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Handelskrieg – warum Trump bald umschwenkt!

Die oberste Prämisse ist die Wiederwahl Trumps: Nicht "America first" heißt ab jetzt die Devise, sondern "Trump first"!

Der Handelskrieg geht in eine neue Runde – seit Sonntag gelten die neuen Zölle. Oder besser gesagt ein Teil davon, denn der US-Präsident nimmt eindeutig Rücksicht auf seine Konsumenten und das große Weihnachtsgeschäft ist nicht mehr fern. Warum ist das so, wo er doch noch am 2. August getwittert hat „We ll tax the hell out of China, until we reach a deal!“?

 

Die Einschläge für die US-Konjunktur kommen näher

Wie unschwer aus dem Artikel von Markus Fugmann am Samstagmorgen über die Wahlumfragen in den USA und auch aus meinem Kommentar „Chinas Spiel auf Zeit – und die Märkte spielen mit“ zu entnehmen ist, wird es für den jetzigen Amtsinhaber ungemütlicher.

Die Handelskrieg und seine Auswirkungen hinterläßt von Woche zu Woche größere Spuren in der US-Wirtschaft und ihrem Umfeld, so dass es meiner Meinung nach bald zu einem völligen Umschwenken im Zollstreit kommen könnte. Damit steht etwas im Raume: nämlich, dass es einen Deal im Handelsstreit geben wird – oder zumindest einen Waffenstillstand. Die Indizien dafür sind:

  • Trump erhöht jeden Tag heftiger seine Forderungen an die Fed zu zinspolitischen Maßnahmen.
  • Man denkt über Steuersenkungen und Konjunkturmaßnahmen nach.
  • Zudem lässt man 50 und 100-jährige Anleiheemissionen prüfen, für eine weitere Schuldenaufnahme
  • Das US-Verbrauchervertrauen lässt mehr und mehr nach (Aktuell Uni Michigan auf dem tiefsten Stand seit 2012).
  • Das Verhältnis Konsum im Bruttoinlandsprodukt zu Export lautet 70 zu 4 Prozent und die Zölle schlagen langsam auf den Verbrauch durch (das ständige Starren auf die Einkaufsmanagerindizes zum verarbeitenden Gewerbe führte in den USA bisher in die Irre)
  • Der Konsum war im Frühjahr annualisiert um 4,3 Prozent gestiegen, da konnten die Kurse bisher kaum fallen.
    Hunderte Firmen und Organisationen schrieben aber jetzt Brandbriefe an den Präsidenten und legten Argumente für die Schädlichkeit des Handelskrieges im Hinblick auf Wirtschaft und Arbeitsplätze vor.
  • Am Freitag machte eine treffende Formulierung an der Wall Street die Runde: „The consumer canˋt do it alone!“
  • Die oberste Prämisse ist die Wiederwahl Trumps: Nicht „America first“ heißt ab jetzt die Devise, sondern „Trump first“!

 

Der Grund für die stabilen Aktienmärkte – trotz Handelskrieg

Diese Zusammenstellung repräsentiert meiner Ansicht nach etwas die Gründe, warum die Märkte (derzeit) nicht fallen wollen. Nicht, weil sie so eine lange Leitung haben, sondern weil sie trotz sich ständig verschlechternder Wirtschaftssignale einpreisen, dass der US-Präsident im Handelskrieg deeskalieren muss und alle Maßnahmen ergreifen wird, die Wirtschaft zu stimulieren, um wiedergewählt zu werden.

Dieses konjunkturelle Strohfeuer wird antizipiert, zugleich haben sich die Investoren durch ihre Abkehr vom Aktienmarkt und der rekordhöhen Zuflüsse in den Rentenmarkt, gepaart mit einem großen Pessimismus, in eine Schieflage gebracht, so dass nach den Zinssitzungen im September eher mit einer (dosierten) Jahresendrally zu rechnen ist. Dazu passt auch die neueste Studie der Bank of America Meryll Lynch, die zum ersten Mal seit Januar zu Investments in die Aktienmärkte rät. Ein Marktindikator sei inzwischen so stark gefallen, dass er ein Kaufsignal sende: Der „Bull/Bear- Indikator liegt nur noch bei 1,3, vor einer Woche waren es noch 2,4 (Skala 0 bis 10).

Alles in allem scheinen die Anleger die Notlage der US-Seite durchschaut zu haben, man glaubt nicht mehr an das Trumpˋsche Gebabbel. Dieser verkauft „eher seine Schwiegermutter“ und setzt sich über alles Gesagte hinweg, als seine Wiederwahl aufs Spiel zu setzten, um es einmal salopp zu formulieren.

Der Unsicherheitsfaktor für Trump sind aber die taktisch schlauen Chinesen, die das Vorhaben „Wiederwahl 2020“ torpedieren könnten.

 

Handelskrieg – die Hintergründe, oder hat sich einer verzockt?

