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„Wohlstand für alle“ – DIW wünscht sich „Grunderbe“ – Umverteilung löst keine Probleme

Man könnte glatt denken das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wäre ein Parteiorgan der Grünen oder der Linken? Schulden machen und Gelddrucken ist was Gutes, höhere Energiepreise sind super, und Freibier für alle ist auch drin? Aber hat das DIW wirklich „Freibier für alle“ gesagt? Wortwörtlich nicht – aber „Wohlstand für alle“ kommt letztlich auf das selbe raus. Selbst in der schönsten sozialistischen Volkswirtschaft, selbst nach der größten Umverteilung von Privateigentum durch Steuern und Enteignungen wird es keinen Wohlstand für alle geben. Aber das DIW hat da eine Idee, die man heute offiziell präsentiert hat. Sie nennt sich „Grunderbe“.

Grunderbe soll „Wohlstand für alle“ bringen

Und das geht so. Der Staat nimmt den Vermögenden Geld weg und verteilt es an andere Menschen. Wonach hört sich das an? Sozialistische Umverteilung, würde ich sagen. Aber „Grunderbe“ klingt einfach viel netter und harmloser, so wie Grundversorgung under Grundsicherung. So schreibt das DIW Zitat:

„Wenn wir wirklich in absehbarer Zeit ,Wohlstand für alle‘ schaffen wollen, dann sollten wir die hohe Vermögensungleichheit in Deutschland durch Umverteilung reduzieren: indem die besitzlose Hälfte ein Grunderbe zum Vermögensaufbau erhält, das über Steuern auf hohe Vermögen finanziert wird“.

Ein Grunderbe in Höhe von bis zu 20.000 Euro für alle 18-Jährigen (als Schenkung) und dessen Finanzierung durch Erbschaftsteuer oder Vermögensteuer würde laut DIW die Vermögensungleichheit in Deutschland deutlich reduzieren. Bei einem Startkapital von 20.000 Euro für alle Volljährigen würde dieses Grunderbe laut DIW rund 15 Milliarden Euro im Jahr kosten.

Alle 18-Jährigen sollen also quasi eine Art Startkapital vom Staat geschenkt bekommen – laut DIW aber nicht als Banküberweisung, sondern mit „Verwendungsauflagen für Aus- und Weiterbildung, Erwerb von Wohneigentum, Selbstständigkeit oder Unternehmensgründungen“. Aber halt… dann ist es ja keine richtige sozialistische Umverteilung mehr, wo wirklich Geld von A nach B verschoben wird? Es klingt eher nach einer Art Gutscheinsystem – der Staat nimmt Geld von den Reichen, und es verbleibt dann erstmal beim Staat, bis die 18jährigen es im Einzelfall für bestimmte Zwecke beantragen. Man kann sich für dies und jenes je nach Bedarf eine Förderung oder einen Zuschuss beim Staat abholen.

Grundlegende Probleme

Diese Idee klingt natürlich erstmal super. Man nimmt den bösen Vermögenden Geld weg, und gibt es den mittellosen jungen Leuten. Würde man es per Banküberweisung auf die Konten der 18jährigen bringen, würden viele das Geld womöglich verkonsumieren, und weg wäre es. Aber wie das DIW es selbst schreibt – man will dieses Geld (anders würde es wohl gar nicht gehen) wohl in Form von Gutscheinen anbieten für Punkte wie Aus- und Weiterbildung, Erwerb von Wohneigentum, Selbstständigkeit oder Unternehmensgründungen. Dazu sei gesagt: In den USA könnte das teilweise Sinn machen, denn der dortige Besuch von Universitäten ist richtig teuer, und Amerikaner verlassen in der Regel die Universität mit einem Riesenberg an Schulden. Für arme Amerikaner, die wegen der hohen Schuldenlast nicht studieren wollen oder können, wäre sowas durchaus sinnvoll im Sinne des sozialen Aufstiegs. Aber in Deutschland ist Studieren in der Regel kostenlos.

Auch können 18jährige, die vielleicht kein Abitur gemacht haben, auf höhere Handelsschulen gehen, sich dort weiterbilden usw. In Deutschland ist also ein Bildungsaufstieg durch kostenlose staatliche Bildungsangebote möglich, auch jetzt schon ohne Grunderbe-Gutscheine. Auch hat nicht jeder 18jährige Lust sich selbständig zu machen. Und ebenso will nicht jeder junge Mensch Wohneigentum erwerben. Mit solchen Gutscheinen würde man eher noch diejenigen jungen Leute begünstigen, die eh aus gut betuchtem Hause kommen, und dank dicken Kapitalpolster der Eltern in Richtung Wohneigentum und Selbständigkeit denken. Was nützt einem 18jährigen aus einem sozial benachteiligten Haushalt, der einen Job mit Mindestlohn antritt, sagen wir mal ein Gutschein über 3.000 Euro für einen Bausparvertrag für das Ansparen des Eigenanteils für einen späteren Hausbau? Oder was nützt ihm/ihr ein Gutschein über vielleicht 5.000 Euro bei der Planung einer Selbständigkeit, wenn man für ein Startup aber 100.000 Euro benötigt? Im Einzelfall könnten solche Gutscheine womöglich hier und da ein wenig helfen, aber für die breite Masse sozial benachteiligter junger Menschen?

