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Handelskrieg 2.0: Ist es schlicht der US-Wahlkampf?

Warum eskaliert gerade jetzt der Handelskrieg 2.0? Zu einer Zeit, in der die globale Wirtschaft in ihre größte Krise seit Dekaden gerutscht ist, in der gemeinsame Sache zu machen wäre in der internationalen Bekämpfung von Covid-19 und beim Wiederaufbau der Lieferketten zur Linderung der wirtschaftlichen Not. Eine Rückkehr zum Handelskrieg (2.0) und zur diplomatischen Eskalation in geopolitischen Fragen kommt absolut zur Unzeit. Wir sind in der Beurteilung der Motive der Beteiligten zwar alle nur Außenseiter und können nur spekulieren, aber ein paar Fakten liegen auf der Hand.

Handelskrieg – der Der Kampf um die Vorherrschaft

Natürlich steht über allem der Kampf um die Rolle der Nummer eins in dieser Welt auf wirtschaftlichem, militärischem und technologischem Gebiet – der Handelskrieg ist gewissermaßen dafür nur die sichtbare Oberfläche. Noch ist die USA in Teilbereichen weit voraus und kann nicht so schnell überholt werden, allein schon wegen der Ausnahmestellung seiner Währung (allein der Rohstoffhandel bringt es auf weit über 10 Billionen Dollar jährlich) und seines Militärs (über 700 Milliarden Dollar). Aber die Situation um Covid-19 hat zu einer Ausnahmesituation geführt, in der die eine Nation (China) überraschend eine Notsituation der anderen (USA) erlebt, die zu aus objektiver Sicht zu irrationalen Entwicklungen führt.

Die Ausbreitung und Eindämmung von Covid-19

Bei der Entwicklung der Pandemie sieht es von außen so aus, als dass eine Nation (China) auf ganzer Linie reüssiert und eine andere (USA) versagt hätte. Das Reich der Mitte mit seinen 1,4 Milliarden Menschen hätte es nicht nur geschafft, mit vergleichsweise geringen 83.000 Infizierten und 4634 Coronatoten die Seuche nahezu komplett einzudämmen (82 Restfälle), sondern auch die Wirtschaft innerhalb von fünf Monaten zumindest auf ein Nullwachstum zurückzuführen. Dass die Daten extrem staatlich geschönt sind, steht auf einem anderen Blatt, aber offiziell ist dies in allen Übersichten zu lesen. Wirtschaftlich geht es jedenfalls stark aufwärts, Satellitenaufnahmen über den Verkehr und andere Messungen wie zum Beispiel des Energieverbrauchs, lassen sich nicht beliebig täuschen.

Die USA hingegen haben mit 1,62 Millionen Infektionen nicht nur fast ein Drittel der weltweiten Fälle, sondern dazu fast schon 100.000 Coronatote und dies bei einer Bevölkerungszahl von 332 Millionen Einwohnern. Aber das absolut Destruktive für den US-Präsidenten ist, dass er die Krankheit über Wochen (nachweislich) verharmlost hat und auch jetzt noch als unfähiger Krisenmanager im eigenen Lande betrachtet wird. Für Donald Trump ist dies so etwas wie ein „Worst Case Scenario“.

Der Wahltermin und die innenpolitischen Schwierigkeiten

Es war von Anfang an klar, dass alles politisches Handeln von Donald Trump ausgerichtet ist, ihm eine zweite Wahlperiode zu verschaffen. Noch nie hatte sich ein Präsident so früh in die Wahllisten für eine zweite Amtsperiode eintragen lassen. Und nun das jetzt. Die Schwierigkeiten um Corona und ein Herausforderer (der „schläfrige Joe Biden“ nach D.T.), der nach neusten Umfragen seinen Vorsprung vor dem Amtsinhaber immer mehr ausbaut. Über seine innenpolitischen Schwierigkeiten wurde schon viel geschrieben, hinzu kam in letzter Zeit das Gerangel mit den US-Gouverneuren im Hinblick auf Maßnahmen des Lockdowns in Fragen der Pandemie. Wo Donald Trump den Kürzeren zog, schließlich gibt es auch in den USA so etwas wie das Bundesstaatsprinzip. Und was macht man als Präsident in einer solchen Situation, wenn einem innenpolitisch das Wasser bis zum Hals steht? Dafür gibt es historisch viele Beispiele, zumeist kriegerischer Natur, aber das Ziel war immer das Volk hinter dem amtierenden Präsidenten zu vereinen. Man muss dem Volk eine Bedrohung von außen klarmachen, die nur durch eine starke Führung abgewehrt werden kann. Der Handelskrieg ist wohl nur vor diesem Hintergrund logisch erklärbar.