Klar, das Thema Handelskrieg geht in eine entscheidende Phase. Auf der einen Seite geht es um den Kampf um die Vorherrschaft auf wirtschaftlichen, technologischen und militärischen Gebieten – und auf der anderen Seite um einen Machtpoker im Sinne der Spieltheorie, bei der noch Zusatzfaktoren eine Rolle spielen.

Trump hat angesichts der großen Überlegenheit der USA (Wirtschaft, Aktienmärkte, Weltleitwährung, Militär) geglaubt, den Gegner einfach in die Knie zwingen zu können. Durch die von ihm vorangetriebene De-Globalisierung der Welt, bekommt er aber plötzlich die Folgen zu spüren in seiner Wirtschaft, in der die Verlängerung des langen Wirtschaftszyklus sowieso nur durch die opulente Steuerreform künstlich in die Länge gezogen wurde.

Die chinesische Regierung selbst hat auch das Wirtschaftsproblem, kurz vor dem 70. Geburtstag der Volksrepublik, an dem sie ihrem Volk sicher nicht von einem Einbruch der Wirtschaft berichten will. Trump wiederum hat durch seine ungezügelte Eskalation, quasi im Alleingang, das Problem geschaffen, dass sich der Handelsstreit langsam im US-Konsum bemerkbar macht. Immer mehr und das Ganze nur 14 Monate vor dem kommenden Wahltermin.

 

Fazit

Was könnte dies für die weitere Entwicklung des Handelsstreits und für Wirtschaft und Aktienmärkte bedeuten?

Donald Trump ist aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur erheblich ungeduldiger als der chinesische Gegner. Aber auch die beiden Nationen haben eine völlig unterschiedliche Leidensfähigkeit. In den USA ist die Devise „Money makes the world go round!“ fast zur Religion geworden, mit einer alles bestimmenden Wall Street. Der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes, Gabor Steingart, hat erst kürzlich in seinem Morning Briefing davon gesprochen, dass der US-Aktienmarkt bereits eine Marktkapitalisierung von circa 50 Prozent aller großen Weltmärkte erreicht habe.

Damit wird überdeutlich, was die Amerikaner zu verlieren haben, bei einem Kurseinbruch der Wall Street. Die Hauptindizes haben sich seit 2009 in etwa vervierfacht. Insgesamt betrachtet erleben wir einen „Clash of Civilisations“ und durch die Achillesferse der Amerikaner muss der US-Präsident fast jede Kröte schlucken, um einen Einbruch der Wall Street vor den Wahlen zu verhindern. Diese Zusammenhänge kennen auch die strategisch schlauen Chinesen und drängen ihn in die Enge. Das Pokerspiel im Handelskrieg geht weiter. Der US Präsident hat in seiner Vergangenheit als Immobilienmogul schon einmal ein Casino-Investment „in den Sand gesetzt“.

Scheint so, dass er auch im gegenwärtigen Spiel ein schlechtes Blatt hat.

 

Trump könnte im Handelskrieg bald zum umschwenken gezwungen sein



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15 Kommentare

  1. Das ist zur Zeit der Mainstreamgedanke. Ok. Könnte auch so kommen.
    Ich sehe diese Ansicht aber als zur kurz gegriffen und vertrete eher die Meinung, dass Tump nicht alleine in seinem Zimmer hockt und sich alles ausdenkt, sondern dass da große und schlaue Beraterstäbe im Hintergrund beraten und die Taktik bestimmen. Dass der Handelskrieg auch die amerikanische Wirtschaft belasten würde, war von Anfang an abzusehen und ist einkalkuliert. Nach vielen Jahren der wirtschafliche Verflechtung ziwschen USA und China glaube ich auch nicht, dass die USA die Chinesen falsch einschätzen würden. Trump und die USA haben keine andere Wahl, als das im Sinne der USA zu regeln. Wenn Trump einknicken würde, wäre seine Wiederwahl sowieso hinfällig. Er wird seiner Ideologie im Sinne der USA weiter folgen. All – in :-)

  2. Kann ich nur bestätigen !

    Trump hat sich verzockt,was voll im Plan liegt.Falls die US Börse kollabiert wird
    vor dem USD der EUR Geschichte sein.Bereits unsere Banken fangen lang an zu wackeln,
    Deutschland fällt als Zugpferd für Die EU aus.
    Gerade die USA sieht dies mit großer Sorge.Aber so ist wenigstens nicht nur Trump
    allein Schuld am Crash.
    Zahlmeister ist leider immer,wie auch schon bei den Weltkriegen die Weltbevölkerung

  3. Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass Trump irgendwann einen Rückzieher macht und den Handelskrieg deeskaliert.
    Trump ist meiner Meinung nach hier viel zu sehr getrieben von seinem Ego bzw. Narzissmus. Er will natürlich wieder gewählt werden, aber er will auch nicht klein beigeben, da er ja Recht hat.
    Ehrlich gesagt könnte ich mir sogar vorstellen, dass er eher auf einem anderen Gebiet für noch mehr Eskalation sorgt, nämlich in der Beziehung zu dem Iran. Im Kriegsfall wird ein Präsident nämlich normalerweise auch wiedergewählt.

