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Handelskrieg: Phase-1-Deal ist weltwirtschaftlich kein Erfolg

 
 

Zweifel sind jedenfalls angebracht, ob den USA tatsächlich irgendwann einmal Vorteile aus dem Handelskrieg entstehen und wie der Handel zwischen den USA und China nach Ablauf der jetzt eingegangenen Verpflichtungen in zwei Jahren aussehen wird, zumal das am vergangenen Mittwoch unterzeichnete Abkommen einige wichtige Aspekte nicht abdeckt, die Chinas Märkte auch weiterhin für US-Hersteller unzugänglich machen. Die Blockade Pekings in diesen Punkten zeigt, dass die chinesische Führung ihr Gesicht wahren muss und eigene nationale Interessen priorisieret. Dies gilt vor allem für staatlich gelenkte Einfuhrbeschränkungen und Subventionen für staatliche Unternehmen, um die heimische Wirtschaft zu schützen.

Der Grund für den Handelskrieg hat nichts mit Sojabohnen zu tun

Für den Handelskrieg gibt es in den USA zwei elementare Motive, die beide auch nach dem Erreichen des ersten Abkommens weiter fortbestehen: Das ist zum einen die Eindämmung des Handelsbilanzdefizits. Dieses erreichte im Jahr 2018 den Rekordwert von 323,3 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr schrumpfte dieses Defizit hauptsächlich wegen der Zölle auf 295,8 Milliarden US-Dollar, war damit aber immer noch größer als in jedem anderen Jahr vor dem Rekordjahr 2018 und ging auch zulasten der US-Exporte nach China, die drastisch einbrachen. Zweitens tobt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt ein Wettbewerb um die Dominanz auf diesem Planeten. Dieser Kampf um die Vormachtstellung ist mit dem nun unterzeichneten Stück Papier in keiner Weise vorbei. China verfolgt unverändert seine aggressive Zukunftsstrategie „Made in China 2025“, die explizit aus den Verhandlungen herausgehalten wurde.

Die USA haben im Bereich der Industrie im Wesentlichen vier wettbewerbsfähige Gütergruppen für den Export zu bieten: Land- und Baumaschinen (Caterpillar), Rüstungsgüter, Chips und Zivilflugzeuge (Boeing). Selbst wenn China in diesem Bereich sein Handelsbilanzüberschuss mit den USA durch mehr Importe eindämmen wollte, geht dies nur sehr eingeschränkt. Der Export von Rüstungsgütern in den Nicht-Nato-Staat China ist quasi tabu, Boeing produziert momentan kaum zivile Flugzeuge und bei den Speicher- und Prozessor-Chips tut China gerade alles, um sich aus strategischen Gründen autark aufzustellen, nachdem Unternehmen wie z. B. Huawei schlechte Erfahrungen mit Export-Sanktionslisten in den USA gemacht haben. Bleibt noch Caterpillar, also Land- und Baumaschinen. Dazu kommen noch die vereinbarten Mehreinfuhr von landwirtschaftlichen Produkten nach China. Doch diese Zusagen, sofern sie jemals eingehalten werden, erzeugen ja nicht automatisch mehr Bedarf in China, sondern gehen zu Lasten von Anbietern in anderen Regionen der Welt, wie Brasilien und Argentinien. Weltwirtschaftlich betrachtet entspricht dieser Teil des Abkommens dem Prinzip linke Tasche, rechte Tasche. Zumal ein Großteil der Lieferverpflichtungen aus dem Agrar-Sektor laut „Deal“ erst ab dem kommenden Jahr greifen soll. Bis dahin findet immerhin noch eine US-Präsidentschaftswahl statt.

Fazit

Es bleibt abzuwarten, was in der Realität von dem Phase-1-Deal übrig bleibt. Aber Trump hatte seinen massenmedialen Triumph und die Chinesen ihre Demütigung in der zweiten Reihe hinter dem großen Führer der „Greatest Nation on Earth“. Diese Inszenierung vor laufenden Kameras ist quasi ein Garant dafür, dass die Chinesen sich für diese weltweit sichtbare Demütigung über ihre eigene Einflusssphäre an Trump rächen werden. China plant langfristig und vergisst nie – also quasi genau das Gegenteil von US-Präsident Donald J. Trump. Mit den vermeintlichen Erfolgen im Rücken fühlt sich Trump vermutlich sogar ermutigt auch gegen andere „Gegner“ Amerikas, wie zuletzt gegen Mexiko, Kanada, Frankreich die EU oder eben China mit der Wirtschaftswaffe Zölle vorzugehen. Der Handelskrieg ist ergo nicht vorbei, sondern tritt lediglich in eine neue Phase ein.



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2 Kommentare

  1. Das US-Handelsbilanzdefizit ist auf einem 3-Jahrestief und der #PhaseOne-Deal mit China verleiht #Trump eine gewisse Dynamik in seiner Rede bei #Davos

    https://twitter.com/depotrockerin/status/1219613186053279749

  2. „Wir lieben uns“ sprach Trump in Davos. Gemeint war Xi Jinping.

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