Handelskrieg: Donald Trumps große Ablenkung

Es sind gerade doch gut fünf Monate bis zum Wahltermin in den USA.

US-Präsident Trump dürfte es klar geworden sein, dass die US-Wirtschaft bis dahin nie und nimmer in den Zustand kommen kann, in dem sie noch Ende 2019 gewesen ist.

Selbst bei einer überraschenden Wende in den Coronazahlen und Fortschritten bei der Entwicklung eines Impfstoffs, ist es unmöglich, die Arbeitslosigkeit in USA auch nur in die Nähe der 3,7 Prozent-Rate zu bringen, die noch vor wenigen Monaten gegolten hatte. Obwohl die USA aktuell auch Opfer der Pandemie geworden sind, steht man meilenweit schlechter da als der Konkurrent, in dessen Land die Seuche ihren Ursprung hatte.

Deshalb wird Donald Trump derzeit nicht müde, ständig mit dem Finger auf die Chinesen zu zeigen, die es versäumt hätten (auch durch Vertuschung, was auch lange gestimmt hat) die Infektionskrankheit einzudämmen. Hinzu kommen all die Nadelstiche im Handelskrieg 2.0 mit Huawei und den politischen Eskationen um das „unabhängige“ Hongkong, Waffenlieferungen nach Taiwan und all das was Markus Fugmann heute Morgen in seinem Video angesprochen hat.

Ergo: Der neue und alte Feind für die USA ist das kommunistische China. Es ist verantwortlich für die Pandemie mit all ihren medizinischen Folgen und auch für die wirtschaftliche Notsituation. Ihn gilt es zu bekämpfen, mit einer Wiederaufnahme des Handelskrieges 2.0 und weiteren strategischen, politischen Maßnahmen. Es gibt nur einen „Leader“, der dazu in der Lage ist – er heißt Donald Trump und dazu muss er wiedergewählt werden.

Fazit

Der Unterschied könnte nicht krasser sein. Während man in China im zweiten Quartal mit einem leichten Wachstum rechnet, liegen die Schätzungen in den USA bei desaströsen minus 30-40 Prozent. Und aus so einer Lage heraus spannt Donald Trump seine wirtschaftlichen Muskeln an durch den Handelskrieg. Eigentlich ein Wahnsinn und ein Zeichen für eine Notsituation, besonders für den „egomanisch“ geprägten US-Präsidenten.

China scheint in dieser Frage eindeutig in einer besseren Situation zu sein  als die USA. Die Volksrepublik mit ihrer weitaus leidensfähigeren Bevölkerung ist auf eine weitere Auseinandersetzung vorbereitet, im lang andauernden Kampf um die Vorherrschaft.

Aber ich wage eine weitere Prognose. Auch China wird den Handelskrieg 2.0 nicht auf die Spitze treiben. Erinnern wir uns an das Jahr 2009, wo im Südosten Chinas infolge der Finanzkrise 120 Millionen chinesische Wanderarbeiter arbeitslos wurden, ein Schock für die KP Chinas, die sofort riesige Infrastrukturprogramme in die Wege leitete. Die große Furcht der chinesischen Regierung sind Massenunruhen im Lande aufgrund von Arbeitslosigkeit.

Davor fürchtet man sich noch mehr als vor dem Wirtschaftsfeind USA.

Der Handelskrieg steht im Zeichen des US-Wahlkampfs



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