    Aber selbst wenn es so kommen sollte, dass Trump nachgibt und sich die Lage mit dem Iran wieder verbessert (was ich hoffe), denke ich, dass China die entscheidenden Impulse geben könnte. China weiß in der Zwischenzeit auch, dass es mit Trump nicht einfach ist und hätte sicher gerne einen anderen Präsidenten in den USA. Die Chinesen könnten also durchaus auch ein Interesse daran haben, dass die USA in die Rezession schlittert und somit Trump abgewählt wird. Wobei das eine Gratwanderung wäre, denn ihre eigene Wirtschaft würden sie vermutlich auch nicht opfern.

  4. Die Chinesen könnten ja einfach mal höflich bei Putin anfragen, wie man US-Wahlen erfolgreich manipuliert.

  5. Interessante These, dass die Wallstreet jetzt noch einmal einen Höhenflug erleben wird. Es steht wohl Spitz auf Knopf. Vielleicht ist Trump auch so dämlich, dass er mit seinen Zöllen einfach weitermacht, falls er nicht schon unwiderruflich die konjunkturelle Abwärtsspirale losgetreten haben sollte.

  6. Trump wird aus der Nummer nicht mehr herauskommen und ich bin überzeugter denn je, dass es vor dem großen Knall keinen Deal mehr geben wird und für einen Waffenstillstand läuft den Kontrahenten die Zeit weg. Die Entwicklungen sind nicht mehr zu stoppen.

  7. … dass Tump nicht alleine in seinem Zimmer hockt und sich alles ausdenkt, sondern dass da große und schlaue Beraterstäbe im Hintergrund beraten…
    Genau

    Die meisten vergessen das die Welt vernetzt ist. Keiner fährt eine OneManShow

    1. @ollifred. Jetzt überprüfen Sie mal, wer von seinen Beratern und Ministern von vor zwei Jahren noch an Bord ist. Wer widerspricht, fliegt. Lesen Sie einmal nach, was die Ehemaligen von sich geben – es herrscht ein Klima der Angst. Er ist fast nur noch von Jasagern umgeben. Larry Kudlow, Wilbur Ross, Robert Lighthyzer und Weitere. Sehen sich doch einmal deren Interviews an: Eine einzige Lobhudelei auf Mr. President! Dann twittert er nachts um drei Uhr, ohne Vorabsprachen und manchmal aus Wut auf Konjunkturdaten. Es ist weitgehend eine One-Man-Show. Dafür gibt es viele Beispiele und wer soll denn die geheimnisvolle Macht im Hintergrund sein? Trump nimmt auf keine Organisation Rücksicht. Er baut die Fed und sogar den obersten Gerichtshof um, nach seinen Interessen. Wenn es nach der Verfassung möglich ist.

      1. Sehr guter Kommentar @Michael, Kontrolle und Überprüfen ist besser als Vertrauen!

  8. @ Nico, sehr richtig u.bis jetzt haben ihn nicht einmal Grössen wie der Apple – Boss u.Hunderte anderer
    Firmengrössen von seinem Tun abhalten können.Ich bin auf seine Wuttaten gespannt, wenn er merkt dass er nicht mehr der Widergewählte ( Auserwählte ) sein wird.

  9. Eines darf man auch nicht vergessen. Es ist der Bericht und die Aussage von Sonderermittler Muller. Er sagte das solange Trump im Amt ist man ihm wohl nicht an den Kragen kann. Aber sobald er kein Präsident mehr ist, dann kann man juritisch gegen ihn vorgehen, weil es genug Material. Ich denke das er ALLES tun wird um wiedergewählt zu werden und um weitere 4 Jahre Zeit zu gewinnen um einige Dinge zu sortieren und zu regeln für eine evtl. bevorstehende Klage. Und dazu gehört sogar der Kniefall vor den Chinesen. Aber meiner meinung nach wird er dies nicht zu zeitig tun, da er den Vorteil in der heissen Phase beötigt ( wenn feststeht wer gegen ihn antritt ). Dann würden die Börsen nämlich genau zum richtigen Zeitpunkt eine Rally starten. Denn das timing ist sehr wichtig.

    1. Okay, sagen Sie uns bitte Bescheid, wann es soweit ist! :-)

      1. @Lausi…das werden Sie schon selbst sehen. Sogar sehr klar und deutlich :-)))

      2. Nur Geduld @leftuti, alles braucht seine Zeit!
        👆👆👆👆👆

  10. Trump selber sprach immer davon, dass der Handelskrieg bis Ende 2020 gelöst sein sollte. Hier steckt einzig die Taktik dahinter mit steigenden Aktienmärkten die Wiederwahl zu gewährleisten. Trump kann jeder Zeit den Deal machen und wenn er noch so ungünstig für die USA ist, dass sollten wir im Hinterkopf behalten. Allerdings glaube ich auch erst daran, wenn die Märkte kippen. Vorerst wird er weiter den harten spielen.

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