Egal ob Grunderbe in Cash (würden viele wohl verkonsumieren) oder in Form eines Gutscheinsystems. Am Grundproblem würde es nichts ändern. Es sind einmalige und begrenzte Beträge. Beim DIW scheint man nicht zu verstehen, dass der nachhaltige Aufbau von Vermögen durch Arbeitsleistung, Engagement und Kreativität entsteht, und nicht durch zwangsweise Umschichtung von Geld oder dem Bereitstellen von Gutscheinen. So ein Grunderbe in dieser Form würde wohl eher denjenigen jungen Menschen helfen, die sich eh schon mit dem Gedanken tragen später ein Haus zu bauen oder sich selbständig zu machen. Aber die breite Masse würde davon minimal oder gar nicht profitieren.

Was viele linkslastige Ökonomen und sonstige Experten womöglich nur ungerne hören wollen: Es hat nun mal auch viel damit zu tun, ob die Eltern den Kindern in Sachen Bildung Feuer unterm Hintern machen, oder ob ihnen die Zukunft ihrer Kinder egal ist. Leider ist es nun mal so. Der Staat kann hier aber kräftig gegensteuern, in dem er in Sachen Schulbildung massiv die Angebote und Möglichkeiten ausweitet – hier kann man versuchen benachteiligte junge Menschen zu unterstützen, sodass sie mit guten Abschlüssen zum Beispiel auf die Uni kommen und später mit gut bezahlen Jobs dauerhaft Vermögen aufbauen können. Und ja, junge Leute ohne reiche Eltern im Hintergrund, die sich selbstständig machen wollen, sagen wir mal mit einem gastronomischen Betrieb, die würden sich sicher über einen Zuschuss in Höhe von vielleicht 5.000 Euro freuen. Aber ob sowas ein Baustein für nachhaltige Vermögensbildung für die breite Masse der 18jährigen ist?

DIW-Grafik zum Thema Grunderbe



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3 Kommentare

  1. Fratzscher for President

    Gute Idee vom DIW.

    Lasst uns die Großgrundbesitzer enteignen und verjagen!!!!

    Wohlstand für alle…und Klimaschutz über alles!

    Dem Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.

    Genosse Fratzscher for President.

  2. Um eines voranzustellen, ich bin auch ein eifriger Verfechter des Leistungsprinzips und ich unterschreibe alle Vorbehalte gegen diese Grundrente in dem Artikel.

    Aber, es ist einfach nicht wegzudiskutieren, dass eine große Vermögensungleichheit besteht, die sich über Jahrzehnte aufgebaut hat und einfach nicht geringer wird. Mit dem Grunderbe würde zumindest das Gerechtigkeitsempfinden in der breiten Bevölkerung wieder gesteigert und das wäre auch schon mal ein positiver Punkt und würde zur Stärkung der Demokratie beitragen. Den meiner Meinung sind die großen Einkommens- und Vermögensungleichgewichte Demokratiegefährdent.

    Wir müssen uns da wirklich im Sinne der Demokratie Gedanken machen, um das Problem der großen Vermögensungleichheit zu lösen.

  3. „Was viele linkslastige Ökonomen und sonstige Experten womöglich nur ungerne hören wollen: Es hat nun mal auch viel damit zu tun, ob die Eltern den Kindern in Sachen Bildung Feuer unterm Hintern machen, oder ob ihnen die Zukunft ihrer Kinder egal ist.“

    Herr Kummerfeld, der radikalen Linken sind Eltern ohnehin ein Dorn im Auge. In den USA kocht das Thema gerade hoch, weil viele Eltern mitbekommen haben, dass ihre Kinder neo-rassistischen Schulunterricht erhalten und deswegen auf die Barrikaden gehen. Die Reaktion der Behörden: es ginge die Eltern überhaupt nichts an, was die Kinder lernen. Eltern seien schließlich keine Erziehungswissenschaftler und hätten keine Ahnung davon, was für Kinder gut und richtig sei. Wer das anders sieht, ist Populist, Rassist, Faschist oder was auch immer man sonst an Schimpfworten gerade übrig hat.

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