaft evolutionärer Systeme ist nun mal ihre prinzipielle Unvorhersehbarkeit. Weshalb übrigen die Aussage das „viele Analysten und Ökonomen“ etwas „glauben“, ausgesprochen präzise formuliert ist (wenn vielleicht auch ungewollt).

    Die „Modelle“ und bunten Linien in irgendwelchen Diagrammen, die komischen Kennzahlen und Vodoo-Begriffe mit denen die Finanzbranche so um sich schmeißt sind nun mal lediglich modische Formen von Eingeweideschau, Knochen werfen und Tarot Karten legen. Und Auguren, Schamanen, Hexen, Druiden und Wahrsager heißen heute halt „Analysten“, „Finanzexperten“ und „Zukunftsforscher“.
    Der Mensch ist heute genau so abergläubisch wie er es schon vor 200.000 Jahren war. Und daran wird sich auch nie etwas ändern.

    Weshalb die Bewirtschaftung seiner Unfähigkeit mit der Schicksalhaftigkeit des Seins umzugehen auch weiterhin eines der lukrativsten Möglichkeiten der Vermögensaneignung bleiben wird. Sonst müsste man ja noch produktiv arbeiten. Das überlassen wir dann doch lieber weiterhin den Leibeigenen.

  3. Pingback: Aktuelles vom 1. Februar 2023 | das-bewegt-die-welt.